Der erste Advent

Heute ist es tatsächlich wieder so weit: Der erste Advent ist da. Und entweder ist es in der Tat eine Frage des Alters, dass die Zeit immer schneller vergeht, oder er hat sich dieses Jahr ganz besonders listig angepirscht. Ich habe ihn nicht wirklich kommen sehen. Kein Wunder, letzte Woche in Rom haben wir abends den Espresso um halb neun Uhr auf der Terrasse getrunken und ich habe mir eigentlich nur proforma einen Schal umgelegt. Dauernd war Sonne, auch in Augsburg war es warm und gestern in Paris war es so, dass ich am liebsten die Fensterläden zugemacht hätte, weil die Sonne dauernd spätherbstlich reingeschaut hat.

Und trotzdem hab ich Kugeln in Vasen gefüllt und trage mich mit dem Gedanken, Weihnachstkarten zu kaufen. Eben läuft das erste Weihnachtslied im Radio. Wir sitzen auf dem Sofa, jeder arbeitet und wurschtelt so vor sich hin und da kommt es: simply having a wonderful christmas time. Hat nicht lange gedauert und schon bin ich in Stimmung. Das wird jetzt anhalten bis Heilig Abend, dann bin ich traurig, weil alles schon wieder rum ist. Für mich war und ist die Vorweihnachtszeit schon immer eine besondere und sehr schöne Zeit. Ich komme selten wegen Geschenken unter Druck und freu mich, weil eben Vorfreude die Schönste ist. Und auch weil man viele Menschen bewusst trifft, die man eben unterm Jahr nicht so häufig sieht.

Und so waren wir gestern mit Freunden beim Abendessen und weil es der Beruf von Allen bis auf mich am Tisch mit sich bringt, ging es viel um Politik und um all die Dinge, die in der Welt passieren. Da saß ich nun mit meinen kleinen Weihnachtsprojekten und den Plänen, die ich noch für die nächsten Wochen habe (Schal fertig stricken, andere Dinge erledigen, über die ich hier jetzt nicht schreiben kann wegen der Mitleser, etc.) und um mich herum wurden die Chancen von Hillary Clinton und auf die Rückkehr von Sarkozy ausgelotet. Ich konnte zumindest beitragen, dass die Geliebte vom französischen Präsidenten bei der Leibwasche angeeckt war (auch ich habe zum Glück gut informierte Kreise). Das wusste außer mir keiner. Nach solchen Abenden gehe ich manchmal etwas geknickt nach hause, weil ich das Gefühl habe, gar nicht wirklich am Weltgeschehen teil zu nehmen. Eines weiß ich aber: ich sehe hungernde Katzen, wenn sie da sind, Mäntel, wenn sie jemandem runterfallen und bekomme mit, dass jemand in meiner Nähe ein Problem hat. Das gehört zu meinem Weltgeschehen und nicht nur im Advent.

Ein Gedanke zu „Der erste Advent“

  1. Genau so soll es sein, die wirklichen Dinge des Lebens sehen und erkennen, wo Hilfe und Zupacken nötig ist. Über Politik reden ist einfach, man kommt nie in die Situation, etwas tun zu müssen, kann sich sich wahnsinnig im Gespräch engagieren und verausgaben, man wird nie aufgefordert sein, zu zeigen, wie es gemacht werden soll. Folglich reden nur Leute, die sich für sehr klug und wichtig halten über derart lebensunwichtige Themen, auf die wir leider alle keinen Einfluß haben. Wir können genausogut über das Wetter reden (entschuldige mein lieber Genero, ich weiß daß Du immer nur höflich bist!) Ändern werden wir es nie.
    Wie wir es am besten in diesem Kreise sehen, ist es wunderschehön für alle Bteiligten und wenn sie nur zu zweit sind, wenn einer davon sich um die „unwichtigen“ Dinge des Lebens kümmert. Im Endeffekt sehnen sich alle Menschen nur nach einer „Mama“ egal wer das nun ist und welchem Geschlecht diese behütende Person angehört.
    Meine sehr verehrte Bloggerin macht das alles völlig richtig und jeder weiß es ganz genau, alle Dinge vor oder nach Weihnachten sind noch schöner, wenn sie mit Liebe und Einfühlungsvermögen gemacht worden sind. So, nun kann ich es ja sagen, ich hätte den ersten Advent fast vergessen, wenn ich nicht aus Paris daran erinnert worden wäre.

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