Reisen in Italien mit Italiener

Mal wieder ein wenig philosophischer, dafür aufregender Reisebericht.
Die wenigen Male, die ich mit meinem Mann fliege und ihn damit in die Untiefen der Billigfliegerszene ziehe, geht natürlich gewaltig was schief. Von Rom aus fliegen relativ regelmäßig diverse Flüge nach Paris und da ich meine Präferenzen ausschließlich nach Gepäckmitnahmerichtlinien definiere, stehen Ryan Air und Vueling ganz oben auf meiner Liebstenliste. Transavia verabscheue ich nicht nur wegen der engsten Sitzreihen, die es gibt, sondern auch noch, weil sie mir meinen größten Rimovakoffer ruiniert und nicht erstattet oder repariert haben. Lieber laufe ich als nochmal mit denen zu fliegen. Von Berlin aus haben sie mich letztes Jahr vier Stunden warten lassen und so bleibt dieser Entschluss fix. Vueling hingegen hat bislang nicht viel falsch gemacht. Bis heute.

Wir wollten eigentlich um sieben Uhr fliegen, haben dann aber entschlossen, dass es doch auch mal nett sei, nicht immer um vier Uhr aufzustehen, und den Flug um neun gebucht. Heute Morgen, noch mit Schaum im Gesicht, bekommt mein Mann eine Nachricht und weil er gründlich ist, hat er sie gelesen. Ich hätte das gar nicht getan, weil ich gedacht hätte, es sei nur die übliche Ankündigung, dass der Flug in zwei Stunden geht oder so. Es war jedoch die Ankündigung, dass wir anstatt um 9.15 um 13.44 fliegen werden. Hmpf. Wir haben darauf hin das Taxi abgesagt, bis ich wiederum gelesen habe, dass man doch bitte rechtzeitig am Flughafen sein solle, vor allem, wenn man Gepäck hat, was wir ausnahmsweise haben, weil mein Mann seine Garderobe aufgestockt hat….Also wieder Taxi rufen und los. Alle Flüge drumherum, vor allem der um sieben, waren superpünktlich, was mich zu touretteartigen Äußerungen veranlasst hat, immer wieder zu bedauern, dass wir nicht den um sieben genommen haben, was wiederum meinen Mann sehr verärgert hat. Aber eine Schwäche muss auch ich haben, oder?

Am Transferschalter, den ich in erster Linie deshalb aufgesucht habe, weil man mir dort Brötchen und Wasser versprochen hatte, waren riesige Schlangen voller aufgeregter Menschen und nachdem ich kläglich angesichts weitaus größerer Probleme der Mitreisenden (die nur noch nichts von den Brötchen wussten!!!) gescheitert bin, hat sich mein weltmännischer Mann ins Getümmel gestürzt und wurde alsbald zum Ansprechpartner von alleinreisenden Frauen mit lila Locken und großen runden Brillen und verstörten Rucksacktouristen. Er verlieh mit entschlossener Stimme dem allgemeinen Unmut Worte und gab die spärlichen Informationen mit ruhiger Stimme an verstörte Mitreisende weiter. Eine Freundin meinte, er wirke wie ein Politiker und wenn etwas stimmt, dann, dass es dem Italiener (und sei er auch nur ein halber) im Blut liegt, dramatische Situation mit dem notwendigen Ernst zu begleiten und auch weniger dramatische zu solchen zu gestalten. Es wird einfach alles mehr Puccini, Rossini, Pavarotti, wenn es in Italien und von Italienern inszeniert wird. Ich hingegen habe inzwischen vier Brötchen (riesige Dinger) und zwei Wasser abgeholt, später noch eine Tüte dazu organisiert, weil ich sie mir – aus Erfahrung klug geworden – einteile und sie mir meine gute Handtasche durchweichen. Und so kann man wieder einmal mit Fug und Recht sagen: Eine Ehe, in der der Mann Italiener ist und die Ehefrage praktische Deutsche ist wahrlich im Himmel geschlossen.
P.S. Mein Italiener hat gerade eine Revolution angezettelt und sich hinter den Boardingschalter gesetzt. Ich hatte damit geliebäugelt, aber hätte ich das getan, wäre ich – wegen falschen Timings – maximal gerüffelt worden. So ist das auch in der Oper: Timing ist einfach alles.

