Neues (naja) vom Strand

Es ist Zeit, vom Strand zu berichten. Wir waren nun zwei Tage dort und ich kann mit großer Freude berichten, dass sich nichts Wesentliches verändert hat. Außer, dass Luca, der neue (nun ja, sind auch schon fünf, sechs Jahre….wenn nicht mehr) Restaurantpächter den Laden so runtergewirtschaftet hat und sein Geld in so viel Krimskrams wie ein weißes Klavier, weiße Vogelkäfige, Unmengen von Wein, der „dekorativ“ im Restaurant gelagert wird, kleine Muscheln und Seesterne und so weiter und so fort, gesteckt hat, dass leider nichts mehr für die Fischauktion übrig geblieben ist und es kaum noch frischen Fisch gibt. Unsere lieben Freunde Herminia und Roberto fahren inzwischen mit ihren über achtzig Jahren sonntags zu Mittag hin und wenn es keinen frischen Fisch gibt, fahren sie wieder heim. Roberto ist da pingelig, schließlich hat er selbst über Jahrzehnte im Zentrum einen Fischstand gehabt. Pasquale selbst turnt wie eine fröhliche Haselnuss durch die Anlage und ich fürchte, er wird sich nicht mehr unter das Joch des Restaurantbetriebes begeben. Schöner könnte es für ihn eh nicht sein. Alle trauern ihm nach, weil der Neue es nicht besser kann als er. Was auch fast unmöglich gewesen wäre, denn kein Mensch ist je wegen eines dekorativ gespannten Fischernetzes oder eines weißen Flügels dorthin gefahren!!

Schon komisch, dass der Mensch sich so gegen Veränderungen sträubt. Derweil sind manche, die meisten gut. Und man gewöhnt sich so schnell dran, dass man sie schon nach kürzester Zeit wieder mit Zähnen und Klauen gegen neue Veränderungen verteidigt. Hängt das alles nur mit den Basalganglien zusammen, über die wir schon so oft gesprochen haben? Ich habe mir vorgenommen, sofort daraus zu lernen und Luca ganz wunderbar toll zu finden und ihn mit sofortiger Wirkung als neuen Restaurantbetreiber anzuerkennen. Habe sogar alkoholfreies Bier bei ihm bestellt, aber wahrscheinlich bekomme ich es nicht, weil er kein Geld hat, es zu bezahlen. Nicht mal mehr die selbst gebackenen Kekse gibt es mehr in ordentlicher Menge. Massimo musste uns gestern welche aus der Küche zusammenklauben. Ein Elend. Andererseits hat es das Gute, dass wir mittags nur einen Salat und Sardinen essen und somit abends ausgehungert mit der Vespa in die Stadt rasen. Heute und morgen machen wir damit allerdings Pause, weil es über 40 Grad haben soll und es schon gestern mit 35 ziemlich warm war beim Essen. Schlimmes Schicksal, ich weiß.

Abgesehen von diesen Änderungen, besser gesagt Entwicklungen, ist alles mehr oder weniger gleich geblieben. Wir haben unseren Platz in der ersten Reihe, natürlich neben dem Capo und seiner Gemahlin und auch der Freund der Fußballer ist wieder da. Er liegt mit seinem weißblonden Haar nach wie vor direkt an der Riva in der Sonne und spechtet den Mädels nach. Und hat er uns die letzten fünf Jahre geflissentlich ignoriert, ist er nun redselig und mitteilsam und grämt sich darüber, dass ich so viele Zentimeter mehr habe als er, der er sie doch deutlich dringender brauchen könnte als ich. Auch unser Marrochino ist mit seinen Handtüchern wieder da und zu meiner großen Belustigung habe ich gestern erfahren, dass er der „marrochino marchegino“ genannt wird, der schwäbische Marokkaner, weil er fast nicht im Preis nachgibt. Recht hat er, bei der Hitze! Blöd nur, dass die Strandliegenauflagen, die wir vor Jahren bei ihm gekauft haben, immer noch pfenniggut sind. Das wurmt ihn am allermeisten, denn da kommt er in einen Konflikt, denn er kann schließlich nichts dagegen sagen, dass er beste Qualität verkauft. Vom Fußballbeau wurde ihm der Vorschlag gemacht, es doch mal mit Zigarettenkippen zu versuchen und Löcher reinzubrennen. Bislang sind das die aufregendsten Neuigkeiten, was mich sehr freut. Weiteres in Kürze!

Sizilien

Wir sind auf Sizilien und wer in Deutschland meint, Wetterkapriolen zu erleben, soll bitteschön einfach mal kurz hier vorbeischauen oder besser gesagt flattern – es stürmt ununterbrochen. Ich verbringe ein gerüttelt Maß an Zeit auf dem Zimmer, weil es draußen einfach viel zu kalt ist. Leider habe ich mich auch diesmal – wie so oft – von der Wettervorhersage täuschen lassen und Ende Juli in Italien nur eine Hose und einen Pulli eingepackt. Von den Schlafsachen möchte ich an dieser Stelle gar nicht sprechen, außer, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben mit der einzigen Strickjacke geschlafen habe, die ich schnell noch in den Koffer geworfen habe. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich sie nur kurz zum Duschen ausgezogen habe und dann sofort wieder über mein längstes Sommer-Flatterkleid gewurschtelt habe….anders wäre das Frühstück nicht zu überstehen gewesen! Die Menschen hier nehmen es mit Gelassenheit, was verständlich ist, sie haben ja ihre Wintergarderobe auch irgendwo im Schrank. Außerdem sind sie nicht im Urlaub und müssen sich zusätzlich mit anderen Dingen rumschlagen.

