Der kleine Lord

Für die Einen ist es „Drei Nüsse für Aschenbrödel“, für mich ist es „Der kleine Lord“. Kein Jahr, in dem ich nicht schluchze, wenn die Mama hinter dem Christbaum hervor tritt. Ich habe die drei Nüsse in der Tat erst letztes Jahr ganz gesehen, mich aber sofort in die Musik verliebt. Auch „Die Glücksritter“ haben – vermutlich weil sie immer zu Weihnachten laufen – durchaus einen Kultstatus bei uns. Was gehört noch zu Weihnachten? Schnee ja leider seit Jahren nicht mehr und damit auch kein Glühwein mehr, es ist einfach zu warm dafür. Plätzchen? Kein Mensch mag bei der Hitze backen und der Sturm weht einem eh nur das Mehl ins Gesicht.

Dieses Jahr ist deshalb sowieso alles durcheinander  und so werde ich auch den Kleinen Lord heute Abend nicht sehen und mich stattdessen über ein Wildschweingulasch hermachen.Wenn es gut ist, wozu ich momentan noch berechtigte Hoffnung habe, könnte es durchaus auch einen Platz im Weihnachtsritual-Register bekommen. Denn es schimpft zwar jeder über Weihnachten und möchte in die Wärme und einfach nur weg „von all dem Stress und Geschenkewahnsinn“, aber wenn es in einer Gesellschaft keine Feste mehr gibt, sitzen irgendwann alle festgewachsen mit ihren Kopfhörern vor dem Computer und sehen ihre Familien gar nie.

Sowieso glaube ich, dass die viel zitierten Streitereien zum Teil daher kommen, dass man sich zu selten sieht und zu wenig aneinander reibt. Wenn dauernd der Alltag über mehrere Menschen zusammen hingeströmt, dann liegen sie irgendwann wie Kieselsteine nebeneinander. Ob das erstrebenswert ist? Keine Ahnung, alle haben nicht das Zeug zum einsamen Felsbrocken, das ist sicher. Ich gehe jetzt das Wildschwein ein letztes Mal testen und dann muss ich aufhören, sonst wird es nichts mit der neuen Tradition, weil schlichtweg nichts mehr da ist.

5 Gedanken zu „Der kleine Lord“

  1. Die viel zitierten Streitereien haben sicher ihre Berechtigung, wenn es um Familien geht, denn die Gefahr ist doch allzu groß, seine an sich gute Erziehung mal hint an zu stellen, um dem Gegenüber endlich mal das zu sagen, was man schon ein Leben lang für sich behält. Bei den meisten Menschen greift erfeulicherweise die Vernunftbremse und alles wird mit einem Glas – evtl. zuviel – Champagner hinuntergespült. Denn was soll es? Weihnachten ist so wunderschön auch ohne Schnee, wenn man in ein nur von Kerzen erhelltes Zimmer kommt, festlich gekleidet ist, Weihnachtslieder erklingen. Was will man mehr?
    Erst seit drei Jahren sehe auch ich den kleinen Lord und bin immer wieder verzaubert, wie dieser griesgrämige Großvater zu einem gütigen Landlord heranwächst. Es geht doch!!!!!

    1. Ach, ich finde, man kann sich übers Jahr so wunderbar und ausgiebig mit allen möglichen Leuten, gerne auch in der Familie rumstreiten, da kann man Weihnachten auch mal eine Pause machen und wenn das nicht alle dächten, würden sie ja gar nicht mehr Weihnachten feiern. Ich habe heute schon ein kleines Vorweihnachten mit meiner flüchtigen Freundin gefeiert und wir haben uns sehr gefreut, weil wir uns beide quasi Dasgleiche geschenkt haben, nur perfekt auf die andere zugeschnitten. Das ist – obwohl sie es nicht einsehen will – der Geist von Weihnachten.

  2. Gebe zu, ich gehöre zur Fraktion 3 Nüsse für Aschenbrödel. Dieser Film ist für mich das Einläuten der Weihnachtszeit. Habe nun in Anbetracht des Fernsehprogramm und mangelnder Alternativen den kleinen Lord angeschaut. Ja, nun muss ich sagen, werde diesen Film nun zu meinen Traditionen oder wie auch immer die Bloggerin es nennt aufnehmen müssen. Habe nicht erst nach Hervortreten der Mutter hinter dem Baum geweint, sondern eigentlich den ganzen Film lang. So ein bezauberter Junge und sein Opa ganz goldig. Wenn nun, wie im Film, an heilig Abend noch der Schnee kommen würde, wäre es perfekt.

    1. Bentornata, liebe Mare!!! Ich war schon besorgt, dass Du in einer Schneewehe bei euch hoch im Norden liegst, ist ja immer etwas kälter bei euch….Wie schön, dass Du nun auch infiziert bist, wir werden vor lauter Fernsehen irgendwann gar nicht mehr richtig zum Feiern kommen. Ich hab ihn jetzt auch gesehen und bin so erleichtert, es hätte mir doch echt was gefehlt.

  3. Frohe Weihnachten wünsche ich der lieben Bloggerin und natürlich auch der Prunkschaft ! Ein gesegnetes und zufriedenes Fest. Freue mich schon auf die Berichte und Gedanken im neuen Jahr. An guten Rutsch !

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