Wer ist hier der Boss?!

Ein moderner Fernseher kann einen inzwischen durchaus aus der Fassung bringen. Meiner zum Beispiel hat es geschafft, dass ich mich – mal wieder – in meine frühe Kindheit zurückversetzt gefühlt habe. Mitten in der Nacht sandte er blecherne Stimmen aus meinem Wohnzimmer und weil man im Tiefschlaf nicht immer so schlau ist, wie bei Tag, glaubte ich zunächst an Geister, Einbrecher, Erscheinungen. Das ist dann genau das gleiche Gefühl wie als Kind, wenn man stocksteif und heiß unter der Decke lag und sich nicht mehr atmen oder bewegen getraut hat. Fürchterlich.

Das Geräusch kam auch mal gegen halb sieben Uhr abends, als ich im Büro war. Das war auch nicht nicht schön. Vor allem war nicht schön, dass dieser hinterfotzige Fernseher sich dunkel und stumm gestellt hat, wenn ich mich rein geschlichen habe. Heute Nacht, als ich wegen Schnupfen eh nicht gut schlafen konnte, hab ich ihn dann erwischt. Gegen halb zwölf, ich war gerade am Wegdämmern, tönen auf einmal  wieder diese rauschig-blecherne Stimmen aus dem nahen Wohnzimmer. Kühn und unerschrocken, vor allem zornig, hab ich mich angeschlichen und ihn dabei beobachtet, wie er sich so durch die Kanäle schaltet – ohne Bild auch noch, nur so ein Flimmern. Rotzlöffel.

Es ist also nicht genug damit, dass diese modernen Biester einen mit ihren Kameras und Mikrophonen im heimischen Wohnzimmer ausspionieren und alles – vermutlich nach Amerika – weitertratschen, zusätzlich versetzten sie einen dann auch noch in Angst und Schrecken. Mein Fernseher hat jetzt dasselbe Schicksal wie mein neues Handy: es wird dauernd vom Netz genommen. Denn mein Handy hat sich – ebenfalls in Eigenregie – angewöhnt, alle seine Apps und was es sonst so zum Leben braucht, außerhalb des WLAN zu aktualisieren. Das kann es gerne versuchen, aber da bleibt ihm der Schnabel sauber. Noch hab ich die Fernbedienung und den Stecker in der Hand. Ja, wo kommen wir denn da hin? Nicht das Imperium schlägt zurück, sondern ich!

Win win: Tante Emma and Friends

Heute war ich mit meiner Mama und einer Freundin im Tante Emma Laden beim Essen. Das ist ein Konzept, das zur Hilfe Arbeitssuchender in unserer kleinen schwäbischen Stadt eingerichtet wurde. Dort kocht der beste Koch Augsburgs, ein hinreißend geschäftsuntüchtiger Italiener, der uns andernorts schon sehr froh gemacht hat mit seinem Wildschwein mit Polenta oder seinen wahnsinnig guten Spinatnocken. Er hat sich vor einigen Jahren entschlossen, sich Gott zuzuwenden, weil der sich ihm zugewandt hat.

Früher war er so etwas wie ein ‚Society-Koch‘, was immer das heißen mag. Er hat in Szenerestaurants gekocht und war allseits beliebt. Aber wohl nicht glücklich. Nun ist er es. Er steht in einer winzig kleinen Küche an einem Herd mit vier Kochplatten, nix Gas, nix Salamander, einfach kochen und versorgen. Um ihn herum toben oder bummeln kräftige junge Servier-Mädels unter der Leitung eines weiteren resoluten und kriegserfahrenen italienischen Gastronoms und es ist eine Wonne, ihnen zuzusehen. Wenn sie fragen, was man möchte, merkt man, dass es sie noch Überwindung kostet, zu fragen. Wenn sie etwas an den Tisch bringen, merkt man, dass sie es noch lernen, aber was man in jedem Fall merkt, ist wie froh sie sind, dass sie überhaupt etwas lernen können.

Ich habe von dem Restaurant durch Maurizio, den Koch selbst erfahren. Er hat es mir erzählt, nachdem er in DEM Szene-Italiener gekündigt hatte. Dort stand er – meiner Meinung nach recht verlassen – in einer Küche, verborgen und verscharrt, unglücklich, weit weg vom Geschehen und war ein reiner Erfüllungsgehilfe für ein verzogenes Publikum. Aber er war und ist schon immer mehr als das. Er möchte Menschen mit seiner Kunst (und das ist es) glücklich machen, er möchte sehen, dass sie glücklich sind und in diesem engen, etwas dampfigen Tante-Emma-Restaurant hat er genau das gefunden. Weil er nach wie vor sensationell kocht, kommen immer mehr seiner alten Gäste und auch die Neuen freuen sich sehr, dass sie für wenig Geld so ein gutes Essen bekommen. Oft sind das Menschen, die sich dran gewöhnt haben, nichts Gutes, auch nicht für Geld zu bekommen. Die freuen sich umso mehr. Und sie freuen sich über seine Herzlichkeit. Es ist nämlich so: Maurizios Essen wärmt den Bauch, sein Strahlen aber das Herz.

Wer stört wen?

Kaum ist man mal eine Woche nicht da, nimmt die Natur wieder überhand: Karl und Gertrud sind trotz halb herausgefahrener Markise wieder angetreten. Mir scheint, mit dem festen Vorsatz zu bleiben! Frech sitzen sie da und trotzen auch der flachen Hand, die mein Mann so energisch – ganz im Geiste des Stand your Ground – gegen die Scheiben donnert. Es ist ihnen völlig wurscht. Sie flattern höflich weg, nur um kurz darauf wieder gleichmütig anzulanden, ganz nach dem Motto: wir fühlen uns hier wohl, nicht schlimm, wenn es mal ein bisschen scheppert. Was tun? Mir wird schon ganz blümerant, wenn ich an die nächsten Wochen denke, in denen ich viel unterwegs sein werde.

Bin ich zurück, werde ich der Eindringling sein und die Unaufhaltsamkeit der stoischen Belagerung nimmt weiter ihren Lauf. Schon fehlen einige der Stachelelemente, die wir so mühsam angebracht haben. Ich denke, sie wurden durch heftigen Flügelschlag oder zähes Rumgepicke weggerammelt. Aber es geht auch andersherum. Der Mensch macht sich – abgesehen vom Offensichtlichen – auch in der Natur breit. Es hat ja grundsätzlich  kein Mensch was gegen Tauben, nur dort, wo eben schon ein anderer wohnt und es offensichtlich ist, dass sie dort nicht hingehören. Heute auf einem kleinen Waldspaziergang haben wir erfreut festgestellt, dass es auch umgekehrt geht. Mitten im Wald steht ein Ledersofa.

Gemütlich und einladend lädt es an einer Kreuzung zum Sitzen ein. Man könnte hier auf säumige Verabredungen, schnüffelnde Hunde oder durchgegangene Pferde warten. Ganz wunderbar. Und vielleicht steht es auf einem Maulwurfshügel und Frau Maulwurf noggelt nun über Wochen und Monate an ihren Mann hin, dass er doch bitteschön etwas gegen dieses Ungetüm unternehmen möge, das da einfach nicht hingehört. Die schnatternden Menschen ließen immer ihre Kaugummipapiere liegen, klagt sie dann und die brennenden Zigarettenstummel fielen sogar manchmal in den Bau. Das Blöde ist, für Frau Maulwurf tut es mir Leid. Ich hätte das Sofa lieber auf einem Baum, neben einem Taubennest. Am allerliebsten IM Nest von Karl und Gertrud. Da würden sie mal sehen, wie das ist. Andererseits betrachten sie mich seit über einem Jahr ja sowieso schon als den lästigen Störenfried hinter den Fensterscheiben. Ein Teufelskreis. Ich werde nicht aufgeben.

Ärgerliche Murmeltiere und Kormorane, die zählen können

Der Mensch macht sich die Tierwelt seit Jahrtausenden zunutze. Manchmal plump, manchmal ausgesprochen einfallsreich. Blindenhunde und ihre Fähigkeiten zum Beispiel führen vor Augen, was man einem Hund antut, wenn man ihn tagein, tagaus in einer kleinen Wohnung verrotten lässt. Die Wachgänse vom Kapitol waren ein wunderbares Beispiel dafür, dass Effektivität nichts mit Größe zu tun haben muss.

In China zum Beispiel richten Fischer seit hunderten von Jahren Kormorane als Fischhelfer ab. Fünf bis sechs Wochen dauert es, bis die Vögel mit den Fischern auf den Fluss fahren und dort für ihn jagen. Damit sie nicht alle Fische selbst verschlingen, bekommen sie vor dem Tauchgang eine Schnur um den langen Hals, so dass nur kleinere Fische durch passen. Wie klug die Vögel sind, zeigt sich, dass sie nach ca. sieben Fischen ohne Belohnung streiken. Dann muss das Band entfernt werden und ein angemessen großer Fisch ins Hälsle kommen.

Dass Tiere viel Blödsinn, den die Menschen sich ausdenken, geduldig mitmachen, sieht man auch bei Fußballorakeln. Kraken, Hunde, Spinnen, alle Arten von Tieren werden hergenommen, um die Komplexität von Spielsituationen zu reduzieren. Ein Tier hatte letzte Woche offenbar die Nase voll von all dem Gedöns. Weil es keine Lust mehr hatte, die Unfähigkeit der Meteorologen auszubügeln, hat ein Murmeltier dem Bürgermeister, dem es die Frühlingswetterprognose flüstern sollte, heftig ins Ohr gebissen. Wer könnte es ihm verdenken? Vermutlich war ihm das schlichtweg zu einfach.

P.S. Ich WEIß, dass das kein Kormoran auf dem Foto ist!

Blutige Spiele und gute Taten

Was für eine widersprüchliche Welt, in der wir leben. Einerseits befinden wir uns in einer der längsten Friedensphasen, die es jemals gab, andererseits scheint unsere Gier nach Blut und Grausamkeit sich in fiktiven Welten geradezu blühend zu entwickeln und auszudrücken. Nie waren die Medien voller mit Grausamkeiten und sicherlich noch niemals zuvor gab es blutrünstigere Spiele und Filme als heute. Die Spiele der Antike waren allein schon aufgrund der Echtheit limitiert, was Blut und Tote betrifft. Heutzutage kann man sich nicht mal mehr einen Tatort anschauen, ohne danach die Woche zum Regenerieren nutzen zu müssen.

Menschen fahren an Unfällen vorbei, filmen, schießen Selfies und fahren weiter. Ohne zu helfen. Die Schwerverletzten können oftmals von Glück reden, dass sie nicht fürs Foto besser gelegt werden und ihnen dabei vielleicht dann noch der Rest der Wirbelsäule gebrochen wird. Es läge an den Medien wird gesagt, die Menschen könnten einen echten Notfall nicht mehr als solchen identifizieren, weil sie permanent mit fiktiven Katastrophen und Grausamkeiten konfrontiert werden. Ein durchschnittliches Videospiel (so heißen die gewiss nicht mehr, ist mir schon klar) zeigt vermutlich mehr Tote als der dreißigjährige Krieg und da nimmt es nicht Wunder, dass es als naheliegende Lösung gilt, seine Freundin, wenn man das erwartete Baby nicht möchte, einfach mal anzündet. Oder eben an einem Unfall tatenlos vorbeifährt.

