Liefern? Austauschen? Kommunizieren.

Heute habe ich mit meiner Freundin darüber gesprochen, dass es anstrengend ist, mit Menschen zu sprechen, die mit einem offenbar nur sprechen, um sich selbst besser zu fühlen. Das sollte grundsätzlich zwar ein Leitmotiv von freundschaftlichen Unterhaltungen sein, ja. Dass man sich danach besser fühlt. Aber das sollte für beide gelten. Wenn nur einer sich besser fühlt, kann das für eine Phase oder eine Zeit lang gut gehen, aber dann führt die Schieflage ziemlich sicher zum Ende der Beziehung, außer einer ist masochistisch und der andere narzisstisch. Es gibt die unterschiedlichsten Arten, sich nach einem Gespräch schlecht zu fühlen. Weil jemand seinen ganzen Ballast bei einem ablädt und einen zu Meinungen oder Äußerungen nötigt, die er selbst nicht aussprechen möchte und sie dann ausgesprochen hört und sich dennoch davon distanzieren kann. Oder weil er einfach alles, was er tut oder was ihm widerfährt als exakt genau das darstellt, was er sich schon immer gewünscht hat und das in der Folge auch ganz wunderbar genial war.

Wie funktionieren menschlichen Kommunikationen? Menschliche Kommunikation? Empathie gehört dazu. Zuhören. Etwas Preisgeben. Und im alleridealsten Fall ein Quäntchen Witz. Ach, was fehlt mir manchmal (oft) der Witz! Das „mei, stell Dir vor, was mir passiert ist“, das „ach, das kenn ich, das hab ich auch schon erlebt, bei mir war es…..“, das Übersichselbstlachen, das Etwaspreisgeben. Wie sehr öden mich die phantasielosen drögen Menschen an. Ja, ich weiß, schlimm, sowas zu sagen, aber sie langweilen mich wirklich zum Steinerweichen. Nicht die, die einfach gut und ruhig sind, die, die dazu noch selbstherrlich sind und kein bisschen über ihren untertellergroßen Tellerrand hinaus schauen möchten. Das ist schändlich, ich weiß und wer den Blog schon länger liest, weiß, dass ich mich fast nie zu solchen Aussagen, ja Urteilen habe hinreißen lassen, aber nun bin ich wieder ein Jahr älter und ich muss feststellen, dass ich gar nicht so viel Zeit für so viele langweilige Menschen mehr habe. Ich habe gar nichts gegen sie. Aber sie sollen bitte auch nichts gegen mich haben.

Ich mag nicht mehr mit Menschen sprechen, die sich nur an mir und meinem Leben ergötzen, die sich unterhalten lassen, die sich nur meine Geschichten anhören und keine beisteuern, die mich aushorchen und dann sagen: meld Dich, wenn Du wieder da bist. Ich mag lachen, mitfühlen, mich austauschen und weinen, wenn es notwenig ist. Ich mag nicht benutzt werden und mag keine Konsumenten. Ich mag es, wenn jemand mir seinen Tag erzählt und fragt: kennst Du das? Ich mag, kurz gesagt, Kommunikation. Und selten hat Wikipedia richtiger gelegen: Ich mag Austausch. „Mit „Austausch“ ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen gemeint; „Übertragung“ ist die Beschreibung dafür, dass dabei Distanzen überwunden werden können, oder es ist eine Vorstellung gemeint, dass Gedanken, Vorstellungen, Meinungen und anderes ein Individuum „verlassen“ und in ein anderes „hineingelangen“.“ Im Austausch mit meinen Freundinnen erweitere ich mein Weltbild, korrigiere Ansichten, integriere neue Aspekte und erhalte Trost oder Verständnis. Vor allem aber ist es ein Austausch und keine Lieferung.

Ein neuer Mensch im alten Jahr

Eine meiner Lieblingsretouren auf enthusiastische Äußerungen meines Prunkschafs war: Menschen ändern sich nicht grundlegend. Meine Mama war ein Mensch der Extreme. Entweder ganz wunderbar oder ganz entsetzlich. Dazwischen war nicht immer viel. Sie gestand Menschen allerdings zu, zwischen diesen Extremen zu wechseln und zu wandern. Dann liebte sie sie oder verteufelte sie. Und in jeder Phase war sie felsenfest davon überzeugt, dass das, was im Moment von diesem Menschen gelebt wurde, seine einzige Seite ist. Und die liebte oder hasste man. In späteren Jahren hat sich das ein bisschen gewandelt und es war durchaus möglich, über das ein oder andere hinwegzusehen, aber nicht wirklich. Ein sehr kindlicher Ansatz ist das und auch ein sehr romantischer. Ein märchenhafter. Denn im Märchen werden aus verzauberten Fröschen oder Schweinehirten schließlich auch Prinzen. Und Märchen hören immer mit einem wahr gewordenen Traum auf. Mit gutem Grund. Worauf will ich eigentlich hinaus an diesem letzten, für manche zum philosophieren einladenden Tag des Jahres?

