Finito il Fritto

Lange hat er es sich angesehen, sich gefreut, dass wir nach den Jahren des rombo con patate oder rombo all’acqua pazza mal was Anderes bestellt haben, nämlich fritto misto, was eigentlich ein Zufallstreffer war, denn ich dachte eher an supplì di riso und olive ascolane, aber es war eben ein echtes fritto misto. Also jedenfalls viele Tage hat Pasquale klaglos Tag für Tag Dasselbe serviert, bis es ihm gestern gereicht hat. Seine Rechnung, uns wie Kinder oder Pferde eine Zeit lang einfach laufen zu lassen und wir würden dann schon merken, dass das ins Nichts führt, ist nicht aufgegangen. Wir haben soviel Abwechslung und Aufregung im Leben, dass wir Gewohnheiten lieben, Routinen und Rituale geradezu vergöttern. Wenn wir zweimal hintereinander Dasselbe machen können, freuen wir uns ein Loch in die Mütze. Und wenn uns das Fritto am ersten Tag gut geschmeckt hat (erstaunlich, ich mag nämlich gar keine Meeresfrüchte), warum sollte es am zweiten, dritten oder vierten Tag nicht mehr gut sein? Auf der Karte stand nichts, was mich mittags mehr begeistern würde und außerdem muss ich nie nach Karte essen.
Das war so bis vorgestern. Offenbar hat er als aufmerksamer Wirt in den Augen meines Mannes ein kleines Glimmen entdeckt. Heimlich beim Zahlen haben sie es dann besprochen. Und so wurde angekündigt, dass wir etwas ganz Besonderes haben sollen: Triglie in Tomatensoße mit geröstetem Brot. Das ist natürlich meilenweit von einem leichten Mittagessen entfernt, aber Pasquale kann es einfach nicht ertragen, wenn man so oft hintereinander solche Banalitäten in sich hinein mümmelt. Tradition hin oder her. Bislang ging das gut, weil wir zwar regelmäßig, aber eben immer mit wochenlanger Pause zu ihm gekommen waren. Das ist dann wie an Weihnachten, wo ja auch kein vernünftiger Mensch drauf käme, dauernd was Neues zu kochen, bloß weil einem sonst fad wird. Ich meine, wem wird schon fad, wenn er alle 365 Tage einmal Dasselbe isst?
Um auf Pasquales sanfte, aber bestimmte Lenkungsmaßnahmen zurückzukommen: er war aufgeregt wie eine Debütantin, sofern man das von einem altgedienten Restaurant-Haudegen sagen kann und hat immer einen Grund gefunden, in unserer Nähe zu sein. Als wir den wunderbaren Teller in Rekordzeit leer gegessen hatten, hat er gestrahlt und uns verkündet, dass es morgen wieder etwas Neues geben werde. Wir sind gespannt und haben inzwischen auch aufgegeben, außer einem Caffee morgens noch irgendetwas anderes zu uns zu nehmen. Auch abends nicht. Ist uns schon zur lieben Gewohnheit geworden.

3 Gedanken zu „Finito il Fritto“

  1. Liebe Bloggerin, habe nun seit Ihrer Ankunft in Rom alle ihre Gedanke lesen dürfen. Nachdem ich nun seit kurzer Zeit auch in Italien weile, traue ich mich mal, einige Erlebnisse zu erzählen. Also erstmal habe ich das Einkaufsszenario in gleichen Umfang bei unserer Ankunft erlebt. Der Schinken, Käse usw. war binnen Sekunden von meinen Raupen verschlungen worden, obwohl jeder vorher beteuerte, keinen Hunger zu haben. Heute schon wieder Nachschub holend musste ich mich in einem Haufen wartender Italiener durchsetzten. Leider bin ich ja des italienischen nicht mächtig, bin mir aber sicher, dass die Verkäuferin, die mich penetrant ignoriert hat, auch auf Deutsch verstanden hat, was ich von ihrem Verhalten denke. Kaum zurück waren 300 g Mortadella und Baguette weggeputzt und mein 1,86 cm großer Sohn meinte dann, beim nächsten mal nicht mehr für den Einkauf zur Verfügung zu stehen, das sei im zu stressig. Und da soll man dann die Ruhe bewahren. Apropos Gewohnheiten: auch wir lieben das und grillen hier seit drei Tagen Salcicia, weil sie lecker sind. Heute waren aber frische Hühnchen im offerta, also habe ich zugeschlagen. Wahrscheinlich wird es heute Abend einen Riesenaufstand geben wegen der fehlenden würstel. Habe welche in Reserve gekauft, man weiß ja nie.

    1. Liebe Mare, so kenn ich die Raupen und erinnere mich gerne an Back-und Kochorgien, bei denen man sich immer gewundert hat, wer das alles essen soll und es dann wie von Zauberhand im Nu weg war. Würde gerne auch Würschtl grillen. Dachte schon, das Meer hätte Dich verschluckt.

      1. Nicht das Meer, sondern mein Mann. Habe erst gestern erfahren, dass wir einen Hotspot haben. Hat wohl Angst vor den hohen Verbräuchen weil mittlerweile alle dran hängen oder er wollte mich für sich haben. Würstl gibt es heute Abend. Unfassbarerweise waren alle mit dem Huhn gestern zufrieden. So, gehe jetzt duschen nach einem wunderschönen Spaziergang am Meer wie heißt es so schön nur der frühe Vogel…………

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