Schicksal

Et kütt, wie et kütt, es kommt, wie es kommt. So sagt der gepflegte Kölner angesichts des Unabwendbaren, des Schicksals. Hab ich heute auch erfahren dürfen. Ursprünglich wollten wir – sozusagen traditionsgemäß – zu Mittag ans Meer fahren, denn es ist der September vorbei und das war ja der potenzielle Wendepunkt im Pasquale-Krimi in Ostia. Aber vielleicht wollten wir es unterschwellig nicht wissen und weiterhin in seliger Ungewissheit bleiben oder hatten keine Lust auf die längere Autofahrt (die uns im Sommer gar nichts ausmacht, wenn wir sie Tag für Tag machen). An sich – so waren wir uns einig – wollten wir einfach nicht so viel essen. Und schon gar nicht trinken. Vernünftig sein. Wir kennen uns nach so vielen Jahren nämlich recht gut und wissen, dass es niemals bei ein paar Gamberi mit Salat bleibt….Oder gar bei einer halben Flasche Wein. Also: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.

Hochzufrieden mit unserer Selbstdisziplin haben wir den weiteren Tagesverlauf geplant. Und sind schließlich in unseren Lieblingspark gefahren, um dort auch nach Kastanien zu schauen und vor allem, um uns die Beine zu vertreten, denn das coole Vespafahren von Geschäft zu Geschäft so wie gestern hat den Nachteil, dass überhaupt keine Schritte zustande kommen und das macht mich dann wiederum fuchsig. Rom schneidet eh am schlechtesten ab in der Schrittebilanz. In der Villa war es furchtbar schwül und dampfig und fast war ich auf dem Weg, etwas grantig zu werden….Bis wir an meinem Lieblingsbrunnen vorbei gelaufen sind und auf einmal „o sole mio“ durch’s Grün geschmettert wurde. Auf einer Bank, vor einem Baum saß ein Herr und lauschte – wie mein listiger Mann sofort entdeckte – der Musik aus den Lautsprechern aus dem Baum vor ihm. Herrlich war das. Vorbei war aller Grant. Auf dem weiteren Weg haben wir noch unfassbar kräftige Gänse und Enten getroffen, an St. Martin und Weihnachten gedacht und sind – angesichts dieser künftigen Gelage – weiterhin kräftig ausgeschritten. Mit dem Erfolg, dass ich wahnsinnig Hunger bekommen habe. Mein Vorschlag, in Trastevere einen kleinen Mittagshappen zu uns zu nehmen, wurde gerne und sofort aufgenommen. Da nahm das Schicksal dann seinen Lauf.

Gesagt, getan. Heim, umgezogen, auf die Vespa gestiegen, losgefahren. Claudio, der nette Kellner hat sich gefreut, wir uns auch. Und dann sind die Dinge ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Erstaunt und sichtlich verblüfft hat er versucht, unsere Bestellungen in sein neumodisches Gerät zu tippen. Ist ihm fast nicht gelungen. Das Ende vom Lied war, dass wir mindestens genauso viel gegessen haben wie am Meer, nur halt in anderer Umgebung und näher. Manche Dinge sind einfach nicht aufzuhalten. Sie sind Schicksal. Man kann sich ihnen einfach nicht in den Weg stellen. Sollte man auch nicht. Wäre nutzlos.