Wer stört wen?

Kaum ist man mal eine Woche nicht da, nimmt die Natur wieder überhand: Karl und Gertrud sind trotz halb herausgefahrener Markise wieder angetreten. Mir scheint, mit dem festen Vorsatz zu bleiben! Frech sitzen sie da und trotzen auch der flachen Hand, die mein Mann so energisch – ganz im Geiste des Stand your Ground – gegen die Scheiben donnert. Es ist ihnen völlig wurscht. Sie flattern höflich weg, nur um kurz darauf wieder gleichmütig anzulanden, ganz nach dem Motto: wir fühlen uns hier wohl, nicht schlimm, wenn es mal ein bisschen scheppert. Was tun? Mir wird schon ganz blümerant, wenn ich an die nächsten Wochen denke, in denen ich viel unterwegs sein werde.

Bin ich zurück, werde ich der Eindringling sein und die Unaufhaltsamkeit der stoischen Belagerung nimmt weiter ihren Lauf. Schon fehlen einige der Stachelelemente, die wir so mühsam angebracht haben. Ich denke, sie wurden durch heftigen Flügelschlag oder zähes Rumgepicke weggerammelt. Aber es geht auch andersherum. Der Mensch macht sich – abgesehen vom Offensichtlichen – auch in der Natur breit. Es hat ja grundsätzlich  kein Mensch was gegen Tauben, nur dort, wo eben schon ein anderer wohnt und es offensichtlich ist, dass sie dort nicht hingehören. Heute auf einem kleinen Waldspaziergang haben wir erfreut festgestellt, dass es auch umgekehrt geht. Mitten im Wald steht ein Ledersofa.

Gemütlich und einladend lädt es an einer Kreuzung zum Sitzen ein. Man könnte hier auf säumige Verabredungen, schnüffelnde Hunde oder durchgegangene Pferde warten. Ganz wunderbar. Und vielleicht steht es auf einem Maulwurfshügel und Frau Maulwurf noggelt nun über Wochen und Monate an ihren Mann hin, dass er doch bitteschön etwas gegen dieses Ungetüm unternehmen möge, das da einfach nicht hingehört. Die schnatternden Menschen ließen immer ihre Kaugummipapiere liegen, klagt sie dann und die brennenden Zigarettenstummel fielen sogar manchmal in den Bau. Das Blöde ist, für Frau Maulwurf tut es mir Leid. Ich hätte das Sofa lieber auf einem Baum, neben einem Taubennest. Am allerliebsten IM Nest von Karl und Gertrud. Da würden sie mal sehen, wie das ist. Andererseits betrachten sie mich seit über einem Jahr ja sowieso schon als den lästigen Störenfried hinter den Fensterscheiben. Ein Teufelskreis. Ich werde nicht aufgeben.

Ein Gedanke zu „Wer stört wen?“

  1. Das Sofa ist wirklich eine Zierde für den Wald und verfolgt vielleicht die gleiche Idee wie die Pianos in den Bahnhöfen. Ich habe darüber nun einen Artikel gelesen, dass das sich in europäischen Großstädten schnell verbreitet und gerne und viel genützt wird. Vielleicht wird das mit den Sofas auch so. Die sehr verehrte Bloggerin sollte das Bild mit Standortbestimmung an die örtliche Tageszeitung schicken und um Berichterstattung hierüber bitten.
    Also ich kann zu meiner Taubenplage berichten, dass nicht eine einzige Taube mehr bei mir landet, seit ich keine Vögel mehr füttere. Leider, das muß ich zugeben, denn es war schon zu nett, diese vielen kleinen Piepslein zu beobachten, aber die Taubenplage hat Überhand genommen.
    Ich denke, Karl sucht ein leichtes Frühjahrsquartier, um so allmählich mit der Familienplanung loslegen zu können, ich empfehle, Besen, Kissen, weiche Lappen etc. vom Balkon zu entfernen! Man weiß ja nie, aber vielleicht sollte ich täglich drohend auf diesem Balkon erscheinen, wenn die sehr verehrte Bloggerin nicht im Lande ist.

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