Eichhörnchen wären die besseren Tauben

Ganz bestimmt fragen sich treue Leser schon seit geraumer Zeit, was eigentlich aus Karl und Gertrud geworden ist. Nur soviel dazu: während andere jubeln, weil Balkonwetter ist, knirsche ich mit den Zähnen. Mein Balkon ist immer noch verhüllt hätte ich auch nur einen Funken Vermarktungswillen in mir, hätte ich ihn im Sinne von Christo längst als Konezptkunst oder Fotokunst verkauft. So bleibt er in der Kategorie Lebenskunst.
Zu allem Überfluss kommt noch hinzu, dass Karl und Gertrud täglich, was sage ich, stündlich vorbei patrouillieren und nach dem Rechten sehen, nämlich ob ICH auch sicher nicht auf ihm sitze. Weitere Verluste haben wir auch schon zu beklagen: Beim Verscheuchen der beiden von der Markise (wie so fette Tauben darauf balancieren können, ist mir ein Rätsel), ist der Besen abgebrochen. Es wird zunehmend ein Kampf mit Verlusten – bislang nur auf meiner Seite. Vermutlich weil ich nicht fliegen kann.

Wie so häufig, wenn man sich mit etwas befasst, sich darauf konzentriert, häufen sich die Wahrnehmungen des Konzentrationsobjektes. Ich sehe nur noch Tauben, schlimmer noch, die Tauben sehen mich. Und zwar in keiner netten Weise. Sie werfen sich mir in schmalen Gassen vors Auto und zwingen mich zum Bremsen, sie fliegen gefährlich nahe in Bahnhofshallen an mir vorbei, sie flattern heimtückisch unter Kaffeehaustischen hoch und erschrecken mich bald zu Tode, kurzum, die Lage spitzt sich zu.

Wenn ich aus dem Fenster sehe, blicke ich auf große Bäume und in diesen tummelt sich ein eifriges Eichhörnchen. Es hüpft hübsch anzusehen von Ast zu Ast, kann nicht fliegen, legt keine Eier. Über so einen netten Mitbewohner würde ich mich glaub ich freuen. Vielleicht baue ich einen kleinen Steg. Vielleicht könnte es Karl und Gertrud auffressen? Fressen Eichhörnchen überhaupt Tauben?

Lächeln kann ich selber

Spätestens wieder seit heute Nachmittag. Wie durch Zauberhand haben sich die meisten Probleme gelöst und mein neues Telefon und ich sind wie Phönix aus der Asche entstiegen. Nachdem ich gestern vor lauter Empörung und Sorge, dass noch irgendwas passiert das Schlaueste von allem getan habe, nämlich gar nichts mehr, konnte ich heute Vormittag fast alle telekommunikativen Probleme lösen. Und nebenbei noch feststellen, dass es gar nicht so schlimm ist, nicht alles mit einer SMS klären zu können / müssen. Zum Beispiel war ich mit einer Freundin um viertel nach neun auf einen schnellen Kaffee verabredet. Ich leide unter zwanghafter Pünktlichkeit und musste daher schon so manches Mal bei Einladungen noch einige Male um den Block fahren, um die Gastgeber wenigstens angezogen vorfinden zu können, denn damit rechnet wirklich keiner. So auch heute. Nur da war es anders: selbst, wenn ich gewollt hätte (und das hätte ich bestimmt, weil man es einfach so gewohnt ist), hätte ich nicht anrufen oder texten können. Ich hatte schlichtweg die Nummer nicht und musste zeitnah wieder weg, weil ich ja irgendwie meine Daten wiederherstellen musste. Und siehe da, es hat sich eine noch viel nettere Lösung, nämlich ein Mittagessen ergeben, bei dem ich noch dazu nur fröhlich vor mich hin plappern konnte, weil alles wieder da war dank einer jungen, beherzten Freundin. Und sogar die Freisprechanlage hat mir der sehr schicke, sehr selbstbewusste junge Mann aus dem Autohaus wieder einrichten können.

Aber das Schönste kommt noch. Am Nachmittag habe ich meine angekündigte Überraschung (aus dem „Lächeln-im-Zug-Artikel“) bekommen. Damit ich nie mehr auf ein Gegenlächeln angewiesen bin, habe ich nun die weltschönsten Kopfhörer und kann bei herrlichen Schnulzen wann und wo ich möchte selig vor mich hin lächeln!

Natürlich, wenn Sie mich anstupsen und anstrahlen, werde ich selbstverständlich zurücklächeln. Oder wenn ich diese hübschen weißen Kopfhörer anschaue. Vielleicht verwende ich sie auch bei kleinen Plaudereien mit meiner englischen Freundin. Sie müsste ja längst wieder aus der Normandie zurück sein. Hat sich aber noch nicht gemeldet. Ist vielleicht ein wenig vergrämt, weil es immer noch nicht geklappt hat mit einem Treffen. Vielleicht sollte man ihr auch solche Kopfhörer schicken?

Verhältnismäßigkeiten

To make a (very) long story short: ich habe heute mein neues Tauschhandy von Vodafone bekommen. Nach unglaublich vielen Falschaussagen aus dem Laden und Paketbenachrichtigungen, die von GLS eingeworfen wurden, als ich definitiv zu hause war und einer Fahrt ins kilometerweit entfernte Gersthofen, habe ich das Telefon nun in der Hand. Gestern war ich noch im Vodafonegeschäft, um mir die Kontakte vom Telefon auf die Simkarte speichern zu lassen und nun ist alles komplett weg. Ich kann also nicht mehr telefonieren, das heißt, ich könnte schon, aber außer meinen Eltern würde ich niemanden mehr erreichen, denn ich kenne keine Nummer auswendig außer dieser. Ich kann natürlich auch keine Emails verschicken und auch nicht mehr im Auto telefonieren. Die Backups wurden gegen den Leer-Status des neuen Handys ausgetauscht. Was tut man nun mit dieser Malaise?

Woanders hungern Menschen? Ja, ich weiß. Und es ist mir auch vollkommen bewusst, dass das alles gar nicht schlimm ist und einem Zweck dient. Aber es darf auch mal gesagt sein, dass die neue Welt der Telekommunikation eine fürchterliche ist. Ähnlich wie der schiefe Turm von Pisa ist sie nur in der Schieflage stabil. Man darf nichts ändern, nichts berühren, schon bricht das Chaos aus. Und es wird einem Himmelangst vor dem Alter. Definitiv. Man kann sich nur wünschen, dass es später bezahlte Dienste für Kommunikation gibt. Ich halte mich beileibe nicht für ein Dummerle – gut, manchmal schon. Aber nicht so dumm. Aber was einem da offenbar abverlangt wird, ist mit einem schlichten Hochschulexamen nicht zu bewältigen. Vielleicht werde ich Karl und Gertrud zähmen. Sie scheinen mir perfekt für die Kommunikation der Zukunft.

All diese karierten Hosen mit Tunnelzug – ein Pamphlet

Ist es nicht herrlich, dass es pünktlich zu Pfingsten so warm geworden ist? Ich finde es einfach wunderbar und der einzige Wehmutstropfen sind die ganzen karierten Shorts und Flipflops an Männern. Das ist wirklich ein viel zu weit verbreiteter Graus. Warum muss es immer kariert sein? Und wieso glauben so viele Menschen, dass ihre Füße sandalentauglich sind, wo sogar ein Skistiefel, könnte er sprechen, aufheulen würde wegen all der Hornhaut, die ihn drückt?

Warmes Wetter wird oft mit Freibadkleidung gleich gesetzt und das ist mir vor allem deshalb unverständlich, weil die meisten Menschen – vermutlich aus Vorfreude – viel mehr Geld in ihre Sommergarderobe investieren, als in ihre Winterkleidung (zieht man Daunenmäntel, etc. einmal ab). Wo geht das Geld hin??? Bei den Damen verzweifelt das Auge an all den 7/8-Längen, die mit praktischen Schlappern oder auch hier wieder mit Flipflops getragen werden. Was ist denn um Himmels Willen gegen ein Sommerkleid einzuwenden? Das ist doch viel luftiger als diese Hosen mit Tunnelzug!

Ich bin Jahr für Jahr betrübt über eine derartige Verhohnepiepelung des Sommers und man muss sich auch überhaupt nicht wundern, dass er sich unter solchen Umständen nur spärlich zeigt. Zum Thema Männer und kurze Hosen wurde schon (fast) alles geschrieben, da muss ich nicht mehr reinhacken, aber dass gerade im Sommer das Thema Kleidung auf seine rudimentärste Funktion der Körperbedeckung reduziert wird, finde ich sehr bedauerlich. Es muss doch nicht wirklich immer alles nur dem Gesetz der Bequemlichkeit untergeordnet werden. Bei der Kleidung, beim Essen, beim Wohnen, beim Einkaufen, einfach bei allem. Am bequemsten wäre es doch, das Leben leben zu lassen und es 24/7 vor Reality-TV-Serien auf RTL und Konsorten zu verbringen. Was für eine Schande. Bin empört. Habe jetzt fertig (die WM kommt, ich stimme uns ein).

Tauben, Aale, Unerwünschte

Ja, ich bin wieder zurück auf meinem Hochzeitsbalkon und nein, ich kann das Netz noch nicht abnehmen. Karl und Gertrud ist nicht zu trauen, sie fliegen immer noch Patrouille und in ihren vorbeiflatternden Augen kann ich hämische Schadenfreude erkennen. Wenn wir ihn nicht nutzen können, dann Du aber auch nicht. Fühl Dich bloß nicht sicher. Schon recht, ich habe verstanden. Freitagabend haben wir uns dann aber doch getraut, haben eine Schleife des Netzes gelockert und ein schnelles Abendessen auf dem Balkon hinuntergeschlungen. Der Schleier hat mich anmutig umwabert und wenn man es recht bedenkt, gibt es doch oftmals Anlässe und Umstände, bei denen man sich fragt, warum man sie sich antut. Bei sehr hohen, spitzen Schuhen zum Beispiel oder Hochzeitseinladungen an den entlegensten Orten im Hochsommer. Hier hat der Umstand ja zumindest einen Grund und Zweck. Andere Menschen in anderen Ländern verbringen ihr halbes Leben unter Moskitonetzen, das kann ja auch kein Spaß sein. Oder wie früher auf der Flucht vor Säbelzahntigern oder Wölfen.

Das schönste Paradies hat eben seine Tücken und unerwünschte Gäste gibt es überall. Auch an einem wunderschönen See mit Bootsteg und Bootshaus ist man dagegen nicht gefeit. Da schleicht sich dann ein echt langer Aal ein, der sehr stur auf seinem Bleiberecht beharrt und erst nach massiven Anstupsen mit einer sehr, sehr langen Stange (kein Mensch weiß, wie gefährlich so ein Aal ist, oder?) saubeleidigt wegschlängelt. Gemächlich genug, um zu zeigen, dass er beileibe keine Angst hat, sich aber als den wesentlich Klügeren der Situation erachtet und deshalb geht. Man hätte sich bei seinem Wegschlendern durchaus noch einen Spazierstock vorstellen können, den er durch die Luft schwenkt.

Soviel zu den Tieren. Von Unkraut brauche ich nicht anfangen, das ist ja noch viel komplizierter, denn hier ist der Kampf des Menschen um die Durchsetzung seiner eigenen Ideen noch aussichtsloser als bei Tieren. Was allerdings zum Nachdenken anregt, sind die Maßnahmen der Städte und Gemeinden gegen Obdachlose. Da werden Stacheln in den Asphalt eingelassen oder Bänke in Parks rund und glatt konstruiert, so dass ein Daraufliegen unmöglich wird. Angesichts des sinnlosen Vandalismus, der immer wieder und allerorten stattfindet, wenn kleine Parks zerstört werden, liebevoll bepflanzte Beete zertrampelt werden oder gar Steine aus Mauern gebrochen und mit Gewalt auf dem Boden zertrümmert werden, sind diese Maßnahmen nachvollziehbar. Aber für sich betrachtet und in Bezug auf Menschen, die wirklich in Not sind, wirken sie kalt und verachtend. Karl, Gertrud und der Aal haben zum Glück viele andere Lebensmöglichkeiten, bei Menschen muss man da viel genauer hinsehen, finde ich.

