Der 100. Beitrag ist dem Zwetschgadatschi gewidmet

Es ist zwar ein Eingeborenensport, über meine Stadt zu spotten, von zugereisten Freunden während des Studiums mal ganz zu schweigen oder von Münchnern, die aus unerfindlichen Gründen hier leben, aber neben der beachtlichen Geschichte und so mancher historischer Schönheit, hat Augsburg vor allem eines zu bieten: den Zwetschgadatschi. Und hier haben wir wirklich die Nase vorn, wir haben den Echten. Keine Streusel, kein Zuckerzeugs, einfach nur Boden und Zwetschgen. Wikipedia schreibt dazu – etwas süffisant, wie ich meine – Folgendes: „Die Augsburger beanspruchen für sich, den Zwetschgendatschi erfunden zu haben. Er gilt als kulinarische Spezialität der Stadt und wird laut Originalrezept aus Mürbteig gebacken. Seinetwegen wird die Stadt scherzhaft Datschiburg genannt. Ferner heißt es, der Zwetschgendatschi gleiche in Form und Aussehen dem Augsburger Stadtwappen, der Zirbelnuss.“ Nun, da gibt es nicht viel zu deuteln, außer, dass ich die Variante mit Hefeteig bevorzuge.
Der Zwetschgendatschi ist wieder ein Beweis für das Wunderbare an Jahreszeiten. Treue Leser werden sich erinnern, dass ich mich am Thema „Jahreszeiten und deren Begleiterscheinungen“ regelrecht aufarbeiten kann.
Klar, könnte ich mir vorstellen, auf einer Südseeinsel einen Kanuverleih zu betreiben, oder nein, das wäre wieder zu kommerziell, also einfach nur dort zu leben und Muscheln anzusehen, aber all die herrlichen Dinge, die eben nun mal an Jahreszeiten gebunden sind, würden mir doch sehr fehlen. Die Kirschen, Kastanien, der erste Schnee. Und das Großartigste ist, dass der Zauber dieser Dinge irgendwie nie nachlässt. Sie sind immer wieder toll. Wie Gras oder Straße nach Regen. Das riecht immer gleich und freut mich. Was mich nicht so freut sind diese ständigen Reifenwechsel, die leider mit den Jahreszeiten einhergehen. Oder die Heizkostenabrechnungen. Und es dauert nicht lange und wir müssen uns wieder über Weihnachtsgeschenke und Silvestereinladungen Gedanken machen. Dann stehen wir ratlos da und fragen uns, wo das Jahr nur hin ist. Ich konnte früher nie verstehen, wenn jemand gesagt hat, meine Güte, schon wieder ein Jahr rum. Für mich hat es manchmal ewig gedauert, ewig, bis Stephan angerufen hat (endlich und dann musste ich ja auch noch cool sein), ewig bis ich meinen Führerschein hatte, ewig bis zum Abschlussball. Alles erste Male. Was tut man eigentlich jetzt noch zum ersten Mal? Außer so waghalsigen, extravaganten Kram wie Bungeespringen? Doch eigentlich gar nichts Normales. Ich esse jetzt mein fast erstes Stück Zwetschgendatschi in diesem Jahr. Ein Hoch auf die Bäckerin – wie immer!

3 thoughts on “Der 100. Beitrag ist dem Zwetschgadatschi gewidmet

  1. Mei, und da muss ich die Heimat verlassen, um zu erfahren, wie das mit dem Datschi gelaufen ist. Ditschen oder Datschen ist ja egal mein Sohn (1,86m groß) musste bereits auf Nachbarswiesen die Zwetschgen pflücken, weil es sonst keiner macht und ich als Schwabe das kaum ertragen kann, wenn ich sehe, wieviel Obst hier auf Bäumen hängt und keiner will es. Nun ja, habe einen Zwetschgendatschi keinen Pflaumenkuchen oder sonst einen Kram gebacken und gehe d’accord mit der lieben Bloggerin: Hefeteig ist am besten. Keine Brösel, nichts, einfach pur, vielleicht noch einen Klecks Sahne, aber Obacht! nicht zuviel davon essen, sonst Bauchweh.

  2. Die Bäckerin ist Münchnerin! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Dies wird in der Familie der sehr verehrten Bloggerin gerne ignoriert. Ich betrachte Augsburg als meine Heimatstadt und möchte wirklich aus wunderschönen, weitentfernten Orten z.B. Maui (Hawaii) wieder in das kleine spießige Augsburg zurück. Heimat kann man nicht erklären. Aber Zwetschgendatschi! Bei uns deshalb mit Hefeteig weil a.) meine Mutter, die auch keine Augsburgerin war, Mürbeteig nicht mochte und b.) ich Mürbeteig nicht kann! Mit Hefeteig ist dieser Datschi einfach ein Traum. Nur Boden und etwas Rand, damit die Zwetschgen Halt haben. Auch içh, die ich keinen Kuchen mag, liebe ihn genau wie diese überfremdete Stadt Augsburg.

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