Eigentlich müssen alle Menschen überall und immer irgendwelche Ereignisse oder Probleme, je nachdem, wie man sie betrachtet und bewertet, bewältigen. Das ist es, was man Leben nennt, sagen die Klugen. Dann ist es gut, wenn man Austausch hat oder einen Platz, an den man gehen kann (mit einer warmen Jacke halt…). Hier im westlichen Teil Siziliens, genauer gesagt in Marsala ist das ganz eindeutig der Marktplatz, ach, was sag ich – die gesamte Innenstadt. Allerorten sitzen dort vorwiegend ältere Herren beisammen, diskutieren, plaudern, berichten sich von ihren Sorgen mit Ehefrauen, Kindern oder Enkelkindern, besprechen die aktuelle Weltlage, kommen überein, dass es letztlich ganz einfach wäre, würde man nur vorausblickende, kluge und erfahrene Männer wie sie selbst es sind, machen lassen und ereifern sich über die taktischen und strategischen Fehler im letzten Fußballspiel. Ab und an ergreift sie ein Thema so sehr, dass sie aufspringen von ihren Plastikstühlen oder den warmen Steinstufen des Rathauses und einander am Ellbogen fassen, um ihrer Rede Nachdruck zu verleihen. Sie laufen dann ein wenig auf und ab, setzen sich schließlich meist zu einem derjenigen, der das nervöse Auf- und Abwandern permanent aus bequemer Position, jedoch nicht minder gestenreich mit klugen Einlassungen begleitet hat.

Manchmal stößt eine der Gemahlinnen mit geschäftigem oder mildem Gesichtsausdruck dazu, hinterlässt eine Nachricht, regelt kurz das etwas verworrene oder gestrandete Gespräch, löst eventuell noch bestehende Probleme auf und verlässt dann mit kurzem Kopfschütteln und zufrieden-energischem Blick die Szenerie. Ihr Einkaufswagelchen holpert munter hinterher. Zu vermuten ist, dass sie den Gatten an seine einzige Aufgabe des Tages erinnert hat, zum Beispiel das Enkele vom Turnen abzuholen, weil die Tochter Anna-Maria doch heute ein Vorstellungsgespräch hat und sie ihren Mann nun seit 50 Jahren kennt und weiß, dass er sich recht schnell von Gespräch und Emotionen davontragen lässt und dann über den Problemen der Welt Frau und Familie zu vergessen neigt. Sie tut das nicht böse, sondern selbstverständlich, denn sie weiß, dass diese Treffen und Gespräche den unschätzbaren Vorteil haben, dass er weder seinen Beruf und den Austausch mit Kollegen vermisst, ausgeglichen zurück nach Hause kommt und sie selbst nur noch das Konzentrat all der ausführlich besprochenen Überlegungen zu hören bekommt. Der ungewöhnlich starke Wind ist übrigens ein prima Gesprächsbeginn. Nur für den Fall, dass Sie mal hier sein sollten…

Flughafenvögel

Nun sitze ich mal wieder an einem Flughafen und glücklicherweise auch noch in meiner absoluten Lieblingslounge, der von Turkish Airlines in Istanbul. Sie ist einfach wundervoll und ich rate figurbewussten Menschen ebenso wie von einer Kreuzfahrt unbedingt davon ab, sie zu betreten. Es gibt dort das wundervollste Essen, das man sich – nicht aus den Augen verlierend, dass es sich um eine Lounge handelt – nur vorstellen kann. Während ich hier sitze und mein Mann mit Menschen mit absurden Flugetappen plaudert (wer würde von Helsinki über Istanbul nach Houston fliegen wollen?), beobachte ich die kleinen Vögel, die hier emsig und selbstverständlich herumflattern. Es gibt größere Grünpflanzen, mehr Krümel, als man in einem Vogelleben verspeisen kann und – und das ist das Erstaunliche – riesige Fensterfronten rundherum. Davor sind bequeme Stahlstangen, auf den die Piepmätze souverän ansegeln und landen. Keiner von ihnen kommt auf die Idee, gegen die Scheibe zu fliegen. Sie leben in ihrer Welt, in der sie alles Notwendige haben und akzeptieren, dass sie nicht durch die Scheibe nach draußen können.