Der Hochzeitsbalkon

Ich glaube, wir sind nicht mehr erwünscht. Seit Montag hängt ein Schleier über unserem Vormittagsplatz. Zuerst nur auf der einen Hälfte, aber jetzt durchgängig. Dass einem so etwas gefällt? Erstaunlich. Aber wir wundern uns eh oft über die Menschen. Wie sie sich anziehen, was für komische, unbequeme Möbel sie aufstellen. Alles seltsam. Aber ich muss zugeben, so etwas haben Gertrud und ich noch nicht gesehen. Wie bei einer Hochzeit sieht der Balkon aus. Wir können uns gar nirgends mehr hinsetzen und so langsam glaube ich, das war der Sinn der ganzen Aktion. Eigenartig. Dass sie den Balkon auch selbst nicht mehr nutzen kann, scheint die Bewohnerin in Kauf zu nehmen. Was für merkwürdige Menschen. Derweil hätten wir ihr so ein hübsches Nest gebaut und wundersüße kleine Taubenküken bei ihr ausgebrütet. Wer weiß, vielleicht hätten wir auch Freunden diesen Ort empfohlen, vielleicht hätte sie gute Bewertungen im Pigeon-Nesting-Advisor erhalten? Aber so? Ganz sicher nicht. Ein paar Tage versuchen wir es noch, aber dann ziehen wir weiter. Hilft ja nichts.

Unentschieden

Momentan steht es unentschieden zwischen den Tauben und mir. Gut, ich habe erkennbare Nachteile, aber sie auch! Gerade fliegen sie verärgert Manöver vor dem Balkon. Ich muss aufpassen, dass sie mir nicht Leid tun. Das wäre ja noch schöner. Der bayerische Sommer unterstützt meine Verteidigungsstrategie und ist so kalt, dass der hochzeitlich geschmückte Balkon gar keinen Nachteil bedeutet. Wer würde jetzt schon draußen sitzen wollen? Und überhaupt, es gibt viele schöne Wohnungen, die noch nie einen Balkon hatten. Das sind alles Luxusprobleme. Nur das zunehmend aggressivere Fliegen bereitet mir Sorge. Egal. Sollte ich mich in einer akuten Notsituation befinden, könnte ich mich heute ab ca. halb elf an meine Nachbarin wenden. Und zwar die drüber und das auch noch direkt. Durch ein Loch in meiner Decke, ihrem Fußboden. Das wird heute erstellt, um einen Wasserschaden zu eruieren. So hat doch wirklich alles ein Gutes.

Live aus der Krisenregion (Gegendarstellung Teil 2)

Gut. Habe mich erholt. Wo war ich also? Ach ja, bei dem unerklärlichen Stimmungsumschwung. Auf einmal war keine Rede mehr von „Omale“ oder sonstigen Nettigkeiten. Da ging es sehr handfest zur Sache, nach dem Motto „Sauviecher, elende“ und das war noch mit das Netteste, das kann ich versichern. Warum? Warum nur? Klar, wir entspannen uns hier und wenn man sich entspannt, entspannt sich halt alles. Also alle Muskeln. Und ja, da gibt es Flecken. Das ist mir schon klar. Aber was soll ich machen? Ein, zwei Häuser weiter, im dritten Stock werden wir sogar gefüttert, aber da dort ist es halt nicht so schön sauber und gemütlich und Gertrud legt da eben schon großen Wert drauf.

