Gestern sind sieben Mädels voller bester Vorsätze losgezogen, um auf der Wiesn Spaß zu haben. Hat alles gut mit Champagner angefangen. Kettenkarussell gefahren, in Zelte rein gekommen, Tisch gefunden. Und im jährlichen Wiesnausflug der bayerischen Polizei gelandet. Ich bin schon kritisch geworden, als vor den Bänken viele, viele uniformierte Polizisten standen. Nun ist der Anblick auf dem Oktoberfest beileibe nichts Besonderes. Auf Nachfrage hieß es, nein, nein, kein Einsatz, kein besonders gefährliches Zelt, Polizeiausgang. Aber da hatten wir uns schon hingesetzt.
Und so habe ich – weil am Rand – den Abend abwechselnd mit sehr paarungswilligen Drogenfahndern, erzählfreudigen und knochenmarkspendenden Zivilfahndern und abgebrühten Herren von der Sitte verbracht. Keiner durfte so recht über das sprechen, was er tut, man selbst wollte sich nicht durch vorwitziges Tatort-Wissen blamieren und so waren die normalen Smalltalk-Themen wie nichts ausradiert und es konnte gleich ins Zwischenmenschliche gehen. Hmpf. Nein, nein, es war alles gesittet und nett, nur eben ist ein Mensch wie jetzt zum Beispiel ich, ein wenig gehemmt, wenn er der Staatsmacht so nahe kommt. Das war ich noch nie und möchte es eigentlich auch gar nicht und wenn ich mir jetzt noch überlege, wer mein Leben und Wohl schützt und was für dünne Ärmchen die teilweise hatten, also ich weiß nicht.
Meine Vorstellung von Polizisten war bislang eher kindlich-romantisch. Und wo andere Berufsgruppen, wie zum Beispiel Ärzte weit nach hinten gefallen sind und auf dem Niveau von Steuerberatern und Automechanikern (Ausnahme ist mein Auspuffprofi in Rom, ich hatte berichtet) dümpeln, bei denen man wirklich froh sein muss, wenn man einen Guten erwischt, so war die Polizei eher ein stehender Schutz- und Helferbegriff, der immer ernst schaut und nie lustig ist. Von wegen. Es war, um auf das Thema zurückzukommen, eine Parallelwelt in der Parallelwelt.
Es ist sicher sehr erbaulich in ein Nest von lauter schönen muskelbepackten Sixpackträgern zu geraten! Ich stelle mir das ganz toll vor. Mir ist Ausgangs der 80er Jahre im !Sauerland ähnliches passiert, nur waren das bleiche, schlaffe, ideologisch völlig fehlgeleitete Gewerkschaftler. Die hat fast der Schlag getroffen, als sie hörten, dass ich mit Pferd da bin. Sofort war ich der Ausbeuter, der Menschenschinder.
Bis die kapiert hatten, dass ich auch Arbeitsplätze schaffe, war ich sturzbetrunken. Also, lieber Polizei auf der Wiesn als Gewerkschaft im Sauerland! Übrigens, völlig uninteressant zum Reiten. Steiniger Waldboden. Wer mag denn sowas.