Ich habe gerne Gäste. Früher hatten wir eine richtiggehende Gästeliste. Wie ein kleines Hotel. Manchmal bin ich fast ins Schwitzen gekommen wegen des Bettenwechsels. Ist man jung und hat noch nicht so viel Geld, ist es ja völlig normal, bei Freunden zu schlafen. Wenn sie zudem noch an schönen Orten leben. Das tun wir zum Glück. In Rom zwar nicht ganz in der Stadt, aber schön genug. Die Wohnung war ein Traum mit der großen Terrasse und dem Meer in der Nähe. Wir waren immer mobil mit dem Auto. Später haben wir für Besuch eine Vespa gemietet, damit wir bilderbuchartig durch die Stadt brausen können. Das machen wir jetzt in Paris sehr gerne mit dem Fahrrad. Nicht bio, wie das neudeutsch heißt, sondern elektrisch. Wahnsinnig komfortabel. Ein bisschen gefährlich, vor allem beim Anfahren am Berg (zum Beispiel auf Montmartre, bzw. dem Weg dorthin). Das wollte ich schon ewig mal trainieren. In Kitzbühel gibt es für so etwas Kurse. Höchste Zeit, sich anzumelden. Man liest immer wieder von Rentnern, die gegen Bürgersteige dotzen und was das angeht, ist mein Bedarf für immer gedeckt.
Also wie gesagt, ich habe gerne Besuch. Ich mag es, wenn die unausgesprochenen Regeln dabei befolgt werden. Gastgeber sorgen in steter Folge für Essen und natürlich ein sauberes Zimmer mit genügend Decken, Wasser, Süßigkeiten und Lesestoff und Gäste freuen sich über alles. Idealerweise können sie auch noch Konversation betreiben, dann wird das Wochenende zum Selbstläufer. Danach noch das Bett abziehen und fertig ist die Laube. Das mit den Fischen und den drei Tagen ist auch landläufig bekannt – wunderbar. Mit Gästen entdeckt man seine Stadt immer wieder aufs Neue. Unternimmt mehr als in Monaten zuvor allein. Es ist idealerweise wie ein gut eingespielter Tanz. Ist noch ein junger Mensch dabei, bekommt das Programm vielleicht sogar noch einen spielerischen Tiefgang, was könnte es Schöneres geben?
Naja, vielleicht wenn man dann wieder alleine ist. Wenn die Gäste alles gepackt haben (man ist ja auf Reisen ein bisschen unordentlicher als zuhause, stelle ich immer mal wieder fest). Denn wie mein Vater so schön gesagt hat (angeblich – ich hab ihn das nie sagen hören, aber meine Stiefmutter hat das sogar bei seiner Trauerfeier gesagt): alles hat seine Zeit. Und so schön die Zeit der Gäste ist, so schön ist auch die Zeit danach. Oder davor. Und selbstverständlich währenddessen. Alles in allem bleibt zu sagen: Ich habe gerne Gäste, auch wenn ich selbst nicht gerne Gast bin und es nach Möglichkeit den Profis überlasse, mich als Gast zu haben. Aber ein bisschen Profi bin ich inzwischen vermutlich auch.