Liegt darin die Chance auf Glück? In dem Umfeld, in das man hineingeraten oder hineingeboren ist, glücklich zu sein? Nicht nach draußen zu wollen? Nicht wenigstens die Möglichkeit zu ersehnen, nach draußen zu gehen und dann zu entscheiden, dass es drinnen doch besser ist? Ich habe mich das auch am Freitagabend gefragt, als wir nach unserer Ankunft in Istanbul ganz wunderbar beim Essen waren. In einem Restaurant über der Stadt mit Blick auf den Bosphorus. Es ist ein eher europäisches Lokal und wird – vielleicht auch deshalb – gerne von den „Reichen und Schönen“ besucht. Vor uns an einem Tisch saßen zwei sehr, sehr junge Frauen und ein vielleicht siebenjähriges Kind. Es lag in eine Decke gewickelt auf einem Stuhl und war dem Wahnsinn näher als allem anderen. Vor lauter Langeweile. Die beiden jungen Frauen, von denen meiner Meinung nach keine unter irgendwelchen Umständen die Mutter gewesen sein könnte, schauten auf ihre Telefone und das Kind war kurz vorm Durchdrehen.

Mir fallen solche Kinder immer häufiger auf. Diese sogenannten Wohlstandsverwahrlosten. Die in totalem Luxus aufwachsen, in Baby Dior, Gucci, Burberry etc. gekleidet sind, in Restaurants, sobald sie sprechen können, ihren Wagyū-Burger Medium Rare, vielen Dank, thanks a lot und dazu dezidiert eine Cola Light bestellen. Sie sind Kinder von Welt und wenn sie sich nicht allzu dumm anstellen, werden sie diese Welt auch niemals verlassen müssen. Auch sie scheinen von den Kindern, die in Biergärten auf dem Klettergerüst rumtoben, so weit entfernt wie die Flughafenvögel von ihren wilden Artgenossen, die sich jeden Tag um ihr Futter bemühen müssen, gegen Katzen, Möwen und andere Feinde zu kämpfen haben und schlechte Luft atmen müssen. Was also ist besser? Auf der Maslowschen Bedürfnispyramide (ich liebe sie, das weiß jeder im Blog) rangieren sie sicherlich viel weiter unten. Sie müssen noch ihr Überleben sichern und dann ihre Sicherheit. Die Flughafenvögel und Luxusrestaurantkinder könnten schon viel höher einsteigen, bei der Selbstverwirklichung zum Beispiel. Weil sie aber nie gelernt haben, wie es ist, einen Wurm selbst aus der Erde zu ziehen, müssen sie gerade bei dieser schwersten aller Disziplinen beginnen. Und fliegen vielleicht dann doch ihr ganzes Leben lang gegen Scheiben.

Flughafenhotels (und ihre Folgen)

Mehr oder weniger durch Zufall bin ich letzte Woche in einen der letzten romantischen und mythenumwitterten Orte unserer Reisewelt vorgedrungen: Das Flughafenhotel. In einem Flughafenhotel geschieht bestimmt wesentlich mehr Romantisches, Verruchtes und auch Tragisches als im luxuriösesten Hotel in Paris. Superhipp, supergroß und superanonym hat so ein Flughafenhotel die allerbesten Voraussetzungen für Affären, Stop-over oder gar windige Geschäfte. Ich muss zugeben, dass meine Phantasie sofort mit mir durchgeht, wenn ich so einen Ort sehe. Bestimmt stecken ganz viele Geschichten in den einzelnen Zimmern. Wie eigentlich in allem, was einem so im täglichen Leben begegnet. Meine Mutter, ein listiges erfahrenes Weideschaf, das schon fast alles gesehen und gehört hat, erzählt mir immer, wenn ich im Römischen Verkehr bleich vor Zorn werde, weil einer mich mit dem Smart auf’s Übelste abdrängt, Geschichten über die unverschämten Fahrer.

War es ein Mann, so erzählte sie mir beispielsweise Folgendes: Weißt Du, Du hast ihn die ganze Zeit an seine Frau erinnert, mit der er meinte, total glücklich zu sein, für die er gearbeitet hat und die er geliebt hat. Bis zu dem Tag, als er herausfand, dass sie ihn mit seinem Chef betrügt. Oder wenn der Fahrer ganz besonders frech und dreist war, mich gar geschnitten hat, konnte die Geschichte auch so sein: Gerade heute Morgen hat dieser arme Mann seinen Job verloren, seine Frau hat ihn darauf hin verlassen und jetzt ist er auf dem Weg vom Büro nach Hause, in dem es sich gerade sein junger, dynamischer Nachfolger bequem macht. Wie konnte ich da noch ärgerlich sein? Manchmal wäre ich den Leuten am liebsten nachgefahren, um sie zu trösten. Reframing nennt man diese brillante Technik, bei der es letztlich um nichts anderes geht, als eine Tatsache oder ein Ereignis aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, ihm eine andere Bedeutung zu geben. Oder einfach die ganze Geschichte zu erfahren.

Ich denk mir das manchmal auch bei mir selbst, wenn ich etwas drumselig vor mich hinschaue, weil ich mir Sorgen mache oder mit meinen Gedanken meilenweit entfernt bin. Woher sollen die anderen das wissen? Wenn sie wüssten, was mich gerade bewegt, würden sie es sicherlich besser verstehen. Sind dafür vielleicht sogar die Höflichkeits- und Gesellschaftsregeln erfunden worden? Damit das Zusammensein trotz unterschiedlichster Erfahrungen und Charaktere und Temperamente dennoch funktioniert, weil diese eben auf Situationen und Funktionen abgestimmt sind und nicht nur auf das Einzelwesen? Dann wird das gesellschaftliche Zusammenleben vermutlich künftig eher schwieriger als leichter, weil so wenige Menschen es heute noch Face-to-Face trainieren. Vor dem Computer ist es fast egal, wie man sich benimmt, zumindest auf vielen Gebieten. Und wirklich raus gehen muss man auch nicht mehr. Da ist es doch gut, dass es so zentrale Begegnungsstätten wie dieses Flughafenhotel gibt. Da treffen noch echte Menschen aufeinander und vielleicht hält einem am nächsten Morgen einer von diesen unerwartet die Türe auf, weil er ein ganz wunderbares Erlebnis in ebendiesem hatte. Oder ein Mann rüpelt einen an der Kreuzung an. Kann natürlich auch sein…

Fruchtfliegen, Tauben, Bären

Es ist mal wieder so weit, über mein Leben mit Tieren zu sprechen, respektive schreiben. Ich habe zwar keine bewusst angeschafften mehr, dafür umso mehr mehr oder weniger uneingeladene Gäste. Zum Beispiel die Fruchtfliegen. Wenn man, wie ich, Wert auf basische Ernährung legt, wird einem das momentan wahrlich schwer gemacht. Da liegen dann ein paar herrliche Weinbergpfirsiche (ist es nicht toll, dass die Supermärkte sich jeder noch so kleinen Vorliebe anpassen? Wo hätte man früher eine Mango bekommen – ja, ich weiß, böse, garstige Flugmango müsste es heißen, oder eben einen weichen, weißen, saftigen Weinbergpfirsich? Einfach toll!) in der Küche und warten auf ihren morgendlichen Verzehr. Damit ich nicht jeden Tag losrasen muss, wartet der Vorrat für zwei, drei Tage darauf und ich kann die Uhr danach stellen, dass spätestens nach einer Stunde ein Pulk von Fruchtfliegen empört aufschwärmt, kaum, dass ich die Küche betrete. Vom Mülleimer wollen wir jetzt mal gar nicht sprechen. Fürchterlich. Man fühlt sich gleich ein wenig schmuddelig, finde ich.

Bedenkt man jedoch, wie kurz das Leben besagter Fruchtfliegen ist und was sie alles in diesen paar Stunden erledigen (müssen), könnten sie einem bald leid tun. Tauben leben da ja viel länger. Man fragt sich – vor allem angesichts von Karl und Gertrud (jaaaaaa, die gibt es noch!) -, wie lange sie eigentlich leben oder ob sie an ihre Nachfahren ein Büchlein weitergeben mit ihren „schönsten Schlaf- und Ruheplätzchen“? Denn viel anders kann es nicht sein auf meinem Balkon. Diese Dreckstauben sind immer noch da und gerade eben habe ich sie verscheucht, sozusagen kurz bevor sie in die Wohnung hineingeflogen kamen. Blöde Biester. Nun sind aber auch diese Probleme mit Tieren vernachlässigbar, liest man, was einem jungen Mann mit den besten Absichten in den USA widerfahren ist. Der war auf einem kirchlichen Ausflug mit lauter Kindern und war so ausgepowert von den lieben Kleinen und der Natur, dass er von einem Knarzen und Krachen erwacht ist und siehe da, eiderdaus, das Knarzen und Krachen waren die Bärenzähne um seinen Schädel. Angesichts solcher Tier- und Schlaferlebnisse kann sich unsereins glücklich schätzen, wenn er von einer Amsel gegen halb fünf wach geträllert wird. Und zwar aus vielerlei Gründen: erstens weil man so einen leichten Schlaf hat und es keinen Bären und Geräusche braucht, bis man merkt, dass sein Kopf im Maul desselben steckt und zweitens dass es eben doch nur Fruchtfliegen und Vögel sind. Wie so oft im Leben sind es eben die Verhältnismäßigkeiten, die die Zufriedenheit ausmachen.

Mit einem sehr klugen und hoch weideerfahrenen Schaf habe ich das heute auch besprochen: Es gibt Menschen, denen gesteht man einfach nicht so gerne schlechte Laune zu, weil sie einfach keinen Grund dazu haben. Das ist bestimmt manchmal unfair, aber oft hilft es eben bei Missmutigkeiten den Kopf ein wenig nach links und rechts zu wenden. Sozusagen weg von den Fruchtfliegen und Tauben hin zu den Bären, die es ja auch gibt. Zum Glück weit weg.

Tütenknallen

Bei einem MRT meines Kopfes (ich habe einen leicht hypochondrischen Hang, was bei meiner Familie nachvollziehbar und verzeihlich ist, weil sie erst im letzten Moment zum Arzt gehen, dafür dann aber immer was Entsetzliches haben) wurde festgestellt, dass ich noch beachtliche embryonale Teile übrig habe. Sowas fällt mir ein, wenn ich – wie gerade eben – eine braune Papiertüte, in der der Parmesan vom Campo dei Fiori eingepackt war, aufpuste und platzen, respektive knallen lasse. Oder beim Kaugummiknallen. Über 13 glückliche Jahre konnte ich das nicht, weil unser geliebter kleiner Hund nicht schussfest war und auch heute zucke ich zusammen, wenn ich den Knall nicht selbst verursacht habe. Embryonale Anteile verspüre ich auch, wenn ich manchmal – auf dem Heimweg von einem Restaurant zum Beispiel – urplötzlich das unbezwingbare Verlangen habe, zu rennen. Nur auf den vorderen Ballen, so wie früher, wenn man am Strand jemanden gejagt hat und die Füße so wunderbar in den Sand rammen konnte. Sind das ganz normale, altersunabhängige Leidenschaften und machen wir sie nur zu altersabhängigen? Ich vermute, man gewöhnt sich ganz normale Dinge mit zunehmendem Alter (ab 10?) einfach ab.

So wie das intuitive Essen zum Beispiel. Davon habe ich durch Zufall gehört und wie viele treue Leser wissen, habe ich ein sehr kritisches Verhältnis zur Lebensmittelindustrie, weil ich sie sogar noch für gefährlicher halte als Assad und Donald Trump zusammen. Nach meiner heutigen Erfahrung am Pool ist es sehr kühn von mir, diese beiden im Internet in einem Satz zu nennen. Da habe ich nämlich – in unserem WLAN-Netz, das über die ganze Distanz funktioniert!!! – ein Restaurant eingegeben (wir haben uns mal wieder vorgenommen, auszugehen und sind im letzten Moment eingeknickt, weil es einfach so wunderschön ist auf unserer Terrasse, wir brauchen deutlich mehr Disziplin!!!) und weil es auf dem Rechner dann doch nicht ging, wollte ich es ins Handy eintippen, musste aber nur die ersten beiden Buchstaben von „Eno…..teca……“ tippen und schon war das Gesuchte vorgeschlagen. Gruselig. Enotecas gibt es ja nun wirklich viele in Rom und auch auf der ganzen Welt. Also jedenfalls die Nahrungsmittelindustrie und ihre zahlreichen Verbrechen. Beziehungsweise das Buch, von dem ich gelesen habe. Es heißt: Intuitiv essen. Und darin geht es – oh Wunder – darum, dass kaum ein Mensch mehr nicht diätgeschädigt in irgendeiner Form ist, man aber tipptoppi ausgestattet zur Welt kommt.

Kaum eine Frau, die einfach ein Jägertöpfle mit Spätzle oder ein Wiener Schnitzel mit Pommes bestellt. Selbst die Gegrillten-Fisch-Esserinnen müssen sich schräg anschauen lassen, wenn sie nicht explizit die Kartoffeln abbestellen und kaum ein Kellner in einem sophisticated Restaurant würde nicht nachfragen, ob der Fisch nur mit Gemüse oder auch mit – huch!!! – Kartoffeln serviert werden soll. Das intuitive Essen nunmehr soll die völlig verschütteten, von der Natur so klug angelegten Hungerimpulse wieder hör- und spürbar machen. Die, die wir mit zunehmendem Alter so brillant unterdrückt und durch Diäten ersetzt haben. Kann man daraus schließen, dass wir tatsächlich weise zur Welt gekommen sind und es uns nur sukzessive versauen? Da mag was dran sein. Ich zum Beispiel komme mit zunehmendem Alter immer wieder auf bahnbrechende Weisheiten und muss mich dann erstaunt erinnern, dass ich Dasselbe, nur viel prägnanter, schon mit 18, 20 gesagt hatte. So falsch kann es also nicht sein, am Tütenknallen allergrößten Gefallen zu finden.

Was täte ich nur ohne die Medien

Ja, was täte ich nur ohne die Medien? Was täten alle Menschen nur ohne sie? Zum Beispiel gestern im Flugzeug die junge Dame neben mir? Bis zur allerletzten Sekunde war sie mit dem Tippen und Lesen und Kichern über Nachrichten beschäftigt. Dann eineinhalb Stunden recht nervös und völlig tatenlos. Ein normales Buch konnte ihre Neigung zur Kommunikation nicht befriedigen. Denn das Lesen an sich scheint es nicht zu sein, das sie reizt. Im Landeanflug hat es uns ziemlich gebeutelt und sie war sichtlich verängstigt. Kaum hat das Flugzeug Boden berührt (man hat leider sehr deutlich gemerkt, wann das war!!!), hat sie ihr Telefon endlich wieder anschalten und weiter kommunizieren können. Ich nehme an, sie hat alle Details des Anflugs geschildert. Nun will ich mich beileibe nicht ausnehmen von der Medienabhängigkeit. Schließlich haben wir hier gemeinsam einen Blog laufen, den es ohne all die wunderbaren Möglichkeiten, miteinander in Verbindung zu bleiben, gar nicht gäbe. Zwar hat er nicht den Stellenwert eines Briefwechsels zwischen Goethe und Brentano, aber vielleicht ist das auch der fehlenden Einzigartigkeit geschuldet und nicht nur dem Inhalt. Der Illusion kann man sich ja mal hingeben.

