Der Tag des Schweinehunds

Die Gattung der immer populärer werden Schweinehunde ist eine Kreuzung aus schlechtem Gewissen und Notwendigkeit, der ewige Konflikt zwischen Es und Über-Ich, ein zähes Ringen, wer diesmal die Oberhand gewinnt. Ich habe meinen zauberhaften Schweinehund an sich ganz gut im Griff, will heißen, wir haben einen recht stabilen Nichtangriffspakt. Zum Beispiel haben wir uns drauf geeinigt, dass wir, wenn wir mehr als drei Mal denken: an sich müsste ich…., gemeinsam aufstehen und diese leidige Angelegenheit anpacken oder auch zu Ende führen, je nachdem in welchem Stadium sie sich befindet. Das können Kleinigkeiten wie Flusen auf dem dunklen Parkett und gelbe Blätter am Strauch vor der Sonnenliege ebenso sein wie nicht begonnene oder nicht beendete Texte oder Körperertüchtigungsübungen. Auch Blogbeiträge können durchaus zu einer Angelegenheit werden, derer sich mein lieber flauschiger Schweinehund anzunehmen berufen fühlt. Dann nämlich, wenn mich über Tage nicht die Muse küsst oder einfach nichts wirklich Gedankenvolles in meinem Leben geschieht. Das Geheimnis der meisten Schreibenden ist wohl, sich täglich zu einer festen Urzeit hinzusetzen und einfach mal drauf los zu schreiben. Damit werden der Geist, Schweinehund und vermutlich auch die ganzen Finger konditioniert, etwas zu tun.

Die magische „Drei“ bis zum Start hat in unserem ausgeklügelten System durchaus einen Sinn und sollte keinesfalls als Vorabzugeständnis an meinen hübschen Schweinehund verstanden werden. Gäbe es sie nicht und würde ich sofort losstürmen, wenn ein unliebsamer Gedanke durch meinen Kopf schießt, würden ungleich mehr Dinge in meinem Leben zu Belangen ebenjenes Schweinehundes werden. Niemals würde ich die Steckdose unter meinem Schreibtisch innen und außen vom Staub befreien, das Geheimnis meiner blühenden Terrasse liegt vermutlich in der Flucht vor meinem Schweinehund und viele meiner besten Rezepte haben dort ihren Ursprung. Denn ich stelle mich auf der Flucht vor dem Schweinehund gerne auch mal vor den Kühlschrank und überlege, was ich essen könnte. Das ist mitunter schwierig, denn oftmals versuche ich ihn auch laienhaft zu überlisten, indem ich mir vornehme, erst dann einkaufen zu gehen (zum Beispiel feinsten gekochten Schinken), wenn dieses oder jenes zu meiner eigenen und nicht seiner Zufriedenheit erledigt ist. Dieser Blogbeitrag zum Beispiel ist zu 90 % meinem felligen Kumpel zu verdanken…..

Und so möchte ich den heutigen Tag zum Tag des Schweinehundes ausrufen. Für alles und jedes gibt es einen Tag, warum nicht auch für ihn. Er regt uns an zur Kreativität, lässt uns Dinge tun, die wir eigentlich auch mal machen könnten, hält den Kontakt zu Menschen, die wir schon lange mal anrufen wollten, macht uns erfinderisch, lässt uns geduldig mit uns selbst sein und zu guter Letzt: gibt klein bei und folgt, wenn wir es wirklich wollen. Ein prima Kerl dieser Schweinehund. Was könnte ich bloß jetzt noch tun?? Ah, ich hab’s: Ich habe gegoogelt, welchen Tag der internationale Tag des Schweinehundes wohl verdrängen würde und siehe da – es ist der Tag der Kosmonauten. Das Weltall – ebenso weit und tief und unergründet wie der Schweinehund selbst.

6 Gedanken zu „Der Tag des Schweinehunds“

  1. Den Schweinehund habe ich schon lange nicht mehr getroffen! Diszipliniert gehe ich durch den Alltag, mein Haus ist picobello sauber, ich treibe viel Sport, ernähre mich gesund, trinke keinen Alkohol! Ok, Spaß beiseite, natürlich kämpfe auch ich ständig mit ihm, meistens gewinnt er, aber ab und zu auch ich! Einfach mal locker bleiben und nicht alles so wichtig nehmen!

  2. Das war jetzt meine innerer Schweinehund der mich davon abgehalten hat, sofort auf den Blog zu antworten. Ich wollte wirklich, aber irgendwie ging es nicht, war müde, mußte Krimi zu Ende lesen und so. Also Ausreden hatte ich viele die mir alle von diesem Schweinehund eingegeben wurden. Ich kenne mich ja schon lange genug und immer wieder gibt es Dinge die mir dann auch noch ganz bewußt entgleiten, dann habe ich aber ohne mit der Wimper zu zucken ein schlechtes Gewissen und erledige die anstehende Arbeit trotzdem nicht. Das ist schlimm und blöde, das Leben könnte so einfach sein.

  3. Super, ich hatte gleich einen schönen, langen Beitrag im Kopf, bin dann aber immer wieder dem IPad ausgewichen wenn es gerufen hat. Es war wie mit Post die ich nicht aufmachen will.

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