Wie früher, nur anders

Wie jedes Jahr um diese Zeit sind wir beim Skifahren. Und auf einer Zeitreise. In unserer süßen kleinen Pension, in der wir ein Zimmerchen haben, inzwischen das „Masterzimmer“ mit riesigem Bad und als besonderes Extra ein Frühstück nur für uns von der Zimmerwirtin zubereitet. Ich hatte es schon mal erwähnt glaube ich, dass wir uns im ersten Jahr den Schinken-Käse-Teller erarbeitet hatten, indem wir, will heißen mein Mann, den Skischuhbeheizer repariert hat. Seitdem haben wir uns in den munteren Reigen der Stammgäste und ins Herz unserer Wirtin eingearbeitet. Warum wir nicht in ein richtiges Hotel gehen? Weil es ein herrliches Down-to-earth ist, wir uns richtig erholen und der Geruch von Holz, der wie bei der Frau Frey in Berwang ist, einfach herrlich ist. Hier gibts nicht jeden Tag frische Handtücher und Bettwäsche (was es übrigens auch bei mir zuhause nicht gibt, ich oute mich damit mal, auf die Gefahr hin, als Ferkel zu gelten…) und auch keine Minibar. Dafür kaufen wir uns Äpfel und Mannerwaffeln und erzählen uns Geschichten von unseren ersten Skiferien (mein armer Mann hatte natürlich keine, er ist in den Bergen aufgewachsen.)

Mit zum Nettesten zählt außer der Lage, das morgendliche Geplauder mit unserer Pensionswirtin. Sie lebt seit immer hier und hat den Wandel im Ort immer hautnah miterlebt. Sie hat die Münchner kommen und gehen und manche bleiben gesehen, miterlebt, wie sie von den Wohlhabenden inzwischen fast schon zu armen „Würschteln“ im nunmehr internationalen Ranking verkommen sind, muss erleben, wie traditionelle Hütten den Besitzer wechseln und anstatt der weltbesten Kaspressknödelsuppe Hummer und Austern anbieten und dass in den ehemaligen Räumen der besten Metzgerei am Ort zeitweilig Skianzüge für 6000 Euro verkauft, besser gesagt angeboten werden. Sie erzählt von Kindern und Enkeln von Freunden, deren Eltern immer hart gearbeitet haben, damit die Kinder das Haus einmal schuldenfrei übernehmen können, nur um miterleben zu müssen, dass selbige Kinder überhaupt kein Interesse an Haus und Mobiliar haben und es sofort an Araber oder Russen verkaufen. Sie wundert sich über diesen Zeitgeist genauso wie wir. Das ist nicht nur hier so. Eine Freundin berichtete mir neulich resigniert, ihre Tochter und deren Freundinnen kauften T-Shirts für den Einmalgebrauch. Gewaschen würde da nichts mehr. Einmal tragen und wegwerfen. Mich hat fast der Schlag getroffen. Woher kommt das? Weil man noch nie für etwas arbeiten musste? Auch die Eltern es ziemlich komfortabel hatten, Kinder es normal finden, essen zu gehen und jedes Jahr in einem neuen Auto in den Urlaub gefahren zu werden?

Viele der hiesigen Gäste kommen nicht mal zum Skifahren. Sie kaufen sich zwar einen Skianzug (vielleicht sogar wirklich für 5000 Euro), ziehen den aber nur zum Hochfahren gegen elf, halb zwölf an und setzen sich dann auf die Hütte. Vielleicht gab es das früher schon, aber da ist es mir noch nicht so aufgefallen. In so einem gemütlichen Zimmer und mit etwas Einblick in glamouröse Leben kommt man da natürlich ins Grübeln. Was treibt die Menschen dazu? Sind sie alle Alkoholiker, die sich nur von einem Weißwein zum nächsten hangeln? Worum geht es ihnen? Ich glaube, die Bergluft macht mich philosophisch. Ich geh mal lieber Skifahren! Mein weiser Mann klärt mich dann im Lift auf, dass jede Generation sich über die nächste wundert. Schon Platon hätte das gemacht. Bin also wirklich ein Philosoph….

Frohe Weihnachten

Irgendwie hat mich in den letzten Wochen das Leben überholt und ich hatte wenig Gelegenheit, Gedanken – von wo auch immer – zu haben. Ich hatte zwar Gedanken, die waren aber rein planerischer Art. Wenig Reflektierendes, gar Kontemplatives konnte stattfinden. Dabei ist mir klar geworden, was das für ein Luxus ist, sein Leben fast parallel zu seinen Geschehnissen und dem Erlebten zu reflektieren, es einsortieren zu können, abzugleichen mit Erfahrungen und Werten und es so in ein Gesamtkonzept zu integrieren. Ich habe in diesen letzen Wochen alles Mögliche sortiert, aussortiert, einsortiert und integriert. In der Wohnung meiner Mama, in unserer neuen Wohnung in Paris, in meinem Gefühlsleben. Mein Ostheopath meinte gestern, mein Herz sei heiß gelaufen und die Lunge gepresst. So hab ich mich auch gefühlt. Daran war nichts zu ändern. Das sind Phasen im Leben jedes Menschen und auch die müssen er- und gelebt werden. Sie dienen der Weiterentwicklung. Und wenn ich eines aus diesem Jahr gelernt habe, dann das: Nichts ist schrecklicher als die eigenen Gedanken, die Vorstellungen und die Ängste. Alles wird leichter und lässt sich schaffen, wenn man es angeht, anstatt Angst davor zu haben.

Ich danke Euch lieben treuen Lesern, stillen und natürlich besonders den Aktiven, für, tja, eben Eure Treue und Euer nimmermüdes Interesse an meinen Gedanken. Ein paar neue Leser haben wir dazu gewonnen, denn seit mein Prunkschaf nicht mehr die Exklusivität hat, fällt es mir leicht, über die „Gedanken“ zu sprechen. Auch davor habe ich keine Angst mehr. Es kann weniger passieren, wenn das, was seit Jahren über einem gedräut hat, geschehen ist, wenn ein Projekt, das einem seit Jahren wie ein Damoklesschwert über dem Kopf hängt, durchgezogen ist und auch noch schön war. Mir ist natürlich vollkommen klar, dass es Menschen gibt, die all das nicht verstehen, sagen, „so what? That’s life“, aber die hätten vielleicht auch keinen Blog, in dem sie sich über Dieses und Jenes Gedanken machen. Kurzum: ich bin mehr als in jedem anderen Jahr dankbar für all das, was ich erleben durfte und vor allem für die Menschen in meinem Leben, die mir unermüdlich – jeder auf seine Art – beigestanden haben. Es klingt wie eine Oscar-Rede und ja, für mich war dieses Jahr ein riesiges Projekt und ganz nebenbei war ich selbst das Projekt.

Ich wünsche Euch von Herzen Frohe Weihnachten und wunderbare kuschelige Feiertage mit all Euren Lieben und ich verspreche Euch im Neuen Jahr viele Geschichten über großohrige alte Sizilianer, Fischhändler und vor allem meinen schon jetzt sehr lieb gewonnenen „Luigi“. Seid gespannt. Buon Natale, joyeux Noel!

Hurra! Basalganglien überlistet!

Es soll ja Menschen geben, die großes Vergnügen und Befriedigung daran finden, ihre Wohnung andauernd neu zu gestalten, neu einzurichten oder zu verändern. Dass ich nicht zu ihnen zähle, weiß ich nicht erst seit gestern. Ich bin bequem und schätze die Beständigkeit. Damit verhalte ich mich genau so wie die Natur es vorgesehen hat. Unser Gehirn – wir sprachen schon einige Male darüber – schätzt die Beständigkeit und Routine und trachtet nach ihr. Alles soll möglichst schnell zum Standardprozess werden und vereinfacht werden, damit man möglichst wenig Energie damit vergeudet. Über Routine muss man nicht nachdenken, sie läuft energiesparend mit und es bleibt deutlich mehr Zeit für die Imponderabilien des Lebens wie Säbelzahntigerangriffe, die sich ja selten ankündigen, abzuwehren oder sich eine neue Wintergarderobe zuzulegen. So weit, so gut.

Wohnungen und ihre Einrichtungen, außer man lebt auf einem Schloss und hat ein Heer an guten Seelen um sich herum, tendieren dazu, in die Jahre zu kommen und damit auch nicht schöner. So war es mit meiner Wohnung. Seit vielen vielen Jahren lag sie mir wie ein Fels auf der Seele. War sie vor achtzehn Jahren ein triumphaler Befreiungsschlag und der innenarchitektonische Antagonist zum mütterlichen Elternhaus, hatte sie auch doch viele, viele Provisorien, die ich plante, möglichst schnell durch ausgetüftelte Lösungen auszutauschen. Aber oh weh, ich hatte auch hier die Rechnung ohne meinen perfekt energiesparenden Körper und Geist gemacht. Bemalte Nachtkästchen blieben ebenso erhalten wie eine sentimental aus dem Speicher entliehene bemalte Holztruhe. Dadurch, dass wir nicht oft und auch nicht lange vor Ort waren, ließ sich damit – zwar mit einem Grummeln – leben. Aber es war immer da. Dieses „ich müsste mal, ich sollte dringend“. Und die Angst davor. Denn Angst droht – stellt man sich ihr nicht entgegen – aufs Gemeinste ihre Macht auszudehnen, zu chronifizieren.

Warum es dann so weit war, kann ich heute gar nicht mehr genau sagen. Es begann damit, dass ich älter wurde und auf die Schnelle ein Gemeinschaftsgeschenk aus dem Hut zaubern musste, wollte ich nicht mit reichlich Schals oder Coffeetable-Books beschenkt werden. Ich habe mich ohne groß darüber nachzudenken, für einen Tisch entschieden, den ich bei Freunden gesehen hatte und der von einem Schreiner gefertigt wurde. Im Hinterkopf war mir klar: dieser Tisch zieht einen Rattenschwanz nach sich. Und zum Glück hat er das. Und so kann ich heute wahnsinnig stolz von meiner neuen Couch inmitten einer Baustelle berichten: Ich habe meine Baselganglien und meine Dämonen gestellt und – wie es aussieht – besiegt. Denn was für andere etwas Normales, Nettes, Alltägliches ist, bedeutet für mich etwas anderes, Größeres. Die Aufgabe von Sicherheit und das Hineinhüpfen in etwas Neues. Das übrigens keineswegs schlechter, nein eher viel besser und passender ist. Ich bin stolz auf mich. Und ich freue mich.