Tagsüber habe ich mit den Medien so ziemlich dasselbe getan wie immer. Hatte das Handy dabei, habe geschaut, wer mir schreibt, habe ein Wort gegoogelt und bin mit Menschen in Kontakt geblieben. Am Abend habe ich über ein Medium erfahren, dass jemand mir gerne Blumen zukommen lassen würde, ich aber nicht da war und dann kam mein persönliches Highlight im ehemaligen Medium Nummer eins, dem Fernsehen: das Traumschiff. Da muss ich so alt werden, um dieses Urgestein der deutschen Reise-PR einmal mit eigenen Augen zu sehen. Und dann muss ich auch noch beschämt zugeben, dass ich es nicht aus Interesse geschaut habe, sondern, weil sonst überhaupt nichts anderes zu sehen war und das ausgerechnet an einem der wenigen Tage, an denen ich überhaupt fernsehe. Ärgerlich und gleichzeitig bereichernd. Was da in 105 Minuten alles an kleinen und größeren Tragödien geschieht, gibt’s – so würde meine Mutter sagen – auf keinem Schiff. Zum Glück genügt eine Fahrt nach Singapur und zurück, um alles zur Zufriedenheit aller zu lösen. Denn, das lernen wir, im Grunde sind alle Menschen gut und wenn sie es noch nicht sein sollten, werden sie es zumindest auf diesem Schiff.

Sie mögen gut sein und nichts Böses wollen, aber der Drang zur lebensbestimmenden Mediennutzung, man könnte sagen Verwischung der Grenzen zwischen Leben und Medien, kann auch entsetzliche Folgen haben. Lese ich doch nicht kurz nach dem Aufwachen, dass da eine zwanzigjährige Frau ihren einundzwanzigjährigen Mann vor laufender Kamera erschießt, weil sie letztlich und fatalerweise doch an die Macht des gedruckten Wortes glaubt. Sie und ihr Mann, beide Eltern eines dreijährigen Kindes und in Erwartung eines weiteren, wollten ihren YouTube-Kanal befeuern indem sie vor laufender Kamera auf ihren Mann schießt. Er hält sich zum Schutz lediglich ein dickes Buch vor die Brust. Aber hier wie in der realen Welt gewinnen die digitalen Medien und der Schuss geht durch die Seiten. Der junge Mann ist tot. Ein tragischer Unfall. War das Buch nicht dick genug? War der Inhalt zu soft? Oder war es die Rache der Bücher? Weil sie so lange vernachlässigt worden sind und nicht für so einen unwürdigen Schmarrn missbraucht werden wollen?

Body Shaming

Ich habe erst vor ein paar Tagen – wie leider bei so manchen lebenswichtigen Aktualitäten – vom Film-in-aller-Munde „Embrace“ gehört. Und den Begriff Body Shaming habe ich eher unter der Hand, bzw. im Unterbewusstsein aufgenommen. Egal. Jetzt spiel ich wieder mit und äußere mich natürlich dazu. Denn natürlich shame auch ich meinen Body. Zum Beispiel meinen Bauch oder meine leider recht großen Füße. Jüngst kamen auch meinen Waden dazu. Ich gebe zu, ich jammere – wie die meisten – auf hohem Niveau. Es ist wie mit den Yachten oder Gulfstreams: eine ist immer größer (oder eben kleiner….). Das stimmt. Aber warum tun wir Frauen das? Weil wir Kritik vorgreifen wollen? Uns damit unangreifbar, niedlich, klein, ungefährlich machen wollen? Wie „Hurricane“ in dem wunderbaren gleichnamigen Film? Der seine Gefängniszelle niemals verließ, weil er sich dann frei fühlen konnte. Frei zu bleiben. Frei zu entscheiden, ob er raus wollte oder nicht? Auch wenn diese Wahlfreiheit nur eine Stunde war am Tag war, ihm aber auch die restlichen 23 Stunden die Gewissheit seiner freien Entscheidung gegeben hat?

Frauen und ihre Körper sind eine unergründliche Geschichte. So richtig zufrieden scheinen nur diejenigen Frauen zu sein, die es in den Augen der anderen, der vom Medienideal gegeißelten, am allerwenigsten sein dürften. Diese Glücklichen sind meist die Kräftigeren, die in fuchsiafarbenen Leinenhosen, T-Shirts und dunkelblauen Birkenstocks, wahlweise Treckingsandalen. Oft schieben sie noch zufrieden ein oder zwei Kinder vor sich her und bossen ihre schmalen Männer in furchteinflößender Manier herum. Man merkt, aus mir spricht der pure Neid. Gerne hätte ich – allerdings in fast jeder Beziehung – ein solches Selbstvertrauen, das unabhängig von Spiegel und Medien fest in meinem Selbst verankert ist. Das Selbstbewusstsein, das mich über alles stellt und die Welt als Diener meiner inneren Werte betrachtet. Ist aber nicht so. Ist bei den wenigsten meiner Freundinnen so. Und das ist – um einen längst vergessenen Bürgermeister zu zitieren – auch gut so.

Denn gerade diese neckende Unzufriedenheit, das leichte Rumkritteln an sich kann auch der Beginn oder der Kitt von Beziehungen sein. Nichts ist ärgerlicher als solch wahnsinnig selbstbewusste Personen, denen nie etwas misslingt, die großartig aussehen und alles prima hinkriegen. Außer unzulänglich kann sich in ihrer Gegenwart nur schwer jemand fühlen. Klar, Selbstliebe. Superwichtig! Elementar geradezu. Aber in gesteigertem Ausmaß nicht direkt sympathisch. Sich ein bisschen kleiner machen, um anderen zu gefallen ist natürlich saudumm und nicht nett sich selbst gegenüber, aber liest man sich eine der vielen Definitionen eines Gentlemans mal genauer durch, dass es nämlich solch einer ist, der dafür sorgt, dass andere sich in seiner Gegenwart wohl fühlen, dann gehört manchmal gar nicht so viel dazu, das zu bewerkstelligen. Protzerei und pure Selbstzufriedenheit tragen sicher nicht dazu bei. Übertriebene Selbstkritik auch nicht, denn die zwingt andere dazu, das Gegenteil zu beteuern und wird leicht zum manipulativen Fishing for compliments. Aber Dinge oder Fähigkeiten, die andere einschüchtern auch mal zu relativeren und dem Mitmenschen klar machen, dass hinter der ein oder anderen scheinbar mühelosen Erscheinung oder Fähigkeit harte Arbeit oder ein Gottesgeschenk steckt oder man das selbst leider noch nicht so positiv sehen kann, ist sicherlich eine freundliche und gute Basis. Für sich selbst und andere. Ich glaube, es ist nicht immer gleich alles Body Shaming, sondern Vieles auch eine Angewohnheit, denn wenn so viele Frauen mit ihrem Körper unzufrieden sein sollten, würden sie es doch ändern, oder? Wir sind doch nicht blöde.

Als Gast zuhause

In einer Welt voller Abenteuer, Perspektivenwechsel und ständig neuer Impressionen gibt es wohl kaum etwas Aufregenderes als Gast in der eigenen Stadt zu sein. Weg von Waschmaschinen, Pförtnern und der Überlegung, ob man zweimal hintereinander Fisch essen kann oder sollte, fällt es leicht, sich auf die Schönheiten der Stadt einzulassen und all die lieben Gäste zu verstehen, die einen Jahr für Jahr besuchen kommen und die meistens entzückt sind. So schön ist Rom also! Nun genieße ich dieses Wunder an Stadt schon immer sehr bewusst, wohl auch, weil ich nicht gezwungen bin, dort Post- oder andere Ämter aufzusuchen, aber gänzlich befreit von Verpflichtungen auf einer Ape durch die Stadt zu brausen – sozusagen mit einem Rad mehr als auf der gewohnten Vespa – das hat schon was. Und wenn wir nicht so ein reizendes Gastgeschenk bekommen hätten und ich nicht nur mit Handgepäck reisen würde und das Geschenk zu hause deponieren hätte wollen, wäre sicherlich auch Massimo (und mir) ein Trauma erspart geblieben.

Gestern nämlich war die Versuchung doch zu groß und ich bin mit Michele, einem weisen und sehr einsichtigen Taxifahrer, nach Hause gefahren. Und weil ich schon mal da war, habe ich auch die Terrasse inspiziert. Alls in Ordnung bis auf einen großen Kirschlorbeer. Wusst ich’s doch. Hatte davon geträumt und es war wie immer in Bezug auf die Terrasse richtig. Meine Pflanzen haben nach mir gerufen. Da mag man drüber lachen, aber es ist eben so. Besagter Kirschlorbeer war also kurz vor dem Sterben und da Massimo nicht wusste, dass ich vorbeischaue, weil ich das auch nicht wusste, war er entsetzt und hat ab nun Verfolgungswahn. Aber ganz ehrlich: die Pflanzen brauchen Fürsorge, ob ich nun in einer Woche angekündigt bin oder nicht. Das ist seine Aufgabe und ich ärgere mich fürchterlich, wenn er sie nicht macht. So habe ich zwar wieder ein Stück Alltag hereingeholt, aber im schlimmsten Fall den Tod einer langjährigen Begleiterin verhindert. Nachdem dies erledigt war, Michele sich der Menschenrechtsorganisation meines Mannes anschließen wird, weil er überzeugt ist, dass ich seiner Frau auf’s Haar ähnle bevor er nachmittags Massimo zur Hand geht (auch das hatte er live erlebt), konnte ich mich ganz beruhigt wieder den Schönheiten der Stadt widmen.

Und weil ich völlig entfesselt war, bin ich nachmittags zum Parucchiere Dino gegangen und habe in Raffaela eine wahre Meisterin ihres Fachs gefunden. Sie teilte mir stolz mit, sie mache den Job jetzt schon seit 35 Jahren, hätte ja schon mit 11 Jahren angefangen und sei nun immerhin schon 43. Sie gab mir ausgesprochen streng einen Ratschlag mit auf den Weg, der mir nach beinahe zwanzig Jahren in der Ewigen Stadt so Manches in Bezug auf italienische Frauen erklärt hat: Non pettinare!!!! Nicht bürsten. Auf meine Frage, ob auch nicht am nächsten Morgen hatte sie nur ein Wort: NO! Eigentlich waren es zwei, aber es fühlte sich wie eines an: Certamente NO! Und so kann ich schließen mit der Bestätigung des alten Sprichwortes: Reisen bildet. Und wer sich Sorgen macht, ob mein Haar aussieht wie ein Vogelnest: Mitnichten. Und falls es doch so wäre – ich fliege gleich nach Paris und da hat man das so.

Das Kissenmenü

Für all Diejenigen, die es noch nicht wissen: möchte man es drauf anlegen, mich richtig und nachhaltig zu verärgern, genügt es, mir ein hartes, hohes Kissen – am besten gleich zwei – zu geben. Soll ich auf einem solchen Hochhaus schlafen, ziehe ich es vor, mir einen Schal oder ein Handtuch unter mein Haupt zu schieben. Und bin verärgert. In den meisten Hotels bleibt mir auch nichts anderes übrig als verärgert meinen besten Kaschmirschal zu verrammeln (auf die Idee, mit Kopfkissen zu verreisen, wie es wohl einige Menschen tun, bin ich noch nicht gekommen, muss ich zugeben, ist aber wirklich eine Überlegung, jetzt, wo ich so drüber schreibe…..), nicht so heute. Während einer anderen Hotelroutine, nämlich dem Verstauen sämtlicher Menüs, Hotelinformationen, Bibeln, und Aufsteller, die meiner Meinung nach überhaupt gar nichts an einem Ort zu suchen haben, an dem man sich „wie zuhause“ fühlen soll, habe ich interessehalber einen Blick auf den Plexiglasaufsteller auf meinem Nachtisch geworfen. Denn ganz ehrlich: was soll da drauf stehen? Im Bad ok, da erfährt man, dass zwar gerne alle zwei Stunden die Handtücher gewechselt werden, man von Hotelseite aber doch auch bitte gerne seinen Beitrag zum Umweltschutz leisten würde. Das ist verständlich und vertraut, was aber kann neben dem Bett an Information (von Hotelseite) stehen?

Dort steht, dass man liebend gerne auf die Wünsche der geschätzten Gäste eingehen möchte und die unterschiedlichsten Bettwaren bereit hält. Also habe ich meinen Mann gebeten, mir doch bitte ein weiches, knautschbares Kuschelkissen, unter dem ich nicht ersticke und das ich mir in den Nacken bollen kann, zu bestellen. Er mag es nicht gerne, wenn man etwas anders möchte, als es vorgesehen ist. Außer bei Wohnungen und Ampeln. Da liebt er es geradezu, Wände und Farben bestenfalls als erste Vorschläge zu betrachten und sie ganz nach eigenem Gusto zu interpretieren. Nach ein paar kleinen Wiederholungen hat er dann dennoch bei der Rezeption angerufen (er spricht einfach so viel besser Italienisch als ich) und hat nach einem anderen Kissen gefragt. Und dann war er baff. Er wurde nämlich gefragt, welche Art von Kissen aus dem „menu dei cuscini“ er denn wohl gerne hätte. Sprachlos war er. Ich konnte ihm das Menu sehr triumphierend reichen und auf das weiche Daunenkissen deuten. Ich finde nämlich, wenn man schon so einen Service anbietet, dann freut man sich doch auch, wenn er genutzt wird. Das ist doch, wie wenn ich mordsviele Gerichte auf ein Buffet stelle und die Gäste dann ein Butterbrot essen. Viel netter ist es, wenn sie fragen, ob noch was von dem Kichererbsenauflauf da ist.

Nun liege ich also auf einem daunenweichen Kissen, freue mich, dass ich kein bisschen allergisch mehr bin und arbeite immer noch die Pasta vom Mittag ab. Zwischendurch höre ich drohendes Hupen von der Hauptstraße, auf der sich andauernd tankergroße Reisebusse aneinander vorbeiquetschen, Motorini sich todesmutig an ihnen und vor allem auch zwischen ihnen entlang fädeln und überlege, ob ich heute tatsächlich nochmal aufstehe. Die Daunen halten mich förmlich gefangen, der Ab- und vor allem der Wiederaufstieg hier in Positano ist steil und ich bin schrecklich müde. Es wäre doch zu schade, würde ich mein Wunschkissen nicht erst mal ausgiebig testen oder? Es wäre geradezu unhöflich…..tssssss.