…als dass nicht auch etwas Gutes zu finden wäre. Wie sich vielleicht der ein oder andere erinnern mag, gelte ich inzwischen beinahe europaweit als Maskottchen der Sanitär-Handwerker. Wo ich bin, ist Wasser. Leider gehört es da nicht immer hin. In Rom hatten wir eine Dachterrasse, die leckt, in Paris eine Spülmaschine und in Augsburg ein ganzes Dach. Arglose könnten nun meinen, das könne im fünften Stock, eingebettet zwischen den Stockwerken ja nichts Gravierendes sein, sondern käme sicher von einer Waschmaschine oder Ähnlichem. Weit gefehlt. Aus irgendeinem Grund ist gerade bei mir ein Knick, ein Knie, wie wir Profis sagen, in der Leitung und es sammelt sich das Wasser und das stürzt dann fast ungebremst in die Decke meiner Nachbarin unter mir. Zum Glück ist sie eine freundliche und christliche Seele. Die erste Maßnahme, die Sanitär-Fachleute – oder sollte ich sagen „Sanitäter“? – parat haben, ist „ja gut, dann reißen wir mal die Toilette auf und schauen drunter nach“. Um dies zu vermeiden, habe ich mich inzwischen ausführlich mit der Thematik befasst.
Ich habe nämlich außergewöhnlich schöne Bäder. Mit handproduzierten Fliesen. Einfach genau so, wie ich es mag. Da kommt nicht einfach einer daher und reißt als Erstes alles raus, um dann festzustellen, dass es was ganz anderes war. Und so habe ich meinen Herrn K. kennengelernt. Zunächst war es eine Begegnung auf Augenhöhe, weil ich fachkundig und mutig vor Sorge sagte, der Schaden käme vom Dach. Er fand das interessant, meinen Kaffee gut und war froh, dass die Wohnung und sein Arbeitsbereich sauber waren. Was er mir im Laufe unserer Beziehung (anders kann man das, was wir haben, kaum mehr nennen) aus seinem beruflichen Schatzkästchen erzählte, ist eine gute Basis für eine Null-Diät….Nach einem Dreiviertel Jahr mit einem lärmenden Entlüfter in der Wohnung war klar: es kommt vom Dach. Was eine Totalsanierung des Daches mit Gerüst und allem Pipapo zur Folge hatte. Und wenn man so viel Zeit zusammen verbringt, lernt man einander eben auch besser kennen. Und so habe ich erfahren, dass Herr K. passionierter Jäger ist. Und der Jagdmetzger unseres Vertrauens auf dem Stadtmarkt sein Geschäft schließt.
Und weil wir erst neulich wieder einen Wasserschaden hatten (meine liebe Nachbarin und ich, also sie hat ihn und hat folgerichtig mich angerufen), haben wir uns wieder gesehen und ich habe meine Nachfrage nach Wild erneuern können. Heute um 5.45 hat er mir einen wunderbaren Rehrücken und Schlegel gebracht. Der Rehrücken ist deutlich größer als ich dachte und wir werden lange, lange an Herrn K. denken! Nicht immer ist es so einfach, die Vorteile in einer Malaise zu sehen. Gerade in der aktuellen Phase meines Lebens fällt mir das auch manchmal schwer. Und gleichzeitig bin ich mit so vielen wunderbaren und bereichernden Menschen in Kontakt gekommen, dass ich schon sehr verbohrt sein müsste, um darin nicht auch etwas Gutes und Schönes zu erkennen. Vielleicht lade ich sie ja auch alle zu einem schönen Rehrücken ein?