Regen bringt Segen

Ja, ja, schon klar, es heißt natürlich „sich regen bringt Segen“, aber wer will sich denn bei so viel Regen regen? Und wie? Es ist inzwischen amtlich, dass dies – zumindest im Süden Deutschlands – einer der dunkelsten, kältesten und nassesten Sommer war. Und auch ich, die ich gegen einen ordentlich verregneten Sonntag nicht das Geringste einzuwenden habe, muss mich langsam fragen, wo soll das hinführen? Immer nur aufs Sofa? Oder in praktischer Funktionskleidung, die man aufgrund ihrer speziell zugeschneiderten Funktion wirklich nur in der Kombination „Waldspaziergang nach langer Regenperiode mit stichheißer Sonne zwischendrin“ anziehen kann, nach draußen?
Mein armer Mann hat sich vor einiger Zeit darüber beklagt, dass er immer nur schöne, selten funktionelle Kleidung habe und wenn er diese modernen Fasern meint, hat er völlig Recht damit. Für einen Menschen wie mich, der Sport aus tiefer Überzeugung ablehnt, stehen Funktionsfasern auf einer Stufe mit nutzlosen, streng riechenden Schrankverstopfern. Und wenn man nicht über Kellerareale wie meine liebe Freundin verfügt, können Funktionskleidungsstücke eine Ehe in arge Schieflage bringen. Muss denn immer alles praktisch sein? Ist es denn nicht vielmehr so, dass sich der gemeine Produzent einfach immer mehr Nischenprodukte ausdenken muss, damit überhaupt noch etwas guten Gewissens gekauft werden kann? Wie zum Beispiel der Versender „Pro Idee“ oder „Die kluge Hausfrau“, auf deren Verteilerliste Teile meiner Familie aus unerfindlichen Gründen gelandet sind.
Natürlich braucht jeder einmal im Leben das „Auto Orga Set“ oder den „Sofa Schlafsack“ oder ähnlich findige Dinge, bei denen man denkt, oh prima, hoffentlich hab ich den zur Hand, wenn ich das nächste Mal nach einer Party auf dem Sofa einrusle oder mir der Wasserflaschenverschluss der Einliterflasche unter den Sitz rollt. Das ist nämlich das Hinterhältige an diesen praktischen Dingen: man kann sich zwar eins A an die Situation erinnern, in der man so ein Ding lebenswichtig gebraucht hätte, aber diese Situationen sind nicht direkt planbar und entweder man entscheidet sich, auf einen normalen Sonntagnachmittag-Spaziergang einen kleinen Anhänger hinter sich herzuziehen oder man rutscht halt wieder im Wald aus (weil man die montierbaren Spikes nicht dabei hat). Auch glaube ich, dass es Gastgeber verstören könnte, wenn man einen kleinen Sofa Schlafsack zum geladenen Umtrunk mit sich führt, aber auch hierfür gäbe es eine Lösung: die Weste für Flüge mit nur einem Gepäckstück. Sie sieht ähnlich aus wie ein Anglerweste und man kann vom 4-Kilo-Lachs über ein Hygiene-Necessaire fast alles mitnehmen, was einem den Aufenthalt im Wald, Auto, bei Freunden oder einfach im Leben erleichtern könnte. Gut, es gibt sicher hübschere Kleidungsstücke, aber regendicht sieht es aus und das ist heutzutage ja die halbe Miete.

3 Gedanken zu „Regen bringt Segen“

  1. Jaja so ein Sonntag der kann ganz schön nerven. Selbst mein kleiner Hund schaute mich grimmig an, als ich ihn nach draußen locken wollte. Zur Funktionskleidung kann ich nur mal den Vorschlag machen, in meiner Parallelwelt mit auf den Fußballplatz zu gehen. Durfte gestern einem befreundeten Mädchen bei ihrem 1.Spiel zuschauen und da sind ausschließlich Menschen, die nur mit Funktionskleidung rumlaufen. Die befreundete Familie hat sogar ausschließlich Funktionsschuhe, allerdings immer gut geputzt. Ich allerdings lief im strömenden Regen in einem leichten Jäckchen und Ballerinas nach Hause und kam patschnass zu Hause an. Also alles hat seine Berechtigung, halt dann zum Anlass passend. Das weiß bloß keiner mehr, weil’s halt praktischer ist. Ein Set (findet bestimmt noch im kleinen Schrank platz) Funktionskleidung sei also dem geliebten Manne gegönnt vor allem wenn er so muskulöse Oberarme hat und nun mal Sportler ist.

    1. Das ist wohl wahr. Aber zur Beruhigung: Nike könnte sich im Notfall in unserem Kleiderschrank bedienen, was Laufshirts und -hosen angeht…..damit muss aber auch gut sein. Arme hin, Arme her.

  2. Früher hatte ich auch wundervolle Hundegassigehschuhe -Jacken, -Socken, – Schal und Mützen. Für Regen und für Sonne und bitte auch für Schneetreiben. Außerdem eine komplette Grundausstattung für das wasserscheue Pferd samt Reiter, leichte Regenkleidung für den sensiblen Terrier, nur meine Männer mussten sich selbst kümmern, das waren aber alles Schönwetterhausverlasser. Mein Fußballgott, ich habe es schon mal erwähnt, verlässt das Haus nur bei stabiler Schönwetterlage, denn nur ein Regntropfen verunstaltet das gepflegte Arrangement auf seinem Kopf. Mir ist Regen eigentlich egal, nur nicht in der letzten Minute vor Betreten des Theaters oder so. Am Oberallerliebsten habe ich sowieso Schneetreiben in der groben, fortgeschrittenen Art. Dafür habe ich durch Wetterbeobachtungen festgestellt, müsste ich nach Nord -Ostdeutschland ziehen. Aber wer will denn das?! Im hohen Alter noch einen Sprachkurs machen um dort dann Semmeln kaufen zu können. Ich nehme das Wetter wie es kommt, mal mit, und mal ohne Freude.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert