Am lila Schwänzle ziehen….

Hach, es kann einen aber auch manchmal überkommen. So richtig kindische Impulse, Gefühle, Regungen? Gestern im Zug saß vor mir diese Frau mit ihren zwei Kissen und das Schwänzle von einem ihrer Kissen hing verlockend in meinen Sitzbereich, quasi in Griff- und Zupfnähe. Ich hatte viele Stunden Zeit, mir ihr Gesicht auszumalen, wenn ich herzhaft an der lila-weißen Stoffwurst ziehe. War das ein Lurch? Oder ein Krokodil? Ich hätte das erfahren können. Aber man tut es halt nicht.

Ebenso wie das Zungerausstrecken. Schlimm, ich weiß. Aber es gibt so scheußliche Kinder, die sich so fürchterlich aufführen und wenn man ihnen dann die Zunge rausstreckt, sind sie so völlig baff, dass alles Vorherige vergessen ist. Im Gegenteil, bitte noch mehr davon, dann kann man’s nochmal machen.

Bei besonders langweiligen Essen rettet manches Mal der Gedanke, wie nett es sein könnte, den Salzstreuer aufzudrehen? Oder den Zuckerstreuer? Oder alle Zahnstocher in Salz zu tauchen? Keine Sorge, ich mach das natürlich nicht, mein Mann passt auf wie ein Schießhund seit ich vor ein paar Jahren einen großen, eckigen Brotkrümel, wie ihn nur italienische Weißbrote produzieren können, in den Ausschnitt einer Frau am Nebentisch geschossen hatte. Wir mussten ewig auf die Rechnung warten, es war heiß und langweilig und nun, was soll ich sagen? Hab mich sehr geschämt. Und das ist dann genau der Punkt, wo einem die Lust doch vergehen kann, sich wie ein Kleinkind zu benehmen. Wie ich allerdings die Fahrt mit diesem lila Schwanz in Griffnähe überstanden habe, weiß ich jetzt auch nicht mehr. Wahrscheinlich, indem ich mich an dem wohlgesitteten dreijährigen Mädchen in der Nebenreihe orientiert habe.

One thought on “Am lila Schwänzle ziehen….

  1. Die sehr verehrte Bloggerin hat nicht nur fremden Frauen Brotkrümel in den Ausschnitt geschossen, nein, nein, auch noch wildfremden Frauen am Wühltisch Unterhosen, die mir nicht gefielen, auf den Kopf geworfen. Ich hatte die sehr verehrte Bloggerin gebeten, die nicht gefallenden Slips auf den Wühltisch zurückzulegen. Sie wurden halt geworfen und haben derart Fahrt aufgenommen, dass sie auf dem Kopf einer nicht wirklich begeisterten Dame landeten. Wer hat sich entschuldigt? Ich!
    Auch nett, meine Eltern sind mit mir und meinem um vier Jahre jüngeren Bruder beim Skifahren. Mittags müssen die Kinder essen. Wir saßen also im Lokal, unsere Mutter hielt einen erzieherischen Vortrag, wie man sich bei Tisch benimmt. Wir Kinder bekamen damals Skiwasser (das war Himbeersirup mit heißem Wasser), die Mama trank Apfelsaft, der in einer zierlichen Glaskanne samt Glas serviert wurde. Während ihrer feurigen Rede griff sie beherzt zur Kanne und trank den Apfelsaft daraus. Rein erzieherisch war das ein Schuss in den Ofen. Leider war ich zu jung, ca. 12 Jahre alt, um daraus Kapital zu schlagen.
    Aber es gibt ja auch Kinder, die mir heute noch die Zunge rausstrecken, wenn ich zu lange hinschaue und das finde ich wirklich nicht in Ordnung. Ich mach’s dann halt auch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert