Viele, viele Farben

Wir sind wieder in Augsburg. Und es ist herrlich. Die Linden blühen, Schwalben und Mauersegler schießen pfeifend durch die Luft, die Felder sind satt grün mit silbernem Schimmer, die Bäume dunkelgrün und alles duftet nach Blüten. Heute waren wir den ganzen Tag radeln, im Wald lesen, eine Kapelle hat gespielt, die Sonne geschienen, um uns herum alle Schattierungen von Grün und knallblauer Himmel. Schön all diese Farben! So stimmig und harmonisch.

Vor lauter Herumschauen kommt kein Mensch zum Lesen und auch nicht zum Grübeln. Und da gäbe es genug. Habe ich nicht in der letzten Woche eine nie da gewesene Materialvernichtung begangen und zwar an jedem Standort eine. Angefangen hat alles mit meinem Lieblingspulli in pinkfarbenem Kaschmir. Er hatte unerklärlicherweise zwei kleine Flecken an der rechten Schulter. Beherzt bin ich ihnen mit meinem Wundermittel in Rom zu Leibe gerückt. Das Ergebnis war in Teilen befriedigend. Die Flecken sind weg. Die Farbe auch. Hm. Gestern dann, als ich mein Auto mit Erledigungen vollgestopft hatte, unter anderem Baldriantropfen (sic!) und einer brandneuen Hose, die beim ersten Mal Tragen in Paris einen Fettfleck vom Nachtisch abbekommen hat (passiert mir mit supergünstigen Hosen NIEMALS), steige ich wieder ins Auto und wundere mich über den eigenartigen Geruch. Huch, die Tropfen waren ausgelaufen. Durch die wunderschöne Fragonardtasche in gelb mit Blumen, die ich ab jetzt als Obsteinkaufstasche nutzen wollte. Ärgerlich. Noch viel ärgerlicher jedoch war, dass ich in der Reinigung gemerkt habe, dass es immer noch eigenartig riecht und zwar deshalb, weil besagte Tasche mit den blöden Tropfen auf der Hose lag. Und die Hose mit einer Nettotragezeit von vier Stunden jetzt auch noch Baldrianflecken hat.

Und weil das alles noch nicht reicht, komme ich nach all der Aufregung erschöpft nach hause, hatte mich und mein apfelgrünes Kleid erfolgreich gegen einen Vierjährigen neben mir mit Schokoladeneis in der Hand verteidigt, meinem Mann eine Schale mit Erdbeeren hingestellt und entdecke – ohne dass ich EINE EINZIGE ERDBEERE angerührt hatte, Erdbeerflecken auf dem Kleid. Laut Murphy bin ich durch. Das waren drei Schäden der gleichen Art. Und deshalb habe ich heute den Tag zur Erholung genutzt, mich an all den Farben freuen können, denn alle waren dort, wo sie hingehören und mich auf die Jagd nach Pailletten, Aufnähen, etc. vorbereitet, die mir nächste Woche bevorsteht. Ich werde berichten.

3 thoughts on “Viele, viele Farben

  1. Hoffe doch sehr, daß dieses komische Gesetz nicht immer Gültigkeit hat, denn das wäre mir nun auch zu viel, aber, wie immer, wenn was schief geht, dann richtig. Morgens, wenn ich einen Termin habe und schon „gut“ angezogen am Frühstückstisch sitze, habe ich die Wahnvorstellung, dass mein Marmeladebrot mir aus der Hand springt und sich beherzt auf meine Bluse oder Hose oder beides wirft. Bis jetzt ist das nicht passiert, warum? weil ich Vorsorge treffe. Ich baue alles am Tisch auf und werfe mir dann sozusagen Tarnkleidung über. Meines Fußballgottes riesige Schürze, unter der man einen Kleinwagen verstecken kann, platziere ich lässig auf mir, und über alles drüber noch ein ganz frisches Küchentuch und meinen Tee trinke ich ganz weit über den Tisch gebeugt, damit, falls es tropft, es auf dem Tisch landet. Des weiteren achte ich penibel auf den Sicherheitsabstand: Teebecher – Zeitung – Arme. Ich habe schon in Erwägung gezogen, doch lieber nackt zu frühstücken, als diesen Aufwand zu betreiben, aber erstens, wer will mich schon morgens nackt sehen und zweitens ich friere immer so leicht.

    • Das zeugt von enorm viel Lebenserfahrung und ich werde sofort davon lernen. Das mit dem nackt frühstücken würde ich nicht tun, denn wenn einem dann der Henkel von der Tasse abbricht, verbrüht man sich ganz fürchterlich. Das Argument mit dem Frieren würde bei meiner Mutter nicht ziehen, die hat es lieber zu kühl als zu warm. Aber das ist Typsache.

  2. Zum Thema Henkel abbrechen kann ich nur sagen, solche Gefäße hätte ich nicht, da ich aus Erfahrung! weiß, den Kleber gibt es nicht, der einen Tassenhenkel sicher hält. Solche Tassen entsorge ich sofort, weil, wie gesagt, wer will sich schon verbrühen und morgens gleich zweimal anziehen. Also auch nicht immer an der falschen Stelle sparen, ach wir sind einfach zu gu!

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