Auf der anderen Seite steht ein weiteres Phänomen der Jetztzeit, das ebenfalls erstaunen kann: das Fundraising via Internet und Socialmedia. Egal, wofür, scheint es eins A zu funktionieren. Welch großes Glück das ist, habe ich letzte Woche bei einer Bekannten erfahren, deren Kind auf diese Weise eine Behandlung zuteil wird, die ansonsten unmöglich gewesen wäre. Wie passen diese beiden Pole zusammen? Betrachten es die Spieler von blutrünstigen Spielen oder die Konsumenten unfassbar detailliert-grausamer Serien wie Games of Thrones  oder wie auch immer dieser Schmarrn heißt als billige Absolution und Eigenversicherung, doch im Grunde ein guter Mensch zu sein, wenn sie drei Euro auf einer Internetplattform spenden? Früher konnte man sich einen Ablass kaufen. Ist das Dasselbe? Darf man deshalb wieder eine Stunde Gemetzel anschauen? Oder ist es viel einfacher und der Mensch hat einfach wirklich beide Pole in sich: das ganz Gute und das ganz Böse. Und wenn das Böse nicht raus kann, weil eben Frieden herrscht, schafft man sich dann den Krieg woanders? Damit man wieder an anderen Fronten richtig gut sein kann?

Strumpfhose

Ich habe einen Lieblingsrock, so wie jeder Mensch irgendein Lieblingskleidungsstück hat. Leider oder gerade deshalb, hat dieser eine sehr undefinierbare Farbe. Greige trifft es noch am besten. Er ist nichts großartig Besonderes, außer dass er mein Lieblingsrock ist. Und weil er eben gar einzigartig ist, habe ich mit viel Liebe eine passende Strumpfhose für ihn im Strumpfhaus Beck in München gekauft. Die Strumpfhose ist GENAU dieselbe Farbe, großartige Qualität, hat nur einen Makel: sie hat keinen Namen, so dass man sie nachkaufen könnte und geht mir fast bis zum Hals Aber das wäre mir alles egal, hätte sie nicht einen so unglaublich üblen Charakterfehler: Sie verschwindet andauernd.

Seit Samstag ist sie von der Heizung, auf der sie zum Trocknen lag, weil sie auch recht oft zwischendrin mal gewaschen werden muss, einfach verschwunden. Nun habe ich Samstag auch ein neues Handy bekommen und darf mit Fug und Recht sagen, dass ich ein wenig abgelenkt, um nicht zu sagen, kopflos war. Nicht dass ich viel mit der Einrichtung des Telefons zu tun gehabt hätte, aber es stresst doch beachtlich, wenn eine Frau, hunderte von Kilometern entfernt an der Hotline wesentlich mehr über den Status meiner SIM-Karte (so heißen die ja gar nicht mehr) weiß, als ich.  Anmerken möchte ich an dieser Stelle jedoch, dass die entscheidende Information, warum das mit den Emails nicht klappt dann letztlich doch von mir kam . Ich konnte es zwar nicht ändern, aber sagen, was es sein könnte und das war es dann auch.

Leider war mir das heute Morgen nicht vergönnt. Die Strumpfhose ist und bleibt verschwunden. Aber auch meine Geduld mit ihr hat Grenzen. Ich werde jetzt auf meiner Reise eine neue kaufen und mich vollkommen von ihr emanzipieren. Dann kann sie weiterhin irgendwo ihr Unwesen treiben.

Argentinische Flughasen und andere Absonderlichkeiten

Hasen aus Argentinien, Spargel aus Peru – wozu? Dass sich Bananen und Orangen in unserer Ernährung einen Platz geschaffen haben, ist eine Tatsache. Sie wachsen in Deutschland nicht, bzw. nur mit riesigen Aufwand. Aber Hasen? Hoppeln die nicht bei uns auch durch die Gegend und gibt es nicht genügend Menschen, die sie mit Wonne erschießen? Spargel kommt inzwischen, dank unterirdischer Heiztechnik, immer früher aus Deutschland an die Verkaufsstände und somit ist auch hier kein allzu großer Bedarf nach Flugspargel oder sehe ich das falsch? Muss man denn wirklich immer alles haben? Einfach verfügbar zur möglichst spontanen Entscheidung, wenn dann wirklich nichts Besseres mehr in Aussicht steht?