Egal, vor ein paar Wochen – genau zu unserer Einflugszeit – wurden diese scheußlichen Stacheln auf der Brüstung montiert. Der nette Mann stand wie ein Cowboy da und klebte, was das Zeug hielt. Danach war’s freilich nichts mehr mit gemütlichem Anlanden. Ein paar Mal haben wir es noch versucht, manchmal vertut man sich ja, aber da gabs nichts zu Deuteln: der Balkon war zu einer Festung geworden. Nach zwei Tagen konnte ich Gertruds trauriges Gesicht nicht mehr sehen und habe es noch einmal versucht. Dieses Mal habe ich die Landetechnik variiert und fliege jetzt in einem größeren Bogen ein. Denn dann, ja, dann kann ich direkt auf dem Boden landen. Auch gut. Ich kann zwar nicht mehr so viel beobachten, aber dafür näher an meine Gertrud heran rücken und das ist ja sogar noch viel schöner. Dieser Spruch, dass nichts so schlecht ist, dass es nicht auch was Gutes hat, kam mal wieder voll zur Geltung. Aber logisch, auch dieser Frieden war nur von kurzer Dauer. Nach ein paar Tagen Ruhe, da war sie glaube ich in Rom und hat unsere Todfeinde die Katzen gefüttert, kam die Frau hinter der Scheibe wieder zurück und – Mannomann – die war mal richtig sauer! Uiuiuiuiuih! Dreckstauben, Sauviecher, alles hat sie uns gehießen. Am liebsten hätte ich Getrud die Ohren zugehalten. Sie hat es zuerst gar nicht verstanden, was los war. Ab dem Moment war die Stimmung völlig gedreht. Auch wenn wir uns in den hintersten Winkel unter einen Schemel zurückgezogen haben, hat sie es nicht gemocht. Die scheußlichsten Reinigungschemikalien hat sie verwendet und geschimpft hat sie. Du liebe Zeit. Das kann doch auch nicht gesund sein. Dann hat eine andere – eigentlich auch nett aussehende Frau – einen komischen starren Vogel aufgestellt, der immer losplärrt, sobald man vor ihm landet. Herr im Himmel, was haben wir uns erschreckt. Aber – und deshalb kommen wir in der Großstadt zu gut zurecht – auch an den haben wir uns gewöhnt. Von dem albernen Raben, der da rumsteht haben wir uns ja auch nichts ins Bockshorn jagen lassen. Glaubt die, wir sind doof?? Jetzt allerdings stehen die Zeichen auf Sturm. Aus Gesprächen habe ich vernommen, dass ein Baustellennetz aufgetrieben worden ist und dann wird es echt blöd mit dem Landen. Momentan hängt ein Leintuch dort, weil der an sich nette Mann der nicht mehr so netten Frau verboten hat, es alleine anzubringen. Ich berichte weiter. Fühle mich wie ein Kriegsreporter. Gertrud hat darauf bestanden, kleine Zweiglein für den Nestbau zu deponieren. Das habe ich für keine gute Idee gehalten. Aber bei solchen Dingen hab ich leider nichts zu melden. Sie sieht ja jetzt, dass ich Recht hatte. Mal wieder.

Gegendarstellung (Teil 1)

Also, Gertrud und ich sind nun schon seit zwei Jahren ein Paar. Sie ist ein wenig scheu, aber gerade das gefällt mir an ihr. Außerdem braucht sie tagsüber (nachts eh) viel Ruhe, feste Gewohnheiten und bloß keine Hektik. Da wir in der Stadt leben, stellt mich das manchmal vor große Herausforderungen, aber ich wäre nicht Karl, der Große (ja, so nennt man mich!), wenn ich dem nicht gewachsen wäre. Ein sonniger Platz mit viel Grün, ein bisschen luftig für den Überblick und nah genug, um nicht schon beim Ankommen kaputt zu sein. So waren Getruds bescheidene Wünsche. Lange, lange habe ich gesucht und dann die scheinbar perfekte Lösung für uns gefunden. Fast mitten in der Stadt (in der es seit einigen Jahren nahezu unmöglich geworden ist, zu leben, weil überall Baustellen sind und damit verbunden ein Wahnsinnslärm und –schmutz allerorten) habe ich für uns einen Balkon gefunden, auf dem eigentlich nie jemand ist. Wenn jemand da ist, dann ist das meist eine nette Frau, die uns erstaunlicherweise (auch wenn ich es bin, sie scheint geschlechtsmäßig nicht so fit zu sein) mit „Oma“ anredet. Dann plappert sie aber niedliches Zeugs vor sich hin, so nach dem Motto, wie toll ich sei, dass ich es von Rom schon wieder hierher geschafft habe und so weiter. Offenbar schwätzt sie in Rom die italienischen Tauben genauso zu, aber vielleicht macht man das ja auch im Ausland so. Was weiß denn ich? Denen ist ja alles zuzutrauen. Die essen ja sogar Singvögel, diese Barbaren!!! Egal, also der Balkon war eine Wucht. Und so konnte ich meine Gertrud eines schönen Morgens sozusagen im Blindflug (es sollte eine Überraschung sein, sie hat schon nicht mehr dran geglaubt) dort hinführen. Was war sie entzückt! Karl, hat sie immer wieder gegurrt, Karl, wie hast Du so ein Kleinod nur gefunden? Du bist einfach der Größte! Und welcher Täuberich hört das nicht gerne? Das ging mir runter wie Maiskörner. Besonders entzückt war sie von der Sauberkeit und den praktischen Korbstühlen mit den gemütlichen Lehnen. Kein Kratzen an den Zehen, kein lästiges Balancieren erforderlich. Ein Traum! Und so begann unsere schöne Zeit: ich saß auf dem langen, langen Geländer und berichtete Gertrud von allem, was in den Bäumen vor uns und auf der Wiese drunter vor sich ging. Und das war eine Menge. Die Eichkater im Baum führten sich auf, als gehöre ihnen die Welt, der schwarze alte Hund im Erdgeschoss kam immer mal wieder raus, um nach dem Rechten zu schauen und auch auf den umliegenden Balkonen ging so Manches vor sich. Es war eine schöne Zeit. Gertrud saß unter dem runden Tisch und gurrte ab und an eine Frage oder ein versonnenes „hach, ist das schön, Karl!“ zu mir hoch. Selten habe ich mich wohler in meinen Federn gefühlt. Wir blieben immer so zwei, drei Stunden und sind dann wieder nach Hause geflogen. Und das hätte noch ewig so weitergehen können. Wenn dann nicht auf einmal ein Stimmungsumschwung drinnen stattgefunden hätte. Auf einmal raste die bisher sehr nette und auch eigentlich kaum anwesende Bewohnerin hinter der Glasscheibe hervor und oder schlug heftig auf sie ein. Wir Stadttauben sind ja so Manches gewohnt, aber bei plötzlichen lauten Geräuschen erschrecken auch wir. Gertruds kleines Herz wollte fast die Brustfedern durchschlagen und auch mir fuhr der Schreck gehörig in die Federn. Das ging so eine Zeit lang. Oft sah sie uns nicht, weil sie wie eine Wilde im anderen Zimmer auf ein weißes Ding mit Tasten einhub, aber wenn sie dann ins Wohnzimmer kam, war sie meist recht bald auch auf dem Balkon. Ihr Mann, ein sehr netter Kerl eigentlich, trieb es auch ganz wild und schlug fast die riesige Scheibe ein. Vermutlich wurde er angestachelt. Der Herr weiß, was eine Frau alles mit ihrem Mann machen, ich kann da ein Lied davon singen….Aber ich muss jetzt unterbrechen, mich nimmt das alles so mit. Den Fortgang der Geschichte muss ich morgen oder wann anders erzählen. Und da kommt noch so Einiges! Das ist ein echter Krimi.

