Weihnachtsblues

Eigentlich ist ja heute erst Weihnachten, aber bei uns wird natürlich an Heiligabend gefeiert und somit ist heute eher ein Spannungsabfall zu verzeichnen. Ich habe am Weihnachtstag immer einen kleinen Weihnachtsblues, weil eben „alles schon wieder rum ist“. Meine Familie kann ein Lied davon singen, dass ich bereits unterm Baum ein wenig wehmütig werde. Andererseits steht uns noch ein herrliches Gänslein bevor und damit ein schöner Abend zusammen. Bis dahin habe ich alle Geschenke in Ruhe angeschaut, denn das ist doch das Allerschönste, wenn man alles zum ersten Mal ausprobiert, verstaut und genau begutachtet.

Meist kann man es dann erst richtig genießen, weil beim Auspacken hungrige Mäuler warten bis es endlich Essen gibt. Ablenkungsmanöver in Form von Lachshäppchen zum Champagner reichen nicht aus und so muss es ab einem gewissen Moment doch eher schnell gehen. Dieses Jahr hat uns die Gurkensuche unglaublich aufgehalten, weil ‚Le Baum‘ so prächtig dicht gewachsen ist. Selbst ich als Versteckerin bin ins Schwitzen gekommen.

Wegen all der oben benannten Umstände muss der Blogeintrag heute leider recht knapp werden. Zwischen den Jahren ist dann wieder mehr Zeit!

Frohe Weihnachten!

Endlich ist es soweit, Weihnachten ist da. Ich weiß nicht, ob mich der Zauber von Weihnachten je verlässt, ich wäre sehr traurig, wenn das mal passieren würde. Wer ihn nicht fühlt, tut mir von Herzen leid, denn der Tag kann ganz schön heftig sein, wenn man ihn nicht schön findet und ich finde, es würde einem so sehr viel entgehen. Ich sehe gerade meinem Mann zu, wie er versucht, die Geschenke unter ‚Le Baum‘ zu drapieren. Le Baum heißt er nun, weil er die Hauptrolle hat und sich derer auch wohl bewusst ist.

Gestern hat er mich nachmittags nochmal zur Metro gescheucht, weil ihm eine Seite zu kahl war. Da ich unser Schmück-Konzept dieses Jahr leicht variiert habe und sowieso nichts lieber mag als Baumschmücken, hab ich gerne gehorcht. Das einzig Traurige ist, dass ich trotz Yoga und bester Vorsätze nicht immer und ausschließlich im Hier und Jetzt leben kann und meine Vorfreude schon jetzt ein wenig durch Wehmut getrübt ist, weil es ja bald wieder vorbei ist.

Aber dann kommen auch wieder schöne Dinge, auf die man sich freuen kann und jetzt ist auch erst mal Weihnachten! Danke ihr lieben ausgewählten Blog-Begleiter für eure klugen und einfühlsamen Kommentare und eure Freude an den Gedanken aus dem Ausland. Frohe Weihnachten für Euch und Eure Lieben, möge der Geist der Weihnacht mit euch sein!

P.S. Ich kündige jetzt schon an, dass ich das Blogfoto morgen ändern werde, denn Le Baum ist eine Überraschung für heute Abend.

Le Baum

Wir haben heute unseren Baum gekauft. Er stand als Prahl- und Werbebaum vor dem Christbaumverkaufskarree in unserer Augsburger Prachtstraße und hat an mir sogleich seinen Zweck erfüllt. Keine Minute hat es gedauert, bis wir inklusive Parken, Sehen, Kaufen unseren Baum hatten. Dann kam alles ein wenig ins Stocken, weil der Baum nicht wirklich gut durch die Baum-ins-Netz-Schiebe-Maschine gepasst hat. Das hätte mir zu denken geben sollen. Aber ich habe mich in der Zeit lieber um ein offenbar orientierungsloses Ehepaar gekümmert, bei dem er ein wirkliches Prachtexemplar in der Hand hatte, sie jedoch auf einen Mickerling zugesteuert ist. Ich habe sehr deutlich zum großen mächtigen Baum geraten, sie meinte, sie müsse ihn aber alleine entsorgen. Ja Du lieber Himmel, ihr Mann wird doch nicht auf eine Bohrinsel verschwinden kurz nach Weihnachten? Oder doch? Weiß man ja in der Tat nie.

