Tauben, Aale, Unerwünschte

Ja, ich bin wieder zurück auf meinem Hochzeitsbalkon und nein, ich kann das Netz noch nicht abnehmen. Karl und Gertrud ist nicht zu trauen, sie fliegen immer noch Patrouille und in ihren vorbeiflatternden Augen kann ich hämische Schadenfreude erkennen. Wenn wir ihn nicht nutzen können, dann Du aber auch nicht. Fühl Dich bloß nicht sicher. Schon recht, ich habe verstanden. Freitagabend haben wir uns dann aber doch getraut, haben eine Schleife des Netzes gelockert und ein schnelles Abendessen auf dem Balkon hinuntergeschlungen. Der Schleier hat mich anmutig umwabert und wenn man es recht bedenkt, gibt es doch oftmals Anlässe und Umstände, bei denen man sich fragt, warum man sie sich antut. Bei sehr hohen, spitzen Schuhen zum Beispiel oder Hochzeitseinladungen an den entlegensten Orten im Hochsommer. Hier hat der Umstand ja zumindest einen Grund und Zweck. Andere Menschen in anderen Ländern verbringen ihr halbes Leben unter Moskitonetzen, das kann ja auch kein Spaß sein. Oder wie früher auf der Flucht vor Säbelzahntigern oder Wölfen.

Das schönste Paradies hat eben seine Tücken und unerwünschte Gäste gibt es überall. Auch an einem wunderschönen See mit Bootsteg und Bootshaus ist man dagegen nicht gefeit. Da schleicht sich dann ein echt langer Aal ein, der sehr stur auf seinem Bleiberecht beharrt und erst nach massiven Anstupsen mit einer sehr, sehr langen Stange (kein Mensch weiß, wie gefährlich so ein Aal ist, oder?) saubeleidigt wegschlängelt. Gemächlich genug, um zu zeigen, dass er beileibe keine Angst hat, sich aber als den wesentlich Klügeren der Situation erachtet und deshalb geht. Man hätte sich bei seinem Wegschlendern durchaus noch einen Spazierstock vorstellen können, den er durch die Luft schwenkt.

Soviel zu den Tieren. Von Unkraut brauche ich nicht anfangen, das ist ja noch viel komplizierter, denn hier ist der Kampf des Menschen um die Durchsetzung seiner eigenen Ideen noch aussichtsloser als bei Tieren. Was allerdings zum Nachdenken anregt, sind die Maßnahmen der Städte und Gemeinden gegen Obdachlose. Da werden Stacheln in den Asphalt eingelassen oder Bänke in Parks rund und glatt konstruiert, so dass ein Daraufliegen unmöglich wird. Angesichts des sinnlosen Vandalismus, der immer wieder und allerorten stattfindet, wenn kleine Parks zerstört werden, liebevoll bepflanzte Beete zertrampelt werden oder gar Steine aus Mauern gebrochen und mit Gewalt auf dem Boden zertrümmert werden, sind diese Maßnahmen nachvollziehbar. Aber für sich betrachtet und in Bezug auf Menschen, die wirklich in Not sind, wirken sie kalt und verachtend. Karl, Gertrud und der Aal haben zum Glück viele andere Lebensmöglichkeiten, bei Menschen muss man da viel genauer hinsehen, finde ich.

Ein Gedanke zu „Tauben, Aale, Unerwünschte“

  1. Also, am allerschönsten waren die rosa oder babyblauen Häuser inclusive Dachziegel in der Hausfarbe, die unter riesigen Moskitonetzenhäusern in Orlando, Florida an den jeweiligen Seen stehen. Diese Netzhäuser umhüllen den ganzen Pool, große Teile des Gartens und haben jeweils nur ein klitzekleines Türchen hinaus zum Bootssteg. Man kann also nachts auch mal in den USA ein Fenster auflassen. Ich finde das gut. Man ist damit endlich vor den Widrigkeiten der übermächtigen Natur geschützt! Ich glaube, gegen die allgegenwärtigen Aligatoren helfen die Netze nicht wirklich. Es empfiehlt sich immer ein Stöckchen bereit zu halten! Und gegen unerwünschte menschliche Gäste hilft nur eine Alarmanlage, denn ein US -Bürger würde nie ein Fenster auflassen, und schaltet daher diese immer ein. Also, im 8. Stock schauen immerhin viel Piepslein vorbei, aber sonst schon niemand! Dort ist gut sein.

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