All diese Wasserflaschen und Kaffeebecher

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, wenn Sie – oder vielleicht tun Sie das gar nicht – Klatschzeitschriften durchblättern, ich frage mich dann jedenfalls immer, ob all die Stars vielleicht keine Kaffeemaschinen zuhause haben? Oder keine Wasserhähne? Oder solche Rauschkugeln sind, dass sie sich entweder mit Koffein hochputschen müssen oder den Restalkohol verdünnen müssen? Also ich trinke nicht dauernd auf der Strasse aus Pappbechern oder Plastikflaschen. Im Gegenteil, mir hat man noch beigebracht, dass Essen und Trinken, geschweige denn Rauchen auf der Straße etwas ist, was man nicht tut. Schluzeis bei 35 Grad ist gerade noch ok. Aber dann auch nur, wenn die Kleidung nicht in die Reinigung muss, sondern in die Waschmaschine kann. Erst letzte Woche ist mir ein herrliches, wunderschönes Lieblingssorteneis in Rom vor der Eisdiele von der Waffel abgefallen. Schrecklich. War wohl eine Warnung von meiner inneren Figuruhr….

Aber die Stars! In den feinsten Designerfummeln wuchten sie riesige Becher mit sich herum. Eine reisende Berühmtheit ohne doppelhaushälftengroße Handtasche und Wasserflasche am Flughafen sehen? No way! Also ich fliege ja nicht sooo oft, dann meist auch nicht first class, aber selbst in der Holzklasse bekomme ich innereuropäisch ununterbrochen Wasser angeboten. Wozu muss man dann bitte welches mit sich führen und dann gleich nach dem Aussteigen schon wieder trinken?

Es dient vermutlich zur Untermauerung dieser saufrechen Behauptung, die Size Zero käme nur von gesunder Ernährung, Sport und viel Schlaf und Wasser….Die Franzosen werden bei so durchschaubaren Schwindeleien immer ganz grob und sagen was, wofür andere ihnen den Kopf in den Bauch rammen (bei Fußballspielen). Verstehen kann man sie in dem Fall schon.