Nach 10 Jahren tut einem beides leid….

….heiraten oder nicht heiraten. So sagt ein altes Sprichwort. Und wie so viele Sprichwörter hat auch dieses einen wahren Kern. Warum ist das so? Vielleicht weil laut einem anderen Sprichwort Heiraten und Schlittenfahren schnell gehen muss? Derweil mahnt doch ein weiteres zur größten Bedacht und rät, sich zu prüfen, bevor man sich ewig bindet? Ach, ganz wirr könnte einem der Kopf werden. In meiner kleinen Erfahrung stimmt am ehesten das erste. Zumindest wenn ein Partner bereits seit längerer Zeit Heiratspläne schmiedet, während der andere sich denkt, prima, passt, muss ich gar nichts ändern und wenns nicht mehr passt, bin ich weg. Oft sind das die Frauen, die gerne einen Knopf an die Beziehung machen würden, die sich nach dem Symbol der Zugehörigkeit in unserer Kultur, dem Commitment, dem zuverlässigen Zueinanderstehen, dem Ring sehnen. Sie möchten nicht als „meine Freundin“ oder „meine Lebensgefährtin“ vorgestellt werden und schon gar nicht als „meine Frau“, denn das führt ihnen noch deutlicher vor Augen, was sie schon ahnen: dass alle Vorteile mitgenommen werden und die dazugehörige Verantwortung nicht übernommen werden möchte.

Dabei ist es egal, ob sie selbst arbeiten, mehr verdienen, Kinder haben, Eigentumswohnungen, Hunde, Katzen, Eltern, was auch immer. Wer den Wunsch in sich verspürt, eine Beziehung ganz und rund zu machen, möchte in unserem Kulturkreis fast immer heiraten. Weil das in der Welt multipler und dauernd verfügbarer Optionen und Alternativen Sicherheit gibt und einen von der schrecklichen Wahlfreiheit befreit. Vorbei die Frage, ob es vielleicht doch noch „was Besseres“ gibt, hinein ins Entspannen und Konzentrieren auf den oder die Eine. Verstreicht zu viel Zeit in unentschlossenem Warten, wird einer ungeduldig, ja unduldsam. Warum fragt er nicht? Was möchte er, sie anders? Liegt es an mir? Was passt ihm, ihr nicht? Wir haben doch sogar ein Kind zusammen? Zwischendrin kommt immer wieder die Phase, in der man sich davon überzeugt, dass Heiraten was für Spießer ist und man das gar nicht braucht, aber so ganz glaubt man es selbst nicht. Sonst würde man gar nicht drüber nachdenken.

Und ist es dann nach vielen, vielen Jahren, in denen Freunde das Fragen aufgegeben haben, die Eltern sich damit abgefunden haben und man selbst auch, doch endlich so weit, dann fühlt man sich kurz am Ziel seiner Träume. Und dann kommt die ungünstige Phase, in der man sich fragen muss, ob man sich freut, weil man sein Ziel erreicht hat oder weil man den anderen liebt oder weil es jetzt eh schon Wurscht ist. Und spätestens wenn sich nach der Hochzeit rein gar nichts am anderen ändert, wird man ein wenig rachsüchtig und beginnt aus der nun etwas sichereren Position heraus, den anderen mit anderen Augen zu sehen und nicht mehr als das Objekt der Träume und während der andere sich vielleicht denkt, ach, mei, das ist ja doch gar nicht soooo schlimm, hätte ich auch früher machen können, dräuen über seinem Kopf die schwärzesten Wolken und läuten den Beginn einer ziemlich sicheren, ziemlich explosiven Trennung ein. Denn dieses demütigende Warten und Zappelnlassen wird der oder die Geheiratete schwerlich vergessen und selten verzeihen können.
Ja, die waren schon schlau früher.

2 Gedanken zu „Nach 10 Jahren tut einem beides leid….“

  1. Das ist die Frage: muss man heutzutage noch heiraten? Wenn mirjemand mit 20 gesagt hätte, ich werde mal heiraten mit allem drum und dran und 2 Kinder haben und spießig in einem Haus wohnen und Dampfnudeln zu Mittagessen kochen, ja mei, dem hätte ich gesagt, er spinnt, ich nie auf gar keinen Fall! Nun wissen wir ja alle mit unserer Lebenserfahrung, dass es oft anders kommt als man denkt. Da trifft man ihn, schaut ihm in die Augen und weiß, das ist er. Und dann kommt irgendwie doch dieser Gedanke ans heiraten und man würde sich freuen, gefragt zu werden. Wenn das zu lange dauert, ist das schon blöd, aber wir Frauen wissen ja, Geduld ist die halbe Miete. Viele wollen einfach keine Verantwortung mehr übernehmen und haben Angst, machen lieber nichts, bevor sie etwas falsch macht. Ich hatte diese Woche einen sehr hübschen, sportlichen, jungen Mann in der Behandlung, der fröhlich erzählte, seine Frau hätte ihn zu mir geschickt, weil sie meinte es wäre dringend nötig! Ich habe mich kurz gewundert, dass der so jung schon verheiratet ist. Es gibt sie also doch!

  2. Heiraten oder nicht? Diese Frage stellt sich für mich nicht mehr. Es geht auch so gut und zur Absicherung, nein danke! Wenn etwas schief geht, ist auch die Absicherung perdu. Immer wieder bin ich erstaunt, wie schnell und dabei hirnlos die sogenannte Prominenz heiratet und vor lauter Liebe auf einen Ehevertrag verzichtet und dann ist das Heulen und Zähneklappern groß. Dabei weiß jeder, dass diese Beziehungen scheitern werden. Im jetzigen Fall war es auch absehbar, diese Frau war einfach zu – ich sag es jetzt mal geschönt – kompliziert. Er war halt ein ganz normaler Mann, der bis zur Scheidungsklage nicht vermutet hat, dass ihm das passieren kann. Meine Güte, welch ein Aufschrei, viel schlimmer wäre es, wenn mein schöner George die noch viel schönere Amal im Stich lassen würde. Um es zum Abschluss zu bringen, ich nicht mehr. Mir sitzt der letzte Schock noch immer in den Knochen.

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