Darauf, dass ich mich in den letzten Wochen und Monaten der Illusion hingegeben habe, ein anderer Mensch geworden zu sein, völlig neue Seiten an mir entdeckt zu haben, was einfach nicht stimmt. Im Gegenteil, ich bemerke, dass ich viel eher wieder zu dem Menschen werde, der ich in einer Frühphase meines Lebens gewesen bin. Einem zwar nachdenklichen, aber unerschütterlich optimistischen Menschen, der sich täglich der Sonderbarkeit und Wunderlichkeit der Welt bewusst ist und darüber nachdenkt. Dem die Endlichkeit des Lebens allzeit bewusst ist und der trotzdem oder gerade deshalb glücklich ist. Der sehr dankbar für das ist, was er hat. Die Jahre zwischen 40 und 50 waren für mich die schwierigsten meines bisherigen Lebens. Riesengroße Ängste und auch Krankheiten nahestehender Menschen waren ihre Wegbegleiter und auch wenn mein Leben rein objektiv und vor allem von außen erste Sahne schien, so war es in mir drinnen leider nicht so. Und es hat die letzen zwei Jahre gebraucht, festzustellen, warum das so war. Ich war wie gelähmt vor Angst.

Ich hoffe, ich habe wieder das in mein Leben gelassen, was es einst so spannend und wunderschön gemacht hat. Und ich hoffe, es möchte bleiben. Und mir ist auch klar, dass ich alleine dafür sorgen muss, dass es so ist und bleibt. Ich wünsche euch lieben Lesern und Kommentatoren von Herzen einen traumhaft schönen Abend und einen guten Rutsch in ein glückliches, selbstbestimmtes und vor allem gesundes 2018, in dem wir viel miteinander plaudern und uns austauschen!

Wie Nutella nach ganz langer Zeit

Ich sehe fast nie fern. Gestern nach einem produktiven Tag war es zu einer völlig ungewohnten Zeit so weit und als ich mich so durch die Kanäle gearbeitet hatte, war mir doch, als kenne ich diese Gesichter… zwar auf eine „stimmt, das hat man ja mal getragen“-Art, was Kleidung und Haare anging, aber dennoch. Und beim Blick in den Teletext (heißt das so??) wurden meine größten Hoffnungen bestätigt. Die Verbotene Liebe ist zu mir zurückgekehrt. Welch unerwartete Freude! Zwar ganz von Anfang an, aber alleine das Wissen, dass ich Jahren ungetrübten Genusses entgegen blicke – denn die ganze Serie lief meines Wissens so um die zehn Jahre, wenn nicht mehr – und dass sie einfach immer da ist, wenn ich möchte, hach, das hat schon was. Es ist wie diese gustatorischen Erinnerungen, die man ja manchmal hat, wenn man etwas schmeckt, das man lange nicht mehr geschmeckt hat. Nutella zu Beispiel. Kein vernünftiger Mensch in meinem Alter würde so etwas noch kaufen, wenn er keine Kinder hat, aber sie bei anderen Menschen auf eine Semmel zu schmieren, kann wahre Hochgenüsse bedeuten. Und so ähnlich ist das eben auch mit der VL, wie wir Insider sagen.

Sie war – ich hatte sogar bei ihrem endgültigen Absetzen einen eigenen Blogbeitrag dafür verfasst – ein steter und treuer Wegbegleiter. Ganze Projekte wurden in der Zeit zwischen 18 und 18.25 still gelegt, Anrufe habe ich nicht beantwortet und verabredet hätte ich mich NIEMALS um diese Zeit. Mir war übrigens schon immer klar, dass ich ein Suchttyp bin, deshalb habe ich niemals was Stärkeres als Marlboro genommen und selbst denen trauere ich heute zeitweise noch ein wenig nach. Ich finde, manchmal geht einem das ich mit Menschen so. Die verliert man im Laufe der Zeit – warum auch immer – und dann trifft man sie durch Zufall wieder und freut sich sehr, sie wieder in seinem Leben zu haben. Warum es auseinander ging und keiner versucht hat, es aufzuhalten, ist dann völlig nebensächlich und niemand weiß es mehr so genau, aber dass es wieder ist, ist schön. Übrigens auch ein Grund, warum ich gerne auf „klärende Gespräche“ und „Aussprachen“ verzichte. In der notwendigen rationalisierten Form, in der sie stattfinden, richtet man meist mehr Schaden als Nutzen an. Zumindest kenne ich fast niemanden, der sich nach einer Aussprache besser gefühlt hat als vorher, denn derjenige, der sie verlangt, möchte meist nur seinen Zorn loswerden und nicht über sich nachdenken.

Ich habe das große Glück, dass mich das Leben oder Schicksal oder was auch immer, meist mit den Menschen wieder zusammen führt, die ich auch gerne um mich habe, während ich anderen prima aus dem Weg gehen kann und das auch tue (wie eben auch der Nutella). Und schon seit ich denken kann, schwimmen mir die Dinge in den Weg, die ich mir in irgendeinem Winkel meines Herzens ersehne. Manchmal schnappe ich dann nicht zu und arbeite danach noch dran, warum nicht, aber dann kommt meist etwas, das noch richtiger ist und so habe ich mir auch keine neue Lieblingsserie gesucht und übrigens auch keinen neuen Hund in mein Leben geholt. Wie sind wir um Himmels Willen denn jetzt auf all das gekommen? Egal, die Verbotene Liebe gibt es wieder und das ist „alles, was zählt“.

Flughafenvögel

Nun sitze ich mal wieder an einem Flughafen und glücklicherweise auch noch in meiner absoluten Lieblingslounge, der von Turkish Airlines in Istanbul. Sie ist einfach wundervoll und ich rate figurbewussten Menschen ebenso wie von einer Kreuzfahrt unbedingt davon ab, sie zu betreten. Es gibt dort das wundervollste Essen, das man sich – nicht aus den Augen verlierend, dass es sich um eine Lounge handelt – nur vorstellen kann. Während ich hier sitze und mein Mann mit Menschen mit absurden Flugetappen plaudert (wer würde von Helsinki über Istanbul nach Houston fliegen wollen?), beobachte ich die kleinen Vögel, die hier emsig und selbstverständlich herumflattern. Es gibt größere Grünpflanzen, mehr Krümel, als man in einem Vogelleben verspeisen kann und – und das ist das Erstaunliche – riesige Fensterfronten rundherum. Davor sind bequeme Stahlstangen, auf den die Piepmätze souverän ansegeln und landen. Keiner von ihnen kommt auf die Idee, gegen die Scheibe zu fliegen. Sie leben in ihrer Welt, in der sie alles Notwendige haben und akzeptieren, dass sie nicht durch die Scheibe nach draußen können.

Liegt darin die Chance auf Glück? In dem Umfeld, in das man hineingeraten oder hineingeboren ist, glücklich zu sein? Nicht nach draußen zu wollen? Nicht wenigstens die Möglichkeit zu ersehnen, nach draußen zu gehen und dann zu entscheiden, dass es drinnen doch besser ist? Ich habe mich das auch am Freitagabend gefragt, als wir nach unserer Ankunft in Istanbul ganz wunderbar beim Essen waren. In einem Restaurant über der Stadt mit Blick auf den Bosphorus. Es ist ein eher europäisches Lokal und wird – vielleicht auch deshalb – gerne von den „Reichen und Schönen“ besucht. Vor uns an einem Tisch saßen zwei sehr, sehr junge Frauen und ein vielleicht siebenjähriges Kind. Es lag in eine Decke gewickelt auf einem Stuhl und war dem Wahnsinn näher als allem anderen. Vor lauter Langeweile. Die beiden jungen Frauen, von denen meiner Meinung nach keine unter irgendwelchen Umständen die Mutter gewesen sein könnte, schauten auf ihre Telefone und das Kind war kurz vorm Durchdrehen.

Mir fallen solche Kinder immer häufiger auf. Diese sogenannten Wohlstandsverwahrlosten. Die in totalem Luxus aufwachsen, in Baby Dior, Gucci, Burberry etc. gekleidet sind, in Restaurants, sobald sie sprechen können, ihren Wagyū-Burger Medium Rare, vielen Dank, thanks a lot und dazu dezidiert eine Cola Light bestellen. Sie sind Kinder von Welt und wenn sie sich nicht allzu dumm anstellen, werden sie diese Welt auch niemals verlassen müssen. Auch sie scheinen von den Kindern, die in Biergärten auf dem Klettergerüst rumtoben, so weit entfernt wie die Flughafenvögel von ihren wilden Artgenossen, die sich jeden Tag um ihr Futter bemühen müssen, gegen Katzen, Möwen und andere Feinde zu kämpfen haben und schlechte Luft atmen müssen. Was also ist besser? Auf der Maslowschen Bedürfnispyramide (ich liebe sie, das weiß jeder im Blog) rangieren sie sicherlich viel weiter unten. Sie müssen noch ihr Überleben sichern und dann ihre Sicherheit. Die Flughafenvögel und Luxusrestaurantkinder könnten schon viel höher einsteigen, bei der Selbstverwirklichung zum Beispiel. Weil sie aber nie gelernt haben, wie es ist, einen Wurm selbst aus der Erde zu ziehen, müssen sie gerade bei dieser schwersten aller Disziplinen beginnen. Und fliegen vielleicht dann doch ihr ganzes Leben lang gegen Scheiben.