Gastgeber aller Länder können ein Lied davon singen, dass Einladungen immer kurzfristiger angenommen und leider auch abgesagt werden. Inzwischen werden deshalb sogar Kleinkinder verklagt, wenn sie die Teilnahe an einer High-End-Geburstagsveranstaltung nicht absagen. Weil es mich gar so wundert mit den ausländischen Hasen, habe ich sie nun mal gegoogelt und gelernt, dass der Hase Argentino ein Gütesiegel für alle Hasenfreunde ist. Es gibt argentinische Hasenpfannen de Luxe und eine wahre eingefleischte Argentinohasenfangemeinde. Weil die Hasen dort im Einklang mit der Natur aufwachsen. Ob ihre Weiterverarbeitung und ihr Transport allerdings auch so mit der Natur harmonieren? Nun hat mich das Thema gepackt.

Und weil das Internet ein wahrer Bunker an Informationen ist, soll auch die Spiegel-Nachricht vom 11.12.1963 nicht unerwähnt bleiben. Darin geht es nämlich um einen der größten Salmonellenskandale der Nachkriegszeit und dieser betrifft den südamerikanischen Rammler, der – so wurde geunkt – gar nicht immer einer sein muss. Im Gegenteil könnte es sich bisweilen durchaus auch um ausgewachsene Hasenmäuse oder zur Familie der Meerschweinchen zählende Pampas-Hasen handeln. 1963 brach jedenfalls kurz vor Weihnachten eine regelrechte ‚Hasenpanik‘ angesichts des verunreinigten Langohrbratens aus.  Und weil auch die deutschen und polnischen Artgenossen in Sippenhaft genommen wurden, sah man sich gezwungen, so die Berichterstattung  „An den Schaufenstern Hamburger Wild -Geschäfte …. Schilder mit dem Vermerk: „Keine Argentinos, garantiert aus deutscher Jagd“‚ anzubringen.

Da dies – aus unerfindlichen Gründen – bereits der dritte hasenlastige Beitrag in diesem Blog ist, gehen mir die Hasenfotos aus und ich werde ausweichen müssen. Bitte hierfür um Verständnis. Die Hasenaffinität kann ich mir selbst nicht erklären, ich fürchte diese Tiere nämlich und der Hase zählt außer einem hochaggressiven und ausgesprochen testosterondominierten Shetlandpony zu den einzigen Tieren, die mich tätlich angegriffen haben. Vielleicht deshalb. Stockholmsyndrom oder so.

 

Die Montagsgolfs kommen!

Nach diesem Fußballergebnis, das mich normalerweise nur am Rande interessieren würde, gibt es in ein paar Wochen sicherlich das ein oder andere ‚Montagsauto‘, weil der unfassbare Sieg der Wolfsburger (ich möchte erwähnen, dass die letzten historischen Bayernbezwinger auch …burger, nämlich Augsburger waren) bestimmt Folgen haben wird. Zu Recht, da ist ein gscheiter Rausch angebracht und es ist allemal ehrenwerter als die Rückrufaktion von Bio-Tajine aufgrund von Salmonellen, die ich heute im Drogeriemarkt an der Kasse gelesen habe. In diesem Sinne: Alles ist möglich!

Verspätetes Yoga

Heute waren beim Yoga nur Anfänger. Und deshalb haben wir so fürchterlich langweilige Dinge gemacht, dass ich kein bisschen Spaß hatte: Auf dem Rücken liegen, auf der Seite liegen, wieder auf dem Rücken, vom Vierfüßler-Stand in den Hund, wieder zurück, echt so fad, ich war ganz grantig danach, was schändlich von mir ist, denn hätte ich das richtig gemacht, hätte es mir bestimmt auch großen Nutzen und allerbeste Laune gebracht. Weil es auch bei einem recht anstrengenden Mittagessen nicht besser wurde, bin ich heim und habe das getan, was ich immer mache, wenn ich mich ablenken oder abregen möchte: ich koche oder backe. Heute musste es gleich Beides sein.