Gut geplant…

Spontan, beinahe überstürzt bin ich heute zu einem Spätsommerbesuch nach Rom aufgebrochen. Und dabei ist mir einmal mehr aufgefallen, dass man immer, aber wirklich immer aufpassen muss wie ein „Haftlmacher“. Landläufig gelte ich als gut organisierter und vorausschauender Mensch, nur wenn mich etwas wirklich am Herzen packt, denke ich keine Sekunde nach und sage zu oder mache es. Meistens geht es dann auch richtig gut. Besser als alles, was ich mir zurechtgeplant oder gedacht hatte. Ist wohl bei den meisten Menschen so. Dieser Besuch in Rom passte an sich nicht wirklich rein, war ein Herzenswunsch und musste sein und so habe ich mich am Sonntag beim Familienessen kurz absentiert und alles gebucht. Gewundert hatte ich mich schon da, dass alles so unverhältnismäßig teuer ist und schon so ausgebucht. So auch der Parkplatz (es ist das doofe lange Wochenende!!! Wer denkt denn an sowas???!!!). Dass meine Langzeitparkerplätze umgebaut werden, wusste ich noch nicht, aber das wäre mir auch piepegal gewesen, denn seit die Zubringerbusse dort nur noch fahren, wann sie Lust dazu haben und man schon mal ein Taxi herbeiwinken muss, was die Mischkalkulation empfindlich aus dem Gleichgewicht bringt, haben die mich als Stammkunden so was von verloren! Dafür hab ich – leider schon nach dem Genuss köstlichen Roséchampagners und wunderbaren Rieslings – ein Parkhaus gebucht, das mit großer Terminalnähe geprotzt hat und über das ich mir keine weiteren Gedanken gemacht habe. Warum auch? Ist ein Parkhaus, keine Handtasche. Ja, von wegen! Dann habe ich mich – und das ist eine kleine Schwäche von mir – nicht mehr mit dem Thema befasst. Denn ich denke mir dann meist, jetzt hast Du alles gut geplant, kannst es weglegen und dann wird schon alles passen und gut gehen.

Bis kurz vor dem Flughafen war auch noch alles gut, ich habe mit meiner Mutter telefoniert und dann begann das Drama (das kann ja auch mal in anderer Reihenfolge sein, wie alle, die Mütter haben, wissen). Jedenfalls: Dieses Parkhaus gibt es nicht! Zumindest nicht dort, wo alle ordentlichen Parkhäuser sind. Es war noch ganz früh und ich wollte meinen Mann nicht anrufen und im Übrigen könnte ich das ja auch nicht, wenn ich gar keinen hätte. Habe ich aber zum Glück und deshalb hab ich ihn dann doch angerufen, weil zum ersten Mal keine Polizei zum Fragen da war (ich liebe es, Polizisten zu fragen, das ist eine ganz ähnliche Motivation wie vor über 35 Jahren (sic!), als ich mit meinem Opa in Kenia einen Haifisch bestellt hatte, weil ich die Vorstellung beruhigend fand, diejenige zu sein, die ihn zuerst isst und nicht umgekehrt. Man muss dazu sagen, dass ich mich sogar in einem Pool vor Schatten unter mir fürchten kann!). Unter Mühen haben wir es dann gefunden, vor allem, weil mein Mann erstaunlicherweise mit meiner Standortbeschreibung „rechts sind Flugzeuge hinter einem Zaun“ nichts anfangen konnte. Aber wenn er die Antwort nicht verträgt, darf er – so finde ich – auch nicht fragen, was ich sehe. Egal, unter größten gemeinsamen Anstrengungen haben wir es dann gefunden. Es ist ein scheußliches Parkhaus mit Gitterboden und sehr verwirrend. Dafür offenbar das Parkhaus der Wahl von allen Profis. Bin in ca. 20 Stewardessen reingerannt als ich kopflos versucht habe, mich zurecht zu finden. Schon beim letzten Mal hab ich so ein verlassenes Gebäude am äußersten Eck des Flughafens gefunden.

Über eine Luftbrücke oder so ähnlich kam man zur S-Bahn!!!! Und dann muss man auch noch aufpassen, dass man nicht in die Stadt fährt. Dafür habe ich entzückt festgestellt, dass man mit der S-Bahn aus der Stadt eins A direkt vor Terminal 2 fahren kann. Also da gibt es ja wahrlich gar keinen Grund mehr, ein Taxi zu nehmen. Würde ich ja niemals machen! Ich habe natürlich ab dann alles wunderbar gefunden und bin mir sicher, dass P81 das neue P41 werden wird und ähnlich wie die von mir entdeckte und weitermissionierte Diktierfunktion am Handy künftig in aller Munde und aller Gebrauch sein wird. Bin sehr stolz, dass ich meinen Horizont so dermaßen erweitert habe und als ich dann meinen Mann auch noch dabei erwischt habe, dass er meinte, ich hätte bestimmt einen Sitzplatz hinten bekommen und bräuchte ewig zum aussteigen (er war noch nicht am Flughafen, hihihi), war ich sehr von mir und meinen globetrotterischen Planungsfähigkeiten überzeugt. Ich werde diese Aufregungen nun bei etwas feiern, von dem ich wirklich was verstehe: einer Pasta und einem Glas Wein in der Stadt! Die ist noch da, wo sie hingehört und wenn man sich mit der Vespa verfährt, ist das überhaupt kein Drama. Denn….alle Wege führen nach Rom!