Tütenknallen

Bei einem MRT meines Kopfes (ich habe einen leicht hypochondrischen Hang, was bei meiner Familie nachvollziehbar und verzeihlich ist, weil sie erst im letzten Moment zum Arzt gehen, dafür dann aber immer was Entsetzliches haben) wurde festgestellt, dass ich noch beachtliche embryonale Teile übrig habe. Sowas fällt mir ein, wenn ich – wie gerade eben – eine braune Papiertüte, in der der Parmesan vom Campo dei Fiori eingepackt war, aufpuste und platzen, respektive knallen lasse. Oder beim Kaugummiknallen. Über 13 glückliche Jahre konnte ich das nicht, weil unser geliebter kleiner Hund nicht schussfest war und auch heute zucke ich zusammen, wenn ich den Knall nicht selbst verursacht habe. Embryonale Anteile verspüre ich auch, wenn ich manchmal – auf dem Heimweg von einem Restaurant zum Beispiel – urplötzlich das unbezwingbare Verlangen habe, zu rennen. Nur auf den vorderen Ballen, so wie früher, wenn man am Strand jemanden gejagt hat und die Füße so wunderbar in den Sand rammen konnte. Sind das ganz normale, altersunabhängige Leidenschaften und machen wir sie nur zu altersabhängigen? Ich vermute, man gewöhnt sich ganz normale Dinge mit zunehmendem Alter (ab 10?) einfach ab.

So wie das intuitive Essen zum Beispiel. Davon habe ich durch Zufall gehört und wie viele treue Leser wissen, habe ich ein sehr kritisches Verhältnis zur Lebensmittelindustrie, weil ich sie sogar noch für gefährlicher halte als Assad und Donald Trump zusammen. Nach meiner heutigen Erfahrung am Pool ist es sehr kühn von mir, diese beiden im Internet in einem Satz zu nennen. Da habe ich nämlich – in unserem WLAN-Netz, das über die ganze Distanz funktioniert!!! – ein Restaurant eingegeben (wir haben uns mal wieder vorgenommen, auszugehen und sind im letzten Moment eingeknickt, weil es einfach so wunderschön ist auf unserer Terrasse, wir brauchen deutlich mehr Disziplin!!!) und weil es auf dem Rechner dann doch nicht ging, wollte ich es ins Handy eintippen, musste aber nur die ersten beiden Buchstaben von „Eno…..teca……“ tippen und schon war das Gesuchte vorgeschlagen. Gruselig. Enotecas gibt es ja nun wirklich viele in Rom und auch auf der ganzen Welt. Also jedenfalls die Nahrungsmittelindustrie und ihre zahlreichen Verbrechen. Beziehungsweise das Buch, von dem ich gelesen habe. Es heißt: Intuitiv essen. Und darin geht es – oh Wunder – darum, dass kaum ein Mensch mehr nicht diätgeschädigt in irgendeiner Form ist, man aber tipptoppi ausgestattet zur Welt kommt.

Kaum eine Frau, die einfach ein Jägertöpfle mit Spätzle oder ein Wiener Schnitzel mit Pommes bestellt. Selbst die Gegrillten-Fisch-Esserinnen müssen sich schräg anschauen lassen, wenn sie nicht explizit die Kartoffeln abbestellen und kaum ein Kellner in einem sophisticated Restaurant würde nicht nachfragen, ob der Fisch nur mit Gemüse oder auch mit – huch!!! – Kartoffeln serviert werden soll. Das intuitive Essen nunmehr soll die völlig verschütteten, von der Natur so klug angelegten Hungerimpulse wieder hör- und spürbar machen. Die, die wir mit zunehmendem Alter so brillant unterdrückt und durch Diäten ersetzt haben. Kann man daraus schließen, dass wir tatsächlich weise zur Welt gekommen sind und es uns nur sukzessive versauen? Da mag was dran sein. Ich zum Beispiel komme mit zunehmendem Alter immer wieder auf bahnbrechende Weisheiten und muss mich dann erstaunt erinnern, dass ich Dasselbe, nur viel prägnanter, schon mit 18, 20 gesagt hatte. So falsch kann es also nicht sein, am Tütenknallen allergrößten Gefallen zu finden.

Wie man einer Ente die Füße schrubbt

Das ist ganz einfach: Man klemmt sich die Ente mit dem Schnabel nach hinten unter den linken Arm, nimmt ein Mikrofasertuch und rubbelt die Füße einen nach dem anderen ordentlich damit ab. Vorher ist es natürlich ratsam, ihr mit einem starken Gummiband den Schnabel zuzubinden, denn wenn Enten so reinliche Tiere wären, dass sie gerne gründlich geschrubbt werden, hätten sie keine so schmutzigen Füße. Logisch oder? Nun mögen sich langjährige Leser fragen, ob der geneigten Autorin das warme Wetter zu Kopfe steigt. Aber nein, das ist es mitnichten. Es ist die feste Überzeugung, dass in Zeiten voller Sorge, in denen das Gehirn Kreise dreht und das Herz sich vor Sorge verkrampft, Beschäftigung – egal welche und idealerweise egal wie stupide – am besten ist. Ablenkung funktioniert schon bei Kindern. Es ist zwar umstritten, ob es nicht besser ist, sie ihre Gefühle durchleben zu lassen, von wegen einmal durchstandene Angstkurve besiegt die Angst und so, aber manche Angstkurven dauern einfach zu lange als dass man sie unbeschadet durch- oder überleben könnte.

