Herbst

Ach wird das schön, wenn es nun vielleicht doch einmal Herbst wird. Durch die Luft rasende Blätter, nebelige Morgen- und Abende, Niesel oder gleich richtiger Regen, ein Wetter zum Daheimbleiben ohne schlechtes Gewissen. Es gibt so viele Menschen in meiner Umgebung, die richtig süchtig nach Sonne und Wärme sind. Ich kann das wenig bis gar nicht verstehen. Sonne verpflichtet doch auch immer zu etwas: Raus gehen, sich ausziehen, Sport machen, durch den Wald rasen, Radfahren, Baden gehen, wie anstrengend. Regen und Sturm hingegen: Tee kochen, aufs Sofa legen, Bücher lesen, Schreiben, Arbeiten (ist alles nicht wertend geordnet – natürlich nicht).
Die Abhängigkeit von der Sonne ist wohl genetisch oder typbedingt. Oder ich bin nicht so süchtig, weil ich immer mal wieder richtig in die Sonne kann und mich solange unter dem Dach in einer heißen Wohnung oder am Strand aufhalten kann, wie es mir genehm ist. Das macht natürlich toleranter. Dennoch, die Sonne zwingt einem Glück und Frohsinn auf und wenn man weder das Eine noch das Andere empfindet, fühlt man sich gleich als Versager. Ähnlich schlimm ist nur noch, in einem frisch bezogenen duftigen Bett bei absoluter Ruhe und offenen Fenster nicht schlafen zu können. Es ist eine Frechheit, über die man sich ärgern kann.
Im Herbst hingegen, wenn all die Sonnensüchtigen matt und bleich durch die Gegend schleichen, kommt man mit mittelprächtiger Laune und leicht hochgezogenen Mundwinkeln ganz groß raus. Dann, wenn alle ihre Herbst-Winter-Depression haben, reicht schon Nicht-übers-Wetter-Jammern, mehr darf man meist nicht sagen, geschweige denn sich zu Lobpreisungen der Herbststürme aufschwingen, man läuft sonst Gefahr, für verrückt gehalten zu werden. Ich schaue gerade auf wild flatternde Blätter und strahle bei einer Tasse Tee schreibend meine Blaumeisen an, die sich ebenfalls für die Zeit der Herbststürme rüsten. Herrlich!

2 Gedanken zu „Herbst“

  1. Der Sommer ist verschoben und ich glaube, dass auch der Herbst auf Weignachten gelegt wurde. Wir hatte ja schon oft in den vergangenen Jahren an Ostern Schnee und nicht an Weihnachten. Aber wir haben es halt als Kinder so gelernt. Kastanien sammeln, heimgehen mit bereits kalten Nasen, Kastanienmännchen bauen, buntes Laub als Tischdeko sammeln, Tee trinken, irgendwann dann EssKastanien im Ofen backen, Kerzen anzünden und sehnsüchtig auf die ersten Schneeflocken warten. So war es immer und so soll es bleiben!

    1. Das wäre ein großartiger Beweis für die Theorie, dass man Genies schon im Bauch prägen kann, weil sie alles mitbekommen. Das mit der Tandem-Aversion ist jedenfalls geklärt!

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