Liebe ohne Leiden

Ein fulminantes Ende, sozusagen einen Paukenschlag haben unsere Ferien in Berlin gefunden. Wir waren zu einem Konzert des mir bis dato vollkommen unbekannten Schlagerbarden Dieter Thomas Kuhn. Die singende Föhnwelle wird er wenig charmant genannt, aber er macht beidem – dem Singen und der Föhnwelle – alle Ehre. Was dieses Konzert allerdings so gänzlich einzigartig gemacht hat, waren die Zuschauer, die sich hingerissen und voller Vorfreude verkleidet, vorbereitet und einfach nur wahnsinnig gefreut haben. Flower Power vom Feinsten, bunte Farben und ganz viel Peace haben an diesem Abend die Berliner Waldbühne dominiert. Schwer vorstellbar, dass nur wenige Tage zuvor das Grauen in Barcelona in einer ebenso lebensfreudigen Atmosphäre Einzug gehalten hat. Es hat zwar keiner darüber gesprochen, aber ich denke schon, dass außer mir noch der ein oder andere sich gedacht hat, das wäre jetzt wirklich ein prima Ort, um Entsetzliches anzurichten. Schlimm eigentlich, dass einem diese Gedanken auch und gerade in fröhlichen unbeschwerten Momenten kommen.

Aber das ist eben der Terror. Der Schrecken. Die Angst und der Schrecken, den diese missgünstigen bösartigen Menschen weltweit verbreiten möchten. Weil sie selbst nichts Schönes empfinden können und wollen. Weil sie zu wenig auf solchen Veranstaltungen waren, zu selten die bunten Drachen über dem Meer gesehen haben, zu wenig gegrillte Fische gegessen haben und zu wenig angelacht worden sind. Ich kann es mir nicht anders erklären, dass man sonst so wird. Bei den allerwenigsten spielen inzwischen politische Motive eine Rolle. Sie Miesepeter zu nennen wäre ein Euphemismus. Aber auch schon Miesepeter. Wieso ist man so? Ist die Gabe, Schönes zu empfinden wirklich eine Gabe? Ein Geschenk? Oder kann man sie erlernen wie das Geige spielen? Sie trainieren wie das Gedächtnis? Steh mit einem Lächeln auf und der Tag wird schön – lautet eine alte Weisheit. Aber reicht das wirklich schon aus? Es gibt ja in der Tat Schicksalsschläge, Krankheiten – ob physisch oder psychisch -, die eben das erschweren. Aber sie werden, wie meine Mutter sagt, dadurch nicht besser, dass man andere mit rein zieht und ihnen auch das Leben schwer macht. Mögen einen die Leute dann lieber und sind sie lieber bei ihnen?

Ich kann schon ein rechter Gwaltnickl sein, sagt man mir nach, aber in meinen schlimmsten Momenten ziehe ich mich zurück. Und etwas, das ich irgendwo gelesen habe oder hat es mir gar die kluge Mare gesagt, hat mich in seiner Einfachheit schon durch den ein oder anderen düsteren Moment gebracht: für jedes weniger schöne Erlebnis soll man sich selbst drei schöne bereiten. Und weil das manchmal leichter gesagt als getan ist, bin ich schon essen gegangen – mitten unterm Tag und alleine – und habe dann eben die Pasta als ein Gutes, das Glas Wein als das zweite Gute und den Espresso als das dritte Gute vermerkt. Und irgendwann konnte und musste ich weder die weniger guten noch die besonders guten Erlebnisse mehr besonders zählen und bin unversehens durch diese blöde oder schlimme Zeit geglitten. Das klappt natürlich nicht immer und manchmal ist einfach alles großer Mist, aber es kann sehr helfen. Man wird dadurch kein besserer Mensch, aber sicher auch kein Terrorist. Oder Miesepeter.

Sizilien

Wir sind auf Sizilien und wer in Deutschland meint, Wetterkapriolen zu erleben, soll bitteschön einfach mal kurz hier vorbeischauen oder besser gesagt flattern – es stürmt ununterbrochen. Ich verbringe ein gerüttelt Maß an Zeit auf dem Zimmer, weil es draußen einfach viel zu kalt ist. Leider habe ich mich auch diesmal – wie so oft – von der Wettervorhersage täuschen lassen und Ende Juli in Italien nur eine Hose und einen Pulli eingepackt. Von den Schlafsachen möchte ich an dieser Stelle gar nicht sprechen, außer, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben mit der einzigen Strickjacke geschlafen habe, die ich schnell noch in den Koffer geworfen habe. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich sie nur kurz zum Duschen ausgezogen habe und dann sofort wieder über mein längstes Sommer-Flatterkleid gewurschtelt habe….anders wäre das Frühstück nicht zu überstehen gewesen! Die Menschen hier nehmen es mit Gelassenheit, was verständlich ist, sie haben ja ihre Wintergarderobe auch irgendwo im Schrank. Außerdem sind sie nicht im Urlaub und müssen sich zusätzlich mit anderen Dingen rumschlagen.