Momentan ist wieder einmal eine solche Phase, in der Ablenkung durch monotone Tätigkeiten wie Terrasse putzen, Unkraut jäten, bügeln oder Sofa schrubben überlebenswichtig ist. Und weil Sofaschrubben offenbar in den Ohren meiner Mutter klingt als würde man einer Ente die Füße sauber machen, kam es zu diesem putzigen Bild. In Zeiten, in denen einem außer dem machtlosen Hinnehmen und Ertragen nicht viel Aktives zu tun bleibt, neigen Menschen zu ganz unterschiedlichen Reaktionen. Wie die sind, hängt vom Charakter und vom Moment ab. Ich schwanke zwischen Ablenkung und Aktionismus. Manchmal gibt es aber eben nichts weiter zu tun als zu warten. Und zu ertragen. Ich habe heute mit meiner Freundin gesprochen, die mir von einer anders gearteten Sorge, nämlich um ihre Tochter erzählt hat. Gleichwohl sie nicht konkret ist wie bei einer Krankheit, muss auch sie den schmalen Grat gehen: Sorge und Angst auf sie übertragen, sie warnen, beschützen und sie dadurch prägen oder nichts tun, sie „sorglos“ weiterleben lassen und sich noch mehr sorgen.

Aber zurück zur Ente: Ein selbst strukturierter Alltag wie der meine fast immer ist, ist fast immer ein Luxus, in solchen Momenten jedoch eine zusätzliche Herausforderung, die wesentlich mehr Disziplin erfordert als um acht Uhr ins Büro zu gehen oder irgendwohin zu fliegen. Jeder Schritt muss geplant sein, jede Aufgabe gesucht und gewählt. Kreatives wie Artikel oder brillante Blogbeiträge schreiben fällt dann besonders schwer und sorgt beim leeren Blick aus dem Fenster dafür, dass die unliebsamen Gedanken sich sofort ihren Platz zurückerobern. Beim Entenfüßeschrubben passiert das nicht so schnell. Zu groß ist der Schmutz, zu zappelig die Ente. Ich hoffe sehr, dass am Ende dieser Phase nicht nur saubere Entenfüße, sondern auch schlanke Beine, gute Werte, saubere Bäuche und scharfe Augen herauskommen. All die Ablenkung soll schließlich auch ihr Gutes haben.

Der Tag des Schweinehunds

Die Gattung der immer populärer werden Schweinehunde ist eine Kreuzung aus schlechtem Gewissen und Notwendigkeit, der ewige Konflikt zwischen Es und Über-Ich, ein zähes Ringen, wer diesmal die Oberhand gewinnt. Ich habe meinen zauberhaften Schweinehund an sich ganz gut im Griff, will heißen, wir haben einen recht stabilen Nichtangriffspakt. Zum Beispiel haben wir uns drauf geeinigt, dass wir, wenn wir mehr als drei Mal denken: an sich müsste ich…., gemeinsam aufstehen und diese leidige Angelegenheit anpacken oder auch zu Ende führen, je nachdem in welchem Stadium sie sich befindet. Das können Kleinigkeiten wie Flusen auf dem dunklen Parkett und gelbe Blätter am Strauch vor der Sonnenliege ebenso sein wie nicht begonnene oder nicht beendete Texte oder Körperertüchtigungsübungen. Auch Blogbeiträge können durchaus zu einer Angelegenheit werden, derer sich mein lieber flauschiger Schweinehund anzunehmen berufen fühlt. Dann nämlich, wenn mich über Tage nicht die Muse küsst oder einfach nichts wirklich Gedankenvolles in meinem Leben geschieht. Das Geheimnis der meisten Schreibenden ist wohl, sich täglich zu einer festen Urzeit hinzusetzen und einfach mal drauf los zu schreiben. Damit werden der Geist, Schweinehund und vermutlich auch die ganzen Finger konditioniert, etwas zu tun.

Die magische „Drei“ bis zum Start hat in unserem ausgeklügelten System durchaus einen Sinn und sollte keinesfalls als Vorabzugeständnis an meinen hübschen Schweinehund verstanden werden. Gäbe es sie nicht und würde ich sofort losstürmen, wenn ein unliebsamer Gedanke durch meinen Kopf schießt, würden ungleich mehr Dinge in meinem Leben zu Belangen ebenjenes Schweinehundes werden. Niemals würde ich die Steckdose unter meinem Schreibtisch innen und außen vom Staub befreien, das Geheimnis meiner blühenden Terrasse liegt vermutlich in der Flucht vor meinem Schweinehund und viele meiner besten Rezepte haben dort ihren Ursprung. Denn ich stelle mich auf der Flucht vor dem Schweinehund gerne auch mal vor den Kühlschrank und überlege, was ich essen könnte. Das ist mitunter schwierig, denn oftmals versuche ich ihn auch laienhaft zu überlisten, indem ich mir vornehme, erst dann einkaufen zu gehen (zum Beispiel feinsten gekochten Schinken), wenn dieses oder jenes zu meiner eigenen und nicht seiner Zufriedenheit erledigt ist. Dieser Blogbeitrag zum Beispiel ist zu 90 % meinem felligen Kumpel zu verdanken…..