Mein heldenhafter Mann hat den Baum dann einhändig den Berg hinuntergewuchtet und dann auch nach oben. Und dort haben wir ihn jetzt den ganzen Nachmittag geschmückt. Es ist, wie jedes Jahr, der schönste Baum, den wir je hatten. Dabei haben wir natürlich über Weihnachten gesprochen, tut ja fast jeder dieser Tage: wir schenken uns nichts, wir kaufen lieber unter dem Jahr,  was wir brauchen, wir fahren in die Sonne, wir feiern dieses Jahr gar nicht, und so weiter. Nun, das sind natürlich persönliche Entscheidungen, aber ganz ignorieren kann man eines der Hauptfeste unserer  Kultur eigentlich nicht. Weil es halt einfach dazu gehört. Und es schön ist, dass man viele Leute bewusst trifft, die man sonst vielleicht nicht sehen würde.

Unser Baum steht nun ein paar Stunden bei uns und langsam aber sicher müssen wir uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass auch wir Weihnachten dieses Jahr nicht wie immer feiern werden können. Es wird schlichtweg kein Platz für uns alle sein. Zum Glück ist es nicht kalt und wir können auf dem Balkon ja auch genauso essen. Vielleicht gesellen sich Karl und Gertrud zu uns und noch die paar Eichhörnchen vom Baum gegenüber, das kann richtig stimmungsvoll und schön werden. Ich freu mich schon.

 

Der kleine Lord

Für die Einen ist es „Drei Nüsse für Aschenbrödel“, für mich ist es „Der kleine Lord“. Kein Jahr, in dem ich nicht schluchze, wenn die Mama hinter dem Christbaum hervor tritt. Ich habe die drei Nüsse in der Tat erst letztes Jahr ganz gesehen, mich aber sofort in die Musik verliebt. Auch „Die Glücksritter“ haben – vermutlich weil sie immer zu Weihnachten laufen – durchaus einen Kultstatus bei uns. Was gehört noch zu Weihnachten? Schnee ja leider seit Jahren nicht mehr und damit auch kein Glühwein mehr, es ist einfach zu warm dafür. Plätzchen? Kein Mensch mag bei der Hitze backen und der Sturm weht einem eh nur das Mehl ins Gesicht.

Dieses Jahr ist deshalb sowieso alles durcheinander  und so werde ich auch den Kleinen Lord heute Abend nicht sehen und mich stattdessen über ein Wildschweingulasch hermachen.Wenn es gut ist, wozu ich momentan noch berechtigte Hoffnung habe, könnte es durchaus auch einen Platz im Weihnachtsritual-Register bekommen. Denn es schimpft zwar jeder über Weihnachten und möchte in die Wärme und einfach nur weg „von all dem Stress und Geschenkewahnsinn“, aber wenn es in einer Gesellschaft keine Feste mehr gibt, sitzen irgendwann alle festgewachsen mit ihren Kopfhörern vor dem Computer und sehen ihre Familien gar nie.

Sowieso glaube ich, dass die viel zitierten Streitereien zum Teil daher kommen, dass man sich zu selten sieht und zu wenig aneinander reibt. Wenn dauernd der Alltag über mehrere Menschen zusammen hingeströmt, dann liegen sie irgendwann wie Kieselsteine nebeneinander. Ob das erstrebenswert ist? Keine Ahnung, alle haben nicht das Zeug zum einsamen Felsbrocken, das ist sicher. Ich gehe jetzt das Wildschwein ein letztes Mal testen und dann muss ich aufhören, sonst wird es nichts mit der neuen Tradition, weil schlichtweg nichts mehr da ist.

Weihnachtliche Gefühle im Regen

Heute habe ich eine zauberhafte junge Frau getroffen. Sie hat für kurze Zeit in einem kleinen Appartement gewohnt. Bei der Abnahme hat sie mir erzählt, was für ein schönes Zufluchtsnest es in der Not für sie war. Sie hatte sich von ihrem Freund getrennt und alles war blöd. Es ist zwar winzig-piep-klein, aber sie hat in den höchsten Tönen geschwärmt, weil alles da war und es ihres war, als sie es gebraucht hat. Manchmal ist nicht viel notwenig, um sich zuhause zu fühlen, ein Zimmer kann genügen, auch ein Mensch oder ein Kuscheltier. Zuhause ist eher so ein Gefühl. Und das, was sie mir heute beschrieben hat, war das Gefühl. Dieses kleine Schwalbennest hat geholfen, sie wieder auf die Füße zu stellen und jetzt hat sie auch noch einen neuen Freund und ist rundum glücklich. So schön!

