Gulasch

Bei so vielen Beiträgen und so tiefen Einblicken in meinen Alltag ist es nun auch grad schon wurscht (wie der Bayer zu sagen pflegt), ob auch noch meine geheimsten Vorlieben zu Tage gefördert werden. Ich labe mich selten an ihnen, vielleicht können sie deshalb auch ihren Sitz in meinem Herzen so ruhig und beharrlich gegen alles Neue und „Fancyhafte“ verteidigen. Sie residieren dort und oft ist nicht mal mir selbst klar, wie fest sie dort verankert sind. Sie leben Seite an Seite mit den Ureinwohnern der Seele, den Gerüchen und vertragen sich offenbar prima. Sie werden nur selten wachgerüttelt und verlassen ihr wohliges Heim auch nicht gerade häufig. Wenn sie aber tun, dann sind sie wunderbare Gäste, die sich freuen, mal den Schritt vor die Türe gewagt zu haben und zu zeigen, dass es sie noch gibt. Zurück in ihren wohligen Gemächern zehren sie noch lange von den schönen Momenten und freuen sich auf den nächsten Besuch, der durchaus auch erst in zwei, drei Jahren stattfinden kann.

Wovon ich spreche? Von Gulasch natürlich. Und von Knödeln. Nicht erst seit mein Mann mir über ebendiesem Gericht den festen Wunsch geäußert hat, sein Leben mit mir zu verbringen, liebe ich dieses Gericht. Es ist so unprätentiös und kuschelig. Und seine besten Freunde, die Knödel erst!!! Ich weiß, heutzutage macht man sie bitteschön selbst oder kauft zumindest den feinen Knödelteig, den es inzwischen überall in den Kühlregalen gibt, jedoch zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen zählt nach wie vor diese: ich sitze bei meiner Oma in der Küche auf einem graublauen Küchenstuhl, den man drehen konnte und gefährlich weit damit hochfahren konnte. So weit, dass nur noch ein dünner Stab ihn hielt, der dann auch gerne aus der Verankerung kippen wollte (und manchmal ist!!! Was die Oma nicht gerne hatte). Und meine Oma, die an hohen Festtagen Knödel aus der Packung gemacht hat. Und die waren aus Pulver: Halb und Halb, 12 Stück und wir haben immer sehr gelacht, was das wohl für Schusser sein müssten. Wir bekamen maximal zehn raus.

Die wurden in einer silbernen Schüssel gerührt und man musste sie dann stehen lassen, damit der Teig fest wird. Mir hat selbst dieser Teig geschmeckt. Vielleicht war es auch die Vorfreude auf Gans, Schweinebraten oder Gulasch. Oder weil alle zusammen kamen? Eindrücke, Erinnerungen und Vorlieben sind ja selten isoliert für ein wohliges Gefühl verantwortlich. An die Gulaschnostalgie hat dann auch noch meine nichtgernekochende Mutter angeknüpft und so hat sie heute einen sicheren Platz in meinen Erinnerungen. Derweil mache ich es wahnsinnig selten, vergesse ganz oft, dass ich es überhaupt kann und wenn, dann mache ich es auch ganz anders als alle zuvor. Der Eindruck und die Gefühle sind jedoch genau die gleichen. Es ist sozusagen das Gold unter den Gerichten. Selten, dafür wertstabil. Hab noch zwei Knödel und ein kleines bisschen übrig….