Und so möchte ich den heutigen Tag zum Tag des Schweinehundes ausrufen. Für alles und jedes gibt es einen Tag, warum nicht auch für ihn. Er regt uns an zur Kreativität, lässt uns Dinge tun, die wir eigentlich auch mal machen könnten, hält den Kontakt zu Menschen, die wir schon lange mal anrufen wollten, macht uns erfinderisch, lässt uns geduldig mit uns selbst sein und zu guter Letzt: gibt klein bei und folgt, wenn wir es wirklich wollen. Ein prima Kerl dieser Schweinehund. Was könnte ich bloß jetzt noch tun?? Ah, ich hab’s: Ich habe gegoogelt, welchen Tag der internationale Tag des Schweinehundes wohl verdrängen würde und siehe da – es ist der Tag der Kosmonauten. Das Weltall – ebenso weit und tief und unergründet wie der Schweinehund selbst.

Ein Jubiläum jagt das nächste

Gerade erst haben wir den 600. Beitrag begangen, schon kommt das nächste Jubiläum: der 3. Jahrestag der Blog-Wiederaufnahme!!! Heute vor drei Jahren habe ich die Gedanken aus dem Ausland wieder aufleben lassen, nachdem sie kurz nach der Geburt für längere Zeit geruht, sich sozusagen fertig entwickelt hatten. Sie schienen damals ein prima Mittel, mich aus der Ferne mitzuteilen und zum Mitmachen zu motivieren. Was ja auch geklappt hat. Inzwischen kommen sie teilweise mit etwas größeren Abständen, aber dennoch regelmäßig. Das hat den einfachen Grund, dass in meinem Leben auch nicht immer und jeden Tag derart verschiedene Dinge geschehen, als dass man darüber schreiben könnte. Andererseits habe ich von einer Webcam aus den USA gehört, die superbekannt und beliebt ist und auf der nichts anderes zu sehen ist als ein Rasen vor einem typischen Vorstadthaus. Also bitte.

Vieles in meinem Leben wiederholt sich wie in jedem Leben. So zum Beispiel auch der Unmut über Mauro. Mauro, der langhaarige römisch Gartencenterbesitzer. War ich doch nicht am Samstag dort, um Kräuter zu kaufen, vor allem Thymian und finde es nicht?! An einem Tag wie diesem, wo man überbordet vor Pflanz- und Arbeitslust. Ja, sagt er, es wären morgens noch 60 gewesen und die beiden letzten wären diese von der Signora hier. Toll. Das hilft mir weiter. Montag kämen neue. Sind wir also heute am Montag hin. Was sagt er? Ja natürlich käme Thymian. Am Montag Abend. Blöder Sack. Das trifft bei mir natürlich in eine nie ganz verheilte Wunde aus dem Jahre 2009. Da hat er mich so schmählich hängen lassen wie es noch niemals ein Mann zuvor getan hat und wie es hoffentlich auch niemals mehr einer tun wird. Er wollte bei unserer traumatischen Terrassenrenovierung meine Pflanzen beherbergen und ist einfach nie gekommen, um sie zu holen. In der damaligen Verzweiflung war das fast mein Todesstoß. Wenn man selbst zuverlässig ist und ich darf behaupten, das zu sein, weil ich auch immer viel zu viel Angst vor den Folgen hätte, es nicht zu sein und weil ich mir immer denke, dass man das einfach nicht tut. Ich meine, nicht das zu tun, was man gesagt hat, dass man tut. Also jedenfalls war ich verzweifelt und völlig verloren und habe nur schwer wieder zu ihm zurückgefunden. Nun ist er aber der einzige Vivaio in meiner näheren Umgebung und wenn ich für ein Basilikum nicht kilometerweit fahren möchte, muss ich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen. Gerne tu ich es nicht immer.

