Win win: Tante Emma and Friends

Heute war ich mit meiner Mama und einer Freundin im Tante Emma Laden beim Essen. Das ist ein Konzept, das zur Hilfe Arbeitssuchender in unserer kleinen schwäbischen Stadt eingerichtet wurde. Dort kocht der beste Koch Augsburgs, ein hinreißend geschäftsuntüchtiger Italiener, der uns andernorts schon sehr froh gemacht hat mit seinem Wildschwein mit Polenta oder seinen wahnsinnig guten Spinatnocken. Er hat sich vor einigen Jahren entschlossen, sich Gott zuzuwenden, weil der sich ihm zugewandt hat.

Früher war er so etwas wie ein ‚Society-Koch‘, was immer das heißen mag. Er hat in Szenerestaurants gekocht und war allseits beliebt. Aber wohl nicht glücklich. Nun ist er es. Er steht in einer winzig kleinen Küche an einem Herd mit vier Kochplatten, nix Gas, nix Salamander, einfach kochen und versorgen. Um ihn herum toben oder bummeln kräftige junge Servier-Mädels unter der Leitung eines weiteren resoluten und kriegserfahrenen italienischen Gastronoms und es ist eine Wonne, ihnen zuzusehen. Wenn sie fragen, was man möchte, merkt man, dass es sie noch Überwindung kostet, zu fragen. Wenn sie etwas an den Tisch bringen, merkt man, dass sie es noch lernen, aber was man in jedem Fall merkt, ist wie froh sie sind, dass sie überhaupt etwas lernen können.

Ich habe von dem Restaurant durch Maurizio, den Koch selbst erfahren. Er hat es mir erzählt, nachdem er in DEM Szene-Italiener gekündigt hatte. Dort stand er – meiner Meinung nach recht verlassen – in einer Küche, verborgen und verscharrt, unglücklich, weit weg vom Geschehen und war ein reiner Erfüllungsgehilfe für ein verzogenes Publikum. Aber er war und ist schon immer mehr als das. Er möchte Menschen mit seiner Kunst (und das ist es) glücklich machen, er möchte sehen, dass sie glücklich sind und in diesem engen, etwas dampfigen Tante-Emma-Restaurant hat er genau das gefunden. Weil er nach wie vor sensationell kocht, kommen immer mehr seiner alten Gäste und auch die Neuen freuen sich sehr, dass sie für wenig Geld so ein gutes Essen bekommen. Oft sind das Menschen, die sich dran gewöhnt haben, nichts Gutes, auch nicht für Geld zu bekommen. Die freuen sich umso mehr. Und sie freuen sich über seine Herzlichkeit. Es ist nämlich so: Maurizios Essen wärmt den Bauch, sein Strahlen aber das Herz.

2 Gedanken zu „Win win: Tante Emma and Friends“

  1. Ich weiß nicht wieso, aber dieser Beitrag berührt mich sehr, muss fast weinen. Es ist entweder das mit Gott oder das der Mensch jetzt einfach glücklich ist oder das ich eine Freundin habe, die das bemerkt. Das teuer und schick nicht immer das ist, was es verspricht weiß man ja in unserem Alter auch schon. Ich hatte ja bereits das Vergnügen, in diesem Lokal zu essen und ich finde es toll. Die Hintergrundgeschichte macht das natürlich nochmal wahrhaftiger und man geht nach einem guten Essen raus und hofft, dass es noch viele andere Menschen gibt, die nicht nur nach Geld streben, sondern das Glück suchen und manchen ist es vergönnt, dieses zu finden. Suchen wir das nicht alle? Ich hör jetzt auf, sonst heul ich wirklich los.

  2. Seit mindestens einem Jahr wurde ich auf den Besuch bei Tante Emma vorbereitet. Es war eine ganz tolle Erfahrung. Auch die Gäste benehmen sich völlig anders als sonst, wenn sie ein Lokal betreten. Irgendwie vorsichtig, tastend, nett, freundlich. Es ist erstaunlich, wie diese Umgebung sofort auf die Gäste abfärbt.

    Die mit Ziegenkäse gefüllten Ravioli waren sehr, sehr gut, die Mädchen, die das Essen bringen, haben alles ohne Berührungsängste und Scheu getan. Wenn ich mir vorstelle, ich würde das machen, hätte ich tausend Sorgen, etwas falsch zu machen. Bei Tante Emma ist das gesamte Umfeld einfach entspannt. Mir hat es sehr gut gefallen, geschmeckt und gut getan, denn ich war eingebunden in eine Gruppe von Menschen, die alle das Gleiche wollten, einander Freude machen und Gutes tun. Es war sehr schön. Mein Fußballgott wird demnächst auch dort essen dürfen.

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