Eigentlich müssen alle Menschen überall und immer irgendwelche Ereignisse oder Probleme, je nachdem, wie man sie betrachtet und bewertet, bewältigen. Das ist es, was man Leben nennt, sagen die Klugen. Dann ist es gut, wenn man Austausch hat oder einen Platz, an den man gehen kann (mit einer warmen Jacke halt…). Hier im westlichen Teil Siziliens, genauer gesagt in Marsala ist das ganz eindeutig der Marktplatz, ach, was sag ich – die gesamte Innenstadt. Allerorten sitzen dort vorwiegend ältere Herren beisammen, diskutieren, plaudern, berichten sich von ihren Sorgen mit Ehefrauen, Kindern oder Enkelkindern, besprechen die aktuelle Weltlage, kommen überein, dass es letztlich ganz einfach wäre, würde man nur vorausblickende, kluge und erfahrene Männer wie sie selbst es sind, machen lassen und ereifern sich über die taktischen und strategischen Fehler im letzten Fußballspiel. Ab und an ergreift sie ein Thema so sehr, dass sie aufspringen von ihren Plastikstühlen oder den warmen Steinstufen des Rathauses und einander am Ellbogen fassen, um ihrer Rede Nachdruck zu verleihen. Sie laufen dann ein wenig auf und ab, setzen sich schließlich meist zu einem derjenigen, der das nervöse Auf- und Abwandern permanent aus bequemer Position, jedoch nicht minder gestenreich mit klugen Einlassungen begleitet hat.

Manchmal stößt eine der Gemahlinnen mit geschäftigem oder mildem Gesichtsausdruck dazu, hinterlässt eine Nachricht, regelt kurz das etwas verworrene oder gestrandete Gespräch, löst eventuell noch bestehende Probleme auf und verlässt dann mit kurzem Kopfschütteln und zufrieden-energischem Blick die Szenerie. Ihr Einkaufswagelchen holpert munter hinterher. Zu vermuten ist, dass sie den Gatten an seine einzige Aufgabe des Tages erinnert hat, zum Beispiel das Enkele vom Turnen abzuholen, weil die Tochter Anna-Maria doch heute ein Vorstellungsgespräch hat und sie ihren Mann nun seit 50 Jahren kennt und weiß, dass er sich recht schnell von Gespräch und Emotionen davontragen lässt und dann über den Problemen der Welt Frau und Familie zu vergessen neigt. Sie tut das nicht böse, sondern selbstverständlich, denn sie weiß, dass diese Treffen und Gespräche den unschätzbaren Vorteil haben, dass er weder seinen Beruf und den Austausch mit Kollegen vermisst, ausgeglichen zurück nach Hause kommt und sie selbst nur noch das Konzentrat all der ausführlich besprochenen Überlegungen zu hören bekommt. Der ungewöhnlich starke Wind ist übrigens ein prima Gesprächsbeginn. Nur für den Fall, dass Sie mal hier sein sollten…

Flughafenvögel

Nun sitze ich mal wieder an einem Flughafen und glücklicherweise auch noch in meiner absoluten Lieblingslounge, der von Turkish Airlines in Istanbul. Sie ist einfach wundervoll und ich rate figurbewussten Menschen ebenso wie von einer Kreuzfahrt unbedingt davon ab, sie zu betreten. Es gibt dort das wundervollste Essen, das man sich – nicht aus den Augen verlierend, dass es sich um eine Lounge handelt – nur vorstellen kann. Während ich hier sitze und mein Mann mit Menschen mit absurden Flugetappen plaudert (wer würde von Helsinki über Istanbul nach Houston fliegen wollen?), beobachte ich die kleinen Vögel, die hier emsig und selbstverständlich herumflattern. Es gibt größere Grünpflanzen, mehr Krümel, als man in einem Vogelleben verspeisen kann und – und das ist das Erstaunliche – riesige Fensterfronten rundherum. Davor sind bequeme Stahlstangen, auf den die Piepmätze souverän ansegeln und landen. Keiner von ihnen kommt auf die Idee, gegen die Scheibe zu fliegen. Sie leben in ihrer Welt, in der sie alles Notwendige haben und akzeptieren, dass sie nicht durch die Scheibe nach draußen können.

