Wenn man sehr jung ist, steht Coolness ganz hoch im Kurs, im Berufsleben
Zuverlässigkeit, wobei das auch im Privaten eine ganz wunderbare Eigenschaft ist, was man aber über alle Lebensphasen mit unterschiedlicher Aufmerksamkeit schätzt ist die Freundlichkeit. Was heißt das eigentlich? Auf jemanden treffen, der einem unvoreingenommen begegnet und sich im Zweifel für das Gute entscheidet, daran, es in Verhalten und Wesen zu sehen, helfen zu wollen und sich zu überlegen, was einem Freude machen könnte. Wie ich drauf komme? Aus dem nicht immer supertopfreundlichen Augsburg – hier wird auch mit der Freundlichkeit und dem Lächeln oft gespart – hat es mich heute glücklicherweise nach Oberstaufen verschlagen. Nicht nur dass man dort phänomenal essen kann, es gibt auch eine prächtige Auswahl an genau richtig dimensionierten Geschäften. Gut, ein winziger Hauch an Trachtenüberschuss mag sein, aber ansonsten? Perfekt. Fiel mir deutlich leichter, hier als in Paris fündig zu werden. So weit, so gut.
Der einzige Nachteil an Oberstaufen, und auch der ist logisch und nachvollziehbar, ist die Taxisituation. Ein Ferien- und Kurort überschaubarer Größe kann nicht allzuviele Taxen verkraften, geschweige denn Fahrer satt machen. Die Strecken sind irre kurz und bringen selten mehr als fünf bis sechs Euro ein. Ich muss beim Schreiben fast kichern, wenn ich denke, dass die rotzlöffeligen Pariser Fahrer oftmals schon mit zehn Euro auf dem Zähler ankommen. Nun wird man einwenden, na und? läuft man eben. Oberstaufen beherbergt aber eben auch eine große Kur- und Rehaklinik und da wird’s dann schon manchmal eng. Denn wenn deren zeitweilige Bewohner mal etwas Genießbares essen wollen oder sehen, wozu sie all das auf sich nehmen und wieder am Leben teilnehmen wollen, dann müssen sie schon in den Ort. Und oft können sie eben auch diese paar Meter nicht laufen.
Und dann kreuzen sich diese und die Taxifahrersituation sehr ungünstig. Gut, wenn man dann im ThoMi in Oberstaufen ist. Nicht nur, dass sie die zauberhaftesten warmen und hoch reduzierten Stiefelchen im Angebot hatten, die man sich nur vorstellen kann, sie sind auch noch wahnsinnig freundlich. Als die Dame, die uns bedient hat, bemerkte, dass wir über ein Taxi sprachen, hat sie angeboten, eines zu rufen und uns dann sehr betrübt gesagt, das dauere eine halbe Stunde. Wir hätten sie zwar rumgebracht, aber mehr schlecht als recht. Und dann sagte sie, wenn das nicht klappt, dann fährt uns halt der Thommi. Und wusch saßen wir in Thommis Auto und sind freundlich und selbstverständlich zurück gefahren worden. Und Freundlichkeit ist so ein Ping Pong Geschäft. Ich werde mir künftig ganz viele Albernheiten ausdenken, um nochmals in diesen Laden zu gehen. Vielleicht gibt es auch neue Stiefel, kann man ja nie wissen.