Heute so, morgen wieder ganz anders, das kann bei versprochenen täglichen (sic!) Blogeinträgen schon passieren. Tagebuchcharakter eben. Und wer ist schon immer gleich? Welcher Tag gleicht dem anderen? Mal geht’s um die Beschwerdenotwendigkeit, dann werden die Freuden der Meditation gepriesen und heute reden wir mal über den berechtigten Ärger mit der Schlaflosigkeit.
Damit hängt nämlich so Manches zusammen. Nicht umsonst beschrieben Schriftsteller um die vorletzte Jahrhundertwende (da kamen sie durch die Buchdruckkunst erst richtig groß raus, denn ab da hat man sich auch über scheinbar Belangloses schreiben trauen, mit dem Internet sind glücklicherweise dann Albernheiten wie dieser Blog möglich geworden), einen zufriedenen Menschen als einen mit gutem Schlaf und guter Verdauung. Hartleibig war die blumige Umschreibung für – nun, man kann es sich denken. Es hängt beim nicht perfekten Menschen eben viel von den einfachsten Körperfunktionen ab.
Umso erstaunlicher ist es, wie der Begriff der Ataraxie, der heiteren Gelassenheit Einlass in die westliche Welt gefunden hat. Die Unabhängigkeit von Impulsen und Leidenschaften, positiv oder negativ wird da gepriesen als Ideal des menschlichen Daseins. Bitte, so hab ich das immer verstanden, aber inzwischen dürfte jedem (halbwegs regelmäßigem) Leser klar sein, dass ich weit von einem umfassend philosophisch gebildeten Menschen entfernt bin. Mein Leben wird immer noch durch ein fröhliches, impulsgebundenes Auf und Ab bestimmt. Kann ich genug schlafen, sieht die Welt rosig aus, wache ich zu früh auf und es sind bis dahin erst vier, fünf Stunden gewesen, ist alles, was vorher farbig war, grau und trist. Vielleicht wird’s mit dem Alter besser? Das Alter (welches eigentlich) wedelt mit der Hoffnung auf Klug- und Weisheit. Wenn man nur lange genug gelebt hat, hat man fast alles schon einmal gesehen, überlebt, gelöst. Und kann es mit dementsprechender Gelassenheit hinnehmen. In Bezug auf den ersten Liebeskummer, der tödlich schien, mag das stimmen. Dieses Wunder, dass man obwohl der Stefan jetzt lieber mit der Andra geht als mit einem selbst, noch lebt, gibt es. Und auch bei anderen traumatisierenden Ereignissen (Stimme weg beim Vortrag, falsche Zahlen in einer wichtigen Präsentation, Essen total versalzen wenn der Chef kommt) weiß man, das geht vorbei, die Erde dreht sich weiter, am nächsten Tag kräht kaum ein Hahn mehr danach. Es gibt aber auch die Menschen, die von Haus aus eher apathisch auf jegliche Ereignisse reagieren. Die sind dann gleichgültig gegenüber allen positiven oder negativen Ereignissen in ihrem Leben. Sie werten sie einfach nicht und nehmen sie hin. Vielleicht wie Hirsche auf der Lichtung? Oder die Frösche im Teich? Momentan sind meine Impulse noch zu dominant. Denn jetzt, ich muss es zugeben, wartet ein Apple Crumble im Ofen auf mich und das DFB-Finale mit seinen Kollateralfolgen in Form von Männerkommentaren hemmen meinen Gedankenfluss. Da bin ich noch nicht atarax genug. Aber ich bleib dran.