Liegt darin die Chance auf Glück? In dem Umfeld, in das man hineingeraten oder hineingeboren ist, glücklich zu sein? Nicht nach draußen zu wollen? Nicht wenigstens die Möglichkeit zu ersehnen, nach draußen zu gehen und dann zu entscheiden, dass es drinnen doch besser ist? Ich habe mich das auch am Freitagabend gefragt, als wir nach unserer Ankunft in Istanbul ganz wunderbar beim Essen waren. In einem Restaurant über der Stadt mit Blick auf den Bosphorus. Es ist ein eher europäisches Lokal und wird – vielleicht auch deshalb – gerne von den „Reichen und Schönen“ besucht. Vor uns an einem Tisch saßen zwei sehr, sehr junge Frauen und ein vielleicht siebenjähriges Kind. Es lag in eine Decke gewickelt auf einem Stuhl und war dem Wahnsinn näher als allem anderen. Vor lauter Langeweile. Die beiden jungen Frauen, von denen meiner Meinung nach keine unter irgendwelchen Umständen die Mutter gewesen sein könnte, schauten auf ihre Telefone und das Kind war kurz vorm Durchdrehen.

Mir fallen solche Kinder immer häufiger auf. Diese sogenannten Wohlstandsverwahrlosten. Die in totalem Luxus aufwachsen, in Baby Dior, Gucci, Burberry etc. gekleidet sind, in Restaurants, sobald sie sprechen können, ihren Wagyū-Burger Medium Rare, vielen Dank, thanks a lot und dazu dezidiert eine Cola Light bestellen. Sie sind Kinder von Welt und wenn sie sich nicht allzu dumm anstellen, werden sie diese Welt auch niemals verlassen müssen. Auch sie scheinen von den Kindern, die in Biergärten auf dem Klettergerüst rumtoben, so weit entfernt wie die Flughafenvögel von ihren wilden Artgenossen, die sich jeden Tag um ihr Futter bemühen müssen, gegen Katzen, Möwen und andere Feinde zu kämpfen haben und schlechte Luft atmen müssen. Was also ist besser? Auf der Maslowschen Bedürfnispyramide (ich liebe sie, das weiß jeder im Blog) rangieren sie sicherlich viel weiter unten. Sie müssen noch ihr Überleben sichern und dann ihre Sicherheit. Die Flughafenvögel und Luxusrestaurantkinder könnten schon viel höher einsteigen, bei der Selbstverwirklichung zum Beispiel. Weil sie aber nie gelernt haben, wie es ist, einen Wurm selbst aus der Erde zu ziehen, müssen sie gerade bei dieser schwersten aller Disziplinen beginnen. Und fliegen vielleicht dann doch ihr ganzes Leben lang gegen Scheiben.

Flughafenhotels (und ihre Folgen)

Mehr oder weniger durch Zufall bin ich letzte Woche in einen der letzten romantischen und mythenumwitterten Orte unserer Reisewelt vorgedrungen: Das Flughafenhotel. In einem Flughafenhotel geschieht bestimmt wesentlich mehr Romantisches, Verruchtes und auch Tragisches als im luxuriösesten Hotel in Paris. Superhipp, supergroß und superanonym hat so ein Flughafenhotel die allerbesten Voraussetzungen für Affären, Stop-over oder gar windige Geschäfte. Ich muss zugeben, dass meine Phantasie sofort mit mir durchgeht, wenn ich so einen Ort sehe. Bestimmt stecken ganz viele Geschichten in den einzelnen Zimmern. Wie eigentlich in allem, was einem so im täglichen Leben begegnet. Meine Mutter, ein listiges erfahrenes Weideschaf, das schon fast alles gesehen und gehört hat, erzählt mir immer, wenn ich im Römischen Verkehr bleich vor Zorn werde, weil einer mich mit dem Smart auf’s Übelste abdrängt, Geschichten über die unverschämten Fahrer.

War es ein Mann, so erzählte sie mir beispielsweise Folgendes: Weißt Du, Du hast ihn die ganze Zeit an seine Frau erinnert, mit der er meinte, total glücklich zu sein, für die er gearbeitet hat und die er geliebt hat. Bis zu dem Tag, als er herausfand, dass sie ihn mit seinem Chef betrügt. Oder wenn der Fahrer ganz besonders frech und dreist war, mich gar geschnitten hat, konnte die Geschichte auch so sein: Gerade heute Morgen hat dieser arme Mann seinen Job verloren, seine Frau hat ihn darauf hin verlassen und jetzt ist er auf dem Weg vom Büro nach Hause, in dem es sich gerade sein junger, dynamischer Nachfolger bequem macht. Wie konnte ich da noch ärgerlich sein? Manchmal wäre ich den Leuten am liebsten nachgefahren, um sie zu trösten. Reframing nennt man diese brillante Technik, bei der es letztlich um nichts anderes geht, als eine Tatsache oder ein Ereignis aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, ihm eine andere Bedeutung zu geben. Oder einfach die ganze Geschichte zu erfahren.