Gleichzeitig habe ich noch zwei Menschen mit mir gehabt, die auch recht einsam und etwas verloren sind und die den Tag genossen haben. Ich kann also mit Fug und Recht sagen – es fällt mir jetzt beim Schreiben auf – dass ich heute sehr weihnachtlich unterwegs war, wenngleich das Wetter es leider mal wieder nicht war, es hat geschüttet. Bin trotzdem froh.

Ach, wenn’s nur schneien würde

So, ich war jetzt auf dem Christkindlsmarkt. Genauer gesagt, auf vier Christkindlsmärkten, denn da gibt es inzwischen ja auch durchaus Spezialisierungen und Nischen. Eines ist allen Märkten gleich: der schreckliche Bratwurst- und Nierenspießgeruch und die wüste Rempelei. Das zusammen mit der Tatsache, dass man in einer Daunenjacke bei 13 Grad fürchterlich warm hat, lässt einen nicht gerade in besinnliche Stimmung kommen. Zuhause wurde ich dann noch von einem Marienkäfer auf der Panettone-Packung überrascht, also ich weiß auch nicht.
Viel weihnachtlicher ging es da gesetrn bei uns im Hof zu, als mein Vater seiner viel zu gut gehegten und gepflegten und damit inzwischen viel zu großen Tuja/Fichte/…. mit der Säge zu Aste gerückt ist. Da kein Landschaftsgärtner sie haben möchte, erfährt sie ihr würdiges Ende nun als Weihnachtsbaum. Man kann, so haben wir heute bemerkt, denn ich habe auch einen Ableger bekommen, nicht eben viel dran hängen, aber so war es auch früher. Da hat man Schleifen hingebunden und Plätzchen, das war Schmuck genug.
Weihnachten muss man wirklich im Herzen haben und zwar ganz fest verankerkt, bei Glühwein und Frühjahrstemperaturen und auf dem Parkplatz vom Supermarkt kann es nicht aufkommen. Meine Freundin hat mir bei eben jenem Glühwein vom Schaudern geschüttelt erzählt, dass sie diese Woche gleich zwei Weihnachtsfeiern in der Firma hat und wirklich überhaupt nicht weiß, wie sie das ohne Tranquilizer überstehen soll. Ich glaube ja, dass all diese Probleme mit einer ordentlichen Menge Schnee überhaupt nicht erst aufkommen würden. Aber was will man machen, solange Klimakonferenzen sich nicht auf gemeinsame Ziele und Werte oder gar Maßnahmen einigen können und bei mir die Marienkäfer auf dem italienischen Weihnachtskuchen rumtollen? Es muss noch mehr im Herzen sein. Ganz einfach.

Der Weihnachtsmann und andere Schwindeleien

Neulich hat mich eine Freundin recht zaghaft gefragt, ob ich eigentlich verstünde, was es mit dem Weihnachtsmann auf sich habe und wodurch er sich vom Nikolaus unterscheide. Was war ich froh! Ich dachte, ich stünde alleine mit meiner Verunsicherung. Wer ist also was? Und warum eigentlich Weihnachtsmann, wo es doch das Christkind ist? Aber flattert der kleine neugeborene Jesus nun wirklich als Bambino Gesù durch die Lüfte?

Geht man aufmerksam durch’s Leben, fallen einem viele solche Schwindeleien auf. Von Handyverträgen oder Versicherungen möchte ich jetzt gar nicht erst anfangen. Den einen kommt man schneller drauf, bei anderen dauert es zumindest, bis man aufs Gymnasium kommt. Eine Schwindelei, die sich ganz besonders hartnäckig hält, habe ich erst jetzt aufgedeckt: es ist die vom Augenbrauenzupfen. Mütter und Freundinnen (naja) haben mir in den letzten Jahren (ich bin, was das angeht, ein rechter Spätzünder) immer wieder versichert, der (unglaubliche) Schmerz gäbe sich mit der Zeit und man würde üüüüüüberhaupt nichts mehr spüren. Schlichtweg eine Lüge.

Erst heute bin ich tränenblind aus dem Friseur getaumelt, weil ich über sehr starke, gut verwurzelte Augenbrauen verfüge und mein Körper generell nicht gerne was hergibt, was er für seines erachtet. Ich warte drauf, dass das zarte Geschöpf, das sich dieser Aufgabe annimmt, irgendwann mal beide Hände an die Pinzette legen muss. Aber immerhin ist bald Weihnachten und für alle, die dann kommen, Rentiere, Engele, Christkind, Weihnachtsmann, etc. möchte man ja sein Bestes geben und zeigen.

Der erste Advent

Heute ist es tatsächlich wieder so weit: Der erste Advent ist da. Und entweder ist es in der Tat eine Frage des Alters, dass die Zeit immer schneller vergeht, oder er hat sich dieses Jahr ganz besonders listig angepirscht. Ich habe ihn nicht wirklich kommen sehen. Kein Wunder, letzte Woche in Rom haben wir abends den Espresso um halb neun Uhr auf der Terrasse getrunken und ich habe mir eigentlich nur proforma einen Schal umgelegt. Dauernd war Sonne, auch in Augsburg war es warm und gestern in Paris war es so, dass ich am liebsten die Fensterläden zugemacht hätte, weil die Sonne dauernd spätherbstlich reingeschaut hat.

Und trotzdem hab ich Kugeln in Vasen gefüllt und trage mich mit dem Gedanken, Weihnachstkarten zu kaufen. Eben läuft das erste Weihnachtslied im Radio. Wir sitzen auf dem Sofa, jeder arbeitet und wurschtelt so vor sich hin und da kommt es: simply having a wonderful christmas time. Hat nicht lange gedauert und schon bin ich in Stimmung. Das wird jetzt anhalten bis Heilig Abend, dann bin ich traurig, weil alles schon wieder rum ist. Für mich war und ist die Vorweihnachtszeit schon immer eine besondere und sehr schöne Zeit. Ich komme selten wegen Geschenken unter Druck und freu mich, weil eben Vorfreude die Schönste ist. Und auch weil man viele Menschen bewusst trifft, die man eben unterm Jahr nicht so häufig sieht.

Und so waren wir gestern mit Freunden beim Abendessen und weil es der Beruf von Allen bis auf mich am Tisch mit sich bringt, ging es viel um Politik und um all die Dinge, die in der Welt passieren. Da saß ich nun mit meinen kleinen Weihnachtsprojekten und den Plänen, die ich noch für die nächsten Wochen habe (Schal fertig stricken, andere Dinge erledigen, über die ich hier jetzt nicht schreiben kann wegen der Mitleser, etc.) und um mich herum wurden die Chancen von Hillary Clinton und auf die Rückkehr von Sarkozy ausgelotet. Ich konnte zumindest beitragen, dass die Geliebte vom französischen Präsidenten bei der Leibwasche angeeckt war (auch ich habe zum Glück gut informierte Kreise). Das wusste außer mir keiner. Nach solchen Abenden gehe ich manchmal etwas geknickt nach hause, weil ich das Gefühl habe, gar nicht wirklich am Weltgeschehen teil zu nehmen. Eines weiß ich aber: ich sehe hungernde Katzen, wenn sie da sind, Mäntel, wenn sie jemandem runterfallen und bekomme mit, dass jemand in meiner Nähe ein Problem hat. Das gehört zu meinem Weltgeschehen und nicht nur im Advent.

Große Köpfe im Advent

Genauso wie man sich irgendwann der Mode ergibt, ergibt man sich auch dem Advent irgendwann. Bei mir war es gestern soweit. Gelingt es noch eine zeitlang, naserümpfend und kopfschüttelnd an den Lebkuchen und Nikoläusen vorbeizulaufen, die im heißen Spätherbst ums Überleben kämpfen, so kommt eines nebligen Samstages die Zeit, wo Ignorieren nur noch einem verzweifelten mit den Füßen gegen den Treibsand stemmen gleicht. Gestern hab ich also auf einen Schlag
1. Ein Adventskalendergeschenk gekauft
2. Premierekarten für die Adventsoper gekauft
3. Ein Päckchen Zimt gekauft, weil mir irgendwie auf einmal sehr danach war
Und wenn man sich dann mal ergeben hat, ist es eigentlich auch gar nicht mehr schlimm. Dann dauert die Adventszeit halt etwas länger.
Was mir die Freude etwas vergällt hat, ist, dass ein 2,10 Mann die fünfte Reihe in der Oper bucht. Und dann noch so ängstlich ist, weil er das böse Zischeln hinter sich hört, dass er sich panisch seiner Frau zuneigt und sein Köpfle dauernd hin und her baumelt. Seine Frau hatte zwar dieselbe Masse, allerdings nicht in der Länge, sondern praktisch auf der Sitzfläche verteilt. Um diesen Mann kam man nicht herum. Aber weil ja die märchenhafte Zeit der Wunder eingeläutet wurde, war rechts neben mir frei und ich konnte abrücken.
Gut, ab jetzt also volle Kraft voraus in den Advent.