Jedenfalls haben wir dann halt einen Rincospermo gekauft und ärgerlicherweise auch nur zwei Euro Rabatt bekommen. Die Fronten verhärten sich hier gerade ein wenig, das steht fest. Mein unermüdlicher Vater hat ihn eingetopft und nun beten wir mal für ihn (Mauro), dass er wenigstens was taugt (der Rincospermo). Fast genau dasselbe hätte ich also auch schon vor drei Jahren schreiben können, immer wieder dazwischen und wenn alles gut geht, kann ich es auch in drei Jahren noch schreiben, wobei ich schwer hoffe, dass sich bis dahin die kahle Stelle in meiner Esstischnische auf der Terrasse geschlossen haben wird. Für mich ist ein solch überschaubares Leben etwas ganz Herrliches. Eine Bekannte von mir genießt derweil ihren Ruhestand auf ganz andere Art: sie macht die tollsten Reisen und saust durch verschiedene Kulturen und Länder. Ein Blog von ihr läse sich sicherlich um Einiges spannender, wobei ich glaube, dass die grundlegenden Gedanken doch mehr oder weniger immer dieselben bleiben. Mal im Außen, mal im Innen. Denn oftmals geht man nach Außen, wenn man im Inneren nicht das Ersehnte findet oder man geht zurück ins Innere und findet dort, was man im Außen vermisst. Und vielleicht stelle ich gerade deshalb erfreut fest, dass meine Gedanken sehr regelmäßig fließen und ich sie inzwischen dahingehend sortieren kann, was ich schreibe oder noch besser was sich schreibt. Denn in den allerwenigsten Fällen weiß ich bei den ersten Worten eines Eintrags, wie er weitergeht oder gar endet. Insofern: Es bleibt spannend. Auch für mich.

Alte Griechen, rotzige Eichhörnchen

So! Kennt jemand die Kitkat-Werbung mit den Pandabären? Die, bei der ein Fotograf einen ganzen Tag lang vor einem Pandagehege auf der Lauer liegt, um die blöden Bären zu filmen? Und als er sich dann einmal erschöpft umdreht, fahren sie hinter seinem Rücken auf Rollschuhen hin und her und machen Kunststücke. Und ganz genau so ist es mir heute gegangen. Nur mit einem oder zwei Eichhörnchen. Schon den ganzen Morgen, als mir der Sinn wahrlich noch nicht nach Akrobatik gestanden ist, haben ein oder zwei Eichkater die Bäume unsicher gemacht. Sind aufreizend langsam Äste auf- und abgewandert und haben lange und possierlich an gut einsehbaren Orten verweilt. Da ich den gesamten Winter mit dem Teleobjektiv neben mir am Schreibtisch verbracht hatte, nur um eine gute Serie zu machen, dachte ich, hat ja ja eh keinen Sinn, denn bis ich die Kamera schussbereit hab, sind die Biester längst wieder in ihren Astlöchern. Ich habe sozusagen völlig losgelassen und auch die kleinen Gedanken in meinem Hinterkopf verbannt, dass nun einer der letzten Tage sei, an denen solche Aufnahmen noch möglich sein dürften. Man kann den Blättern vor dem Balkon nämlich beim Wachsen zuschauen und damit sind dann auch die Eichhörnchen für eine lange Zeit wieder unsichtbar. Aber egal, ich war gelassen.

Beim Mittagessen – zum ersten Mal draußen übrigens – ist ein anderer (laut meinem Mann) Eichkater hin- und hergerast. Ich war immer noch ganz cool und habe ihm meine Überzeugung diesbezüglich erläutert. Dann hab ich mich an meine Lieblingsfilme auf ARTE erinnert, wo Naturforscher stundenlang ein Mauseloch bewachen und gleich darauf bekam ich wunderschöne Storchenaufnahmen von meiner Mutter geschickt. Also gut, also gut, hab ich mir gedacht, dann hol ich jetzt den Foto, schraub das Tele drauf und lege mich auf die Lauer. Und was soll ich sagen? Alle Eichhörnchen wie vom Erdboden verschluckt. In der Zwischenzeit hab ich in der Sonne gelegen, gelesen, ein Schläfchen gemacht, gebügelt, einen Film gesehen und was man halt an einem Sonntag so macht. Kein Eichhörnchen. Ich könnte schwören, dass wenn ich meine Ausrüstung rein bringe, die Eichhörnchen aufatmend all die Kunststücke turnen, die sie sich in den vergangenen Stunden in ihren doofen Höhlen ausgedacht haben. Wenigstens bleibt mir die Schadenfreude, dass es da drin recht warm und stickig gewesen sein muss.

Welche Wahnsinnsnaturgesetze sind es, die sowas geschehen lassen? Die Busse länger aufhalten, wenn man auf sie wartet? Die Ampeln, die immer rot sind, auf grüne Welle schalten, wenn man sich einmal den Lippenstift nachlegen möchte? Die Kassenschlangen, die kürzer sind als alle anderen, mit dem einzigen Kunden versehen, der zuerst bar zahlen möchte, dann das Geld nicht hat, dann mit EC-Karte und dann seine Geheimzahl nicht kennt? Oder mit einem, der eine Flüssigzitrone ohne Etikett nimmt? Liegt das wirklich an der eigenen Wahrnehmung? Oder doch an den bösartigen Eichhörnchen? Es geschieht ja recht häufig, dass verschiedene Menschen dieselbe Situation völlig unterschiedlich erleben und dieses Phänomen hat schon der griechische Philosoph Epiktet benannt: Es sind nicht die Dinge an sich, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge, bzw. wie wir sie bewerten. In dieser ganz speziellen Situation fällt es mir sehr schwer, das Verhalten der Eichhörnchen anders zu betrachten als als das, was es letztlich ist: eine bodenlose Frechheit!

