Markttag

Seit heute weiß ich, wo ich hin muss, sollte ich mal etwas ganz arg Ausgefallenes brauchen oder mögen. Auch Lebensmittel, deren Namen in noch nie gehört hatte oder gar nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt, könnte ich jetzt kaufen. Das ist beruhigend. Ich habe heute nämlich eine Tour durch drei Lebensmittelmärkte in Rom gemacht. Es musste vormittags sein, ab halb zwei, zwei haben sie geschlossen. Zuerst war ich auf dem Markt, der leider nicht mehr auf dem großen Platz Vittorio Emanuele ist, sondern in eine Halle verlegt wurde. Als ich das erste Mal in Rom war, vor fast zwanzig Jahren, bin ich mehr durch Zufall als geplant auf diesen Freiluftmarkt geraten und hab mich sofort verliebt. Wie herrlich müsste es sein, seine Tomaten ganz selbstverständlich dort einzukaufen, dachte ich mir. Es gab alles Essbare, das man sich in Italien vorstellen konnte. Heute hat sozusagen Asien übernommen und auf italienisch ist schwer durchzukommen. Auch die Tiere, die angeboten werden, entsprechen nicht ausschließlich der italienischen Küche. Die Preise sind erstaunlich günstig und manche Fische zum Fürchten groß. Riechen tut es auch ungewohnt und anders.
Bei einem zweiten Markt hat sich auch sehr viel getan, aber in eine schlimme Richtung: in diesem Markt ist nur noch die Hälfte aller Stände besetzt. Er liegt mitten in der Stadt und die Menschen, die sich dort eine Wohnung leisten können, gehen entweder essen oder nach Büroschluss in den Supermarkt. Die älteren Damen, die noch dort gekauft haben, weil sie eine Wohnung ohne Heizung in einem der großen alten Palazzi hatten, werden das auch nicht mehr lange tun.
Der dritte Markt, der, der am schlimmsten aussieht, weil nur ein Wellblechdach über ihm spannt, ist der typischste und römischste. Dort fliegen genau die netten Scherze hin und her, die Leute sich sagen, wenn sie sich jeden Tag sehen. Kundinnen sind immer „Belle“, „Bionde“ oder „Amore“ und Händler werden zunächst angeruffelt und dann doch noch angelächelt. Schade, dass es in Deutschland keine solchen Märkte gibt, aber ein Hygienekontrolleur würde alle zwei Zentimeter in Ohnmacht fallen und ganz sicher alle Stände schließen und versiegeln. Ich hab dann doch nichts sehr Aufregendes gekauft, sondern eine Pizza bianca mit Mortadella. Wer hätte so einen Riesenfisch auch essen sollen?

2 thoughts on “Markttag

  1. Ich bin ein wirklich sehr bescheidener Mensch, auch wenn diese Feststellng jetzt Lachsalven auslöst, trotzdem, denn es genügt mir, die beste Köchin zwischen Nordsee und Afrika zu haben! Ich muss mich nie um irgendwelche Märkte sorgen oder gar solche suchen, nein. Ich werde entweder hingebracht, oder die dort erstandenen Köstlichkeiten werden mir sozusagen auf dem silbernen Tablett serviert! Was will man mehr! Bin sehr zufrieden mit dieser Lösung, denn es gibt manchmal Sachen, die ich noch nie gehört oder gar probiert habe und bis jetzt waren sie immer bestens, hervorragend, einfach sehr gut. In unserer kleinen spießigen Stadt erschrecken die Kunden auf dem Stadtmarkt ja schon, wenn die Gurken eine außergewöhliche Krümmung oder Farbe haben. Also da würde jemand mit irgendwelchen Exoten nur ungläubiges Staunen, wenn nicht sogar Entsetzen hervorrufen. Es ist wunderbar, dass ich von diesen Dingen immer wieder höre, dass ich weiß, dass es sie gibt und insofern durchaus bei einem Smalltalk immer dabei bin! Danke meine geliebte Köchin!

  2. Vielen Dank, ich werde mich jetzt kulinarisch wieder mehr durchsetzen, der treueste Esser darf nicht so sang- und klanglos in die Askese abdriften! Muss mit Einkaufsmarathons hungrig gemacht werden!

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