Und beim Kochen oder Backen erreiche ich meist das, was – so wie ich es verstanden habe – das höchste Ziel von Yoga ist: die Einheit von Körper und Geist. Ich bin dann in der Tat komplett im Moment, denke nicht nach, mache einfach und es geht mir gut. Yoga bedeutet ja auch das Anschirren, z.B. von Pferden und damit auch das Zusammenbringen vom Geist in das Jetzt, also in den Körper. Nicht über Vorher oder Nachher grübeln, sondern nur jetzt sein. Wie gut das tut, haben wir auch in Rom erlebt. Jeden Tag voll genießen, ausleben, wenn es geht.

Und aus diesem und anderen Gründen gibt es heute Abend ein Sonntagsessen, ganz im Hier und Jetzt. Wenn es heute früh schon nicht mit dem Yoga geklappt hat, dann wenigstens heute Nachmittag und heute Abend. So hatte selbst diese Stunde einen guten Sinn.

Taxifahren

Heute an unserem letztem Tag in dieser wundertraumhaft schönen Stadt wollten wir einen letzten Spritz bei strahlender Sonne vor dem Pantheon nehmen. Damit wir nicht muffelig oder erschöpft ankommen, haben wir uns ein Taxi in die Stadt gegönnt, weil man ja leider nicht mehr ins Zentrum fahren darf, was mich viele, viele Jahre gar nicht gestört hat, bis die römische Stadtverwaltung in die Krise kam und begann, Strafzettel an deutsche Touristen nachzuschicken. Der Text eines solchen Strafmandats ist derart gestaltet, dass ich nächtelang Angstschweiß hatte und mir zur Sicherheit.einen Anwalt genommen habe. Warum ich es trotzdem noch gemacht habe, möchten Sie wissen? Weil die Strafzettel bis zu 24 Monate lang nachgeschickt werden können und in der Zeit meint man ja nicht, dass man was Schlimmes tut.

Da es mit dem Taxirufen in Rom so eine Sache ist und ich eh Ausschlag bekomme, wenn ein Wagen mit 6,70 bei mir ankommt, sind wir mit dem Auto zum nahegelegenen Stand gefahren und haben eines gekapert. Der Fahrer war beglückt von uns Touristenfrauen. So beglückt, dass er erst mal vergessen hat, das Taxameter anzuschalten. Ich unterstelle jetzt einfach, er hat es vergessen. Auf dem 13,40-Weg in die Stadt habe ich ALLES über die Ursache der italienischen Krise erfahren, weiß, warum wir Deutsche als Einserschüler die Führung übernehmen sollten und warum Frankreich eigentlich noch viel schlechter da steht, sich aber hinter Italien versteckt. Dieser Mann sollte in die Politik, zumindest aber nach Davos, in einem Taxi ist er vergeudet.

Ich hatte schon mal erwähnt, dass italienische Männer mich ganz bezaubernd finden, weil ich ihnen meist beipflichte und da habe ich ein durchaus breites und sehr emphatisches Spektrum, angefangen vom zustimmendem Brummen über gedankenvolles sisi, bis hin zu energischem ma veramente! kann ich alles bieten, was ein Mann sich nur wünschen kann. Irgendwann war jedoch auch ich verzweifelt. Meine Mutter saß albern kichernd neben mir und murmelte fragend, ob sie mich anrufen soll? Jaaaaaa!!!! Gut, gesagt, getan. Ich habe also ein Phantomgespräch geführt, der Taxifahrer hat höflich geschwiegen und in der Sekunde, als ich ‚aufgelegt‘ hatte, den Faden exakt dort wieder aufgenommen, wo er ihn gelassen hatte. Gut. Dann halt.

Irgendwann waren wir da. Er hatte sich inzwischen über ganz arg viel an der italienischen Politik ausgelassen, ich hab mir überlegt, dass das ja doch meist Italiener sind, die die Politik machen und deshalb hab ich mich auch überhaupt nicht gewundert, als wir auf dem letzten Stück zur Piazza di Spagna fröhlich gegen die Einbahnstraße geschossen sind. Wir haben das natürlich korrigiert. Der Fehler war nicht unserer. Das hat irgendso ein Politiker, ich glaube, der schwachköpfige Bürgermeister in den letzten Jahren mal geändert. Also echt.