NACHTRAG: Das war der 600. Beitrag!!!

Dazwischen leben

Nach solchen Highlights wie einer ganzen Geburtstagswoche, die – ich muss es zugeben – fast schon royale Züge angenommen hat, könnte man ja durchaus in ein Loch fallen. Tut man aber nicht. Weil man schlau ist und sich gleich weitere schöne Dinge vornimmt oder sie zumindest plant. Nach Paris fahren zum Beispiel. Oder den nächsten Fünfziger am drauffolgenden Wochenende feiern oder weitere Geburtstage in der Familie begehen. Schönes vorzuhaben ist etwas ganz Wichtiges finde ich und bei mir stellt sich das – wie bei anderen vielleicht auch – relativ leicht dar, denn an sich muss es nichts Großes sein. Mit einer Freundin Cappuccino trinken reicht schon. Bei mir kommt – betrachtet man es positiv – auch noch hinzu, dass ich meinen Mann immer nur am Wochenende sehe und es damit einfach ist, etwas Schönes vor sich zu haben. Die wahre Kunst besteht darin, auch dazwischen zu leben. Klar, leben tut man schon, aber auch mit der Intensität? Mit der Freude? Dem Elan? Was macht das Leben aus? Die Spannung, das Neue, die Aufregung? Das Warten auf was Schönes? Braucht es (das Leben) – wie das Gehirn – auch Phasen, all das zu verarbeiten und mal ruhig vor sich hin zu sortieren? Kommen die automatisch? Sollte man also Gas geben, solange es geht? Oder ist das typabhängig? Von allem ein bisschen vermutlich.

Was passiert, wenn man immer aufregende neue Dinge tut? Nie Routine hat? Oder im Gegenteil gar keine neuen Dinge erlebt, nicht unter Menschen ist und ein einziges tägliches Einerlei hat? Beides ist vermutlich fatal und wie bei allem macht der Wechsel die Mischung aus. Wie ein Intervalltraining im Wald. Hundert Meter rennen, fünf Minuten gehen, hundert Meter hüpfen, wieder gehen. Menschen, die immer unterwegs sind, nie dasselbe tun, müssen doch wahnsinnig müde werden. Sie kommen glaube ich in so einen unwirklichen Zustand, der sie nur noch auf Sparflamme atmen und leben lässt und sie überhaupt nicht mehr runter- und bei sich ankommen. Oder ist das dann ihre Routine? Sind sie dran gewöhnt? Ein Freund von uns tut sich wahnsinnig schwer damit, mehr als vier wache Stunden zuhause zu sein, ohne etwas vorzuhaben oder essen zu gehen. Ich würde da verrückt werden. Mein Leben unter der Woche ist so dermaßen ruhig und voller Routine, dass es zum Piepen ist. Ich könnte das gar nicht aushalten, wenn ich jeden Tag irgendwas Neues zu tun hätte. Meine nettesten Tage sind die, bei denen der Gang zur Schneiderin das Highlight ist und ich ansonsten vor mich hintippe. Manchmal nehme ich mir dann noch vor, abends aus zu gehen und verwerfe es dann schaudernd wieder, worüber ich mich wahnsinnig freuen kann, weil es ist, als würde man bei P&C was kaufen und es dann wieder zurück bringen. Das ist wie gespart oder verdient oder Schlimmes abgewendet. Eigenartig unser kleines faules Gehirn oder? Will alles so rasch wie möglich standardisieren und einordnen. Damit es weniger Arbeit mit uns hat.

Wahrscheinlich ist es wohl wichtig, beide Phasen zu genießen und sie auch bewusst suchen. Gerade bei so überaus besonderen Gelegenheiten wie einer Feier kann man sehen, wie viel Energie da rumhüpft und wie sehr sie die Menschen aufladen kann. Wie sie auftauen und sich freuen und Teile von sich entdecken, von denen sie selbst nicht mehr wussten, dass sie da sind. Und dann ist es wieder traumhaft, einen Tag auf dem Sofa zu verbringen und gar nicht raus zu gehen. Eine liebe Freundin von mir hat sich vor sehr vielen Jahren mal wahnsinnig echauffiert, dass ich in verschiedenen Gruppen verschiedene Menschen bin. Heute weiß ich, dass das völlig normal ist, dass jeder Mensch verschiedene Rollen in verschiedenen Umfeldern einnimmt. Das macht die Vielfalt eines Charakters und eines Wesens aus. Und genauso ist es auch mit dem Leben, glaube ich. Denn eigentlich ist es so wie mein Mann immer wieder sagt, wenn ich mich fürchterlich über etwas aufrege: Alles geht in Wellen, mal hoch, mal runter, ist immer in Bewegung. Das ist Leben. Schön ist das. Und schön ist auch, wenn man so einen klugen Mann hat.