Meine weise Mutter hat heute ein sensationelles Wort geprägt, das bei gleichgesinnten (schwäbischen) Profis sofort auf allergrößte Zustimmung getroffen ist. Kaufbulimie. Man kauft etwas ein und gibt es dann zurück. Natürlich nicht vorsätzlich, aber ich kann mich erinnern, dass ich ein größeres deutsches Warenhaus ab und an durchaus wie eine Bank behandelt hatte, indem ich etwas gekauft habe und das Geld damit von meinem Konto weg war und ich es dann zurück gegeben habe und das Geld eben immer noch da war. Albern, aber sehr effektiv, denn wenn es auf dem Konto geblieben wäre, hätte ich es vielleicht für etwas anderes ausgegeben. Und so eben nicht. Eine Shoppingversicherung sozusagen.
Die beiden Kleider, die ich zurückgegeben habe, waren ein klassisches ‚Im-Laden-eigentlich-ganz-schön-Phänomen‘, daheim und mit Abstand aber dann eben nicht mehr. Wenn man zu zweit einkaufen geht, passiert das schon mal, dass man selbst und die Begleitung d- nach einigen Fehlversuchen in der Relation – begeistert ist und die Sachen nimmt (in meinem Fall der dusslige Outdoor-Hybrid). Früher hätte ich die Sachen dann vielleicht behalten, aber inzwischen weiß ich, dass sie nur herum hängen und für ein schlechtes Gewissen und schlechtes Feng Shui (oder so) sorgen. Und erstaunlicherweise freue ich mich wie ein Kind über das zurückgebuchte Geld und meine Lücke im Kleiderschrank. Irgendwie befreit und leicht.
Männer sagen zu Recht, man hätte es gar nicht erst ausgeben müssen oder sparen tut man nur, wenn man etwas gar nicht kauft, was natürlich völliger Schwachsinn ist, denn dann kann man genauso sagen: wer früher stirbt, ist länger tot. Klar, brauchen tun wir alle nichts, aber wenn uns etwas Hübsches vor die Flinte läuft, ist es doch wesentlich sinnvoller und befriedigender, wenn man bei etwas, das man zwar nicht braucht, aber gerne hätte, immerhin noch etwas spart. Männer schauen sich dafür blöde gruselige Filme an und freuen sich dann, wenn sie ins Bett kommen, dass sie eben nicht dauernd mit Monstern kämpfen oder von brennenden Motorrädern rumballern müssen, sondern schön in frischer Bettwäsche schnorcheln können. Frauen sind eben viel pazifistischer veranlagt in ihren Bedürfnissen und Freuden.