Ach, wie die Zeit verfliegt

Kaum lehne ich mich entspannt zurück, weil ich meinen Bloggerfreuden nachgekommen bin, ist schon wieder eine gehörige, fast unzumutbar lange Zeit verstrichen und ich bin schlimm im Verzug. Ich hatte heute einen Termin und habe zufällig auf ein Formular geschaut und festgestellt, dass ich tatsächlich am 13.7. das erste Mal dort war und dass es an diesem Tag irre heiß war. Überhaupt war es doch noch vor zwei Wochen irre heiß? Wie konnte es so schnell dazu kommen, dass ich heute panisch in den Keller gerast bin, um meine dicke Daunenjacke hochzuholen und auch noch sofort anzuziehen? Und ich möchte betonen, dass mir keine einzige Sekunde davon zu heiß war. Unglaublich, wie schnell das gerade alles geht. Braun bin ich auch schon nicht mehr. Dafür gibt es längst braune Lebkuchen. Ich weiß, finden alle doof.

Aber morgen fliege ich nach Spanien und da dürfen Leser und ich gespannt sein, was uns da alles bevorsteht. Auf meinem letzten Flug geschah nämlich zum Beispiel das Unfassbare, nein eigentlich gleich zwei nahezu unfassbare Dinge:
1. Ich, der Oberplaner habe mich durch parallele Buchungen und mein sparsames Gemüt davon ablenken lassen, das Ausgabegepäck sofort zu buchen, was man ja neuerdings tun muss, was dazu führt, dass alle ihre schrankkoffergroßen Koffer mit an Bord nehmen und ich mich regelmäßig über mein spießiges kleines Pilotenköfferchen ärgere…aber dazu gleich.
2. Die Maße des Handgepäcks wurden kontrolliert. Und das war so: die beiden Damen in Fiumicino beim Boarden hatten Zeit und Muse und auch den erforderlichen Biss und Grimm, sich die ausladenden Trolleys der Reisendenden in den ordentlich durch diese Aufsteller mit ausziehbaren Stoffstreifen sortierten Passagiere mal genauer anzusehen und unter die Lupe zu nehmen. Wie Wölfe auf der Suche nach einem angeschlagenen Hirsch sind sie durch die Reihen gepflügt und ich, die normalerweise schon in vorauseilende Schockstarre gehe, wenn ich an einem Polizeiauto vorbeifahre, konnte ganz entspannt sein. Meine Strafgebühr für nicht angemeldetes Ausgabegepäck hatte ich ja schon bezahlt, der Rest steckte in nämlichem kleinen Köfferchen und eine bleischwere Handtasche darf mir bei der Fluggesellschaft keiner verwehren. Konnte ich also entspannt zusehen, wie Passagier um Passagier nach vorne zitiert wurde, und seinen Moppel in den dafür vorgesehenen Aufsteller pressen musste. Bei manchen ging es nur, weil sie sich mit vollem Körpereinsatz drauf geworfen haben oder ganze Teile des Koffers in die Handtasche gesteckt haben.

Es gab ein paar, die sich sehr aufgeregt haben, aber ich muss zugeben, dass ich es ab und zu ganz schön finde, wenn ich nicht immer die Einzige bin, die sich an Regeln hält. Ich würde mich zum Beispiel auch mal freuen, wenn es Leuchtpfeile auf Mitpassagiere gäbe, die während Start und Landung telefonieren und sagen „wir starten gerade“ oder Dinge ähnlicher Relevanz von sich geben. Da kommt die Einserschülerin in mir hoch, die meist davon überzeugt ist, dass Regeln das Miteinander eher erleichtern und nur im Ausnahmefall gebrochen werden sollten, weil sonst alles im Chaos versinkt und sie auch was mit Respekt vor anderen zu tun haben. Aber, und das ist mir natürlich vollkommen klar, das ist hasenfüßig und kleinbürgerlich. Andererseits lautet der Anspruch an einen Gentleman zum Beispiel, seinen Mitmenschen das Zusammensein mit ihm besonders einfach und angenehm zu machen. Aber ach, sie sterben ja aus.