Ich denk mir das manchmal auch bei mir selbst, wenn ich etwas drumselig vor mich hinschaue, weil ich mir Sorgen mache oder mit meinen Gedanken meilenweit entfernt bin. Woher sollen die anderen das wissen? Wenn sie wüssten, was mich gerade bewegt, würden sie es sicherlich besser verstehen. Sind dafür vielleicht sogar die Höflichkeits- und Gesellschaftsregeln erfunden worden? Damit das Zusammensein trotz unterschiedlichster Erfahrungen und Charaktere und Temperamente dennoch funktioniert, weil diese eben auf Situationen und Funktionen abgestimmt sind und nicht nur auf das Einzelwesen? Dann wird das gesellschaftliche Zusammenleben vermutlich künftig eher schwieriger als leichter, weil so wenige Menschen es heute noch Face-to-Face trainieren. Vor dem Computer ist es fast egal, wie man sich benimmt, zumindest auf vielen Gebieten. Und wirklich raus gehen muss man auch nicht mehr. Da ist es doch gut, dass es so zentrale Begegnungsstätten wie dieses Flughafenhotel gibt. Da treffen noch echte Menschen aufeinander und vielleicht hält einem am nächsten Morgen einer von diesen unerwartet die Türe auf, weil er ein ganz wunderbares Erlebnis in ebendiesem hatte. Oder ein Mann rüpelt einen an der Kreuzung an. Kann natürlich auch sein…

Als Gast zuhause

In einer Welt voller Abenteuer, Perspektivenwechsel und ständig neuer Impressionen gibt es wohl kaum etwas Aufregenderes als Gast in der eigenen Stadt zu sein. Weg von Waschmaschinen, Pförtnern und der Überlegung, ob man zweimal hintereinander Fisch essen kann oder sollte, fällt es leicht, sich auf die Schönheiten der Stadt einzulassen und all die lieben Gäste zu verstehen, die einen Jahr für Jahr besuchen kommen und die meistens entzückt sind. So schön ist Rom also! Nun genieße ich dieses Wunder an Stadt schon immer sehr bewusst, wohl auch, weil ich nicht gezwungen bin, dort Post- oder andere Ämter aufzusuchen, aber gänzlich befreit von Verpflichtungen auf einer Ape durch die Stadt zu brausen – sozusagen mit einem Rad mehr als auf der gewohnten Vespa – das hat schon was. Und wenn wir nicht so ein reizendes Gastgeschenk bekommen hätten und ich nicht nur mit Handgepäck reisen würde und das Geschenk zu hause deponieren hätte wollen, wäre sicherlich auch Massimo (und mir) ein Trauma erspart geblieben.

Gestern nämlich war die Versuchung doch zu groß und ich bin mit Michele, einem weisen und sehr einsichtigen Taxifahrer, nach Hause gefahren. Und weil ich schon mal da war, habe ich auch die Terrasse inspiziert. Alls in Ordnung bis auf einen großen Kirschlorbeer. Wusst ich’s doch. Hatte davon geträumt und es war wie immer in Bezug auf die Terrasse richtig. Meine Pflanzen haben nach mir gerufen. Da mag man drüber lachen, aber es ist eben so. Besagter Kirschlorbeer war also kurz vor dem Sterben und da Massimo nicht wusste, dass ich vorbeischaue, weil ich das auch nicht wusste, war er entsetzt und hat ab nun Verfolgungswahn. Aber ganz ehrlich: die Pflanzen brauchen Fürsorge, ob ich nun in einer Woche angekündigt bin oder nicht. Das ist seine Aufgabe und ich ärgere mich fürchterlich, wenn er sie nicht macht. So habe ich zwar wieder ein Stück Alltag hereingeholt, aber im schlimmsten Fall den Tod einer langjährigen Begleiterin verhindert. Nachdem dies erledigt war, Michele sich der Menschenrechtsorganisation meines Mannes anschließen wird, weil er überzeugt ist, dass ich seiner Frau auf’s Haar ähnle bevor er nachmittags Massimo zur Hand geht (auch das hatte er live erlebt), konnte ich mich ganz beruhigt wieder den Schönheiten der Stadt widmen.

Und weil ich völlig entfesselt war, bin ich nachmittags zum Parucchiere Dino gegangen und habe in Raffaela eine wahre Meisterin ihres Fachs gefunden. Sie teilte mir stolz mit, sie mache den Job jetzt schon seit 35 Jahren, hätte ja schon mit 11 Jahren angefangen und sei nun immerhin schon 43. Sie gab mir ausgesprochen streng einen Ratschlag mit auf den Weg, der mir nach beinahe zwanzig Jahren in der Ewigen Stadt so Manches in Bezug auf italienische Frauen erklärt hat: Non pettinare!!!! Nicht bürsten. Auf meine Frage, ob auch nicht am nächsten Morgen hatte sie nur ein Wort: NO! Eigentlich waren es zwei, aber es fühlte sich wie eines an: Certamente NO! Und so kann ich schließen mit der Bestätigung des alten Sprichwortes: Reisen bildet. Und wer sich Sorgen macht, ob mein Haar aussieht wie ein Vogelnest: Mitnichten. Und falls es doch so wäre – ich fliege gleich nach Paris und da hat man das so.