Nach einer recht aufregenden Fahrt zum Flughafen mit meinem obercoolen Vater, der meine Schimpftiraden auf überholende rumänische 200-Tonner mit stoischer Ruhe angehört hat, sitze ich nun mit relativ viel Muse am Flughafen, benehme mich leidlich gut, wenn ich dran denke, was ich in letzter Zeit über zufällige Begegnungen auf Reisen geschrieben habe, versuche, meinen Mundwinkeln immer ein zartes Lächeln zu verleihen, denke dabei an die Schwerstarbeit, die die arme Prinzessin Kate da immer zu leisten hat und lasse meine Blicke schweifen. Was mir auffällt, ist nichts Neues, aber es wird deshalb nicht besser. Die Hälfte der Passagiere ist schwer übergewichtig. Sie trägt bequeme Hosen in Strech und bequeme Shirts, die manchmal sogar den Kampf auf der Hälfte des Bauches aufgeben müssen und erstaunliche Körperfülle desselben freilegen.
Früher – und auch heute – sprach man gerne von Wohlstandsbäuchen, aber ich glaube, das trifft nicht mehr zu. Es gehört in unserer Welt inzwischen so viel Wissen und Disziplin dazu, nicht dick zu werden, dass sich die Verhältnisse schlichtweg gedreht haben. Früher war mager, wer arm oder normal war. Der Fabrikant hatte typischerweise einen dicken Bauch und nach dem zweiten Weltkrieg hat man stolz und erleichtert gezeigt, dass es einem wieder besser geht und ein Brot nicht mehr für die ganze Woche und die ganze Familie reichen muss. Jeden Tag Fleisch war ein Luxus für wenige und denen sah man es auch an.
Heute sind Nahrungsmittel meist das Billigste in einer großen, ungesunden Mogelpackung. Und ja, es ist die Verpackung, die kostet. Die Werbung für die verpackten Nahrungsmittel und der ganze Verpackungs- und Vermarktungsprozess, inklusive Transport. Und da schlägt dann ganz erbarmungslos die Grenzkostenrechnung zu. Die Verpackung etwas größer zu machen ist wesentlich günstiger, als zum Beispiel einen weiteren kleineren Becher zu produzieren und wenn man gleichzeitig sagen kann: doppelter Inhalt für nur 20% mehr, dann ist das „a gmahde Wiesn“ für die Hersteller und ein Desaster für die (armen, dicken) Konsumenten mit Sparwillen, bzw. dem Wunsch, ihren Nutzen zu maximieren. Die meinen, sie haben gespart und fressen und saufen sich in ihr Schicksal hinein. Entschuldigung, aber man muss es bei den Mengeneinheiten, die da verkauft und konsumiert werden einfach so nennen. Und weil ein entscheidender Teil des Gehirns leider nur auf die kurzfristige Befriedigung seiner Bedürfnisse ausgelegt ist, führt es leider häufiger zur kurzfristigen Lustbefriedigung mit fatalen langfristigen Folgen als zur kurzfristigen Erzeugung von Frust und dafür zur langfristigen gesunden Lebensweise. Um das zu erkennen, muss man darum wissen und seine störrischen Gehirnwindungen zu ihrem Wohl knechten. Wirklich verlangen kann man das nicht von Verbrauchern, die durch Fernsehsendungen, die immerfort Menschen zeigen, die noch schlimmer dran sind als man selbst, sicher nicht. Und ich hab heute einen Mittelplatz. Menno.