Resi, i hol Di mit meim Traktor ab

Seit Sonntag sind ca. 50.000 deutsche Messdiener in Rom. Man möchte ja meinen, die verschlüpfen sich irgendwie oder verhalten sich kirchlich unauffällig. Jedoch die weltoffene Seite der Kirche, die mit dem wunderbaren Papa Franzikus verstärkt Einzug gehalten hat, lässt auch diese seine jungen Diener fröhlich und ausgesprochen weltzugewandt durch die Stadt und ihr Umland pflügen. Egal, wo man hin kommt, die Messdiener sind schon da oder fallen gerade ein. Nicht, dass es in Rom nicht häufiger groß angelegte Besuchsorgien gäbe, aber diese Formation schlägt alles bisher Erlebte. Vielleicht, weil man sie so gut erkennt? Sie tragen alle nette und sehr robuste Strohhüte und gleichfarbige T-Shirts. Wenn man sie dann immer noch nicht einander zuordnen kann, greifen sie kurzerhand zu den mitgebrachten (Blas)instrumenten und spielen mal eben auf der Piazza del Popolo „Resi, i hol Di mit meim Traktor ab“!
Sitzt man dann gemütlich dort in einer Bar, kann das zunächst schon befremdlich wirken. Irgendwie vertraut, aber nicht stimmig. Das Gehirn merkt noch vor den Ohren, dass das, was es da hört, zwar bekannt ist, aber nicht hier hin gehört. Fröhlich krähend sind also diese braven Messdiener an uns vorbei gewalzt, zum Teil in Lederhosen und haben sich singend die Via del Corso entlang gehangelt. Bestimmt treffen wir sie heute wieder am Meer. Denn bei aller Feierlichkeit kommt der Spaß sicher nicht zu kurz, zumindest den parkenden Bussen auf den Strandparkplätzen nach zu urteilen. Papst Franziskus hatte ihnen in seiner Ansprache ans Herz gelegt, sich gut zu organisieren und dazu gesagt, dass ihnen das als Deutsche keinesfalls schwer fallen dürfte. Und das stimmt.
Manch andere Südländer würden sich diese deutschen Messdiener sicher oftmals anstatt der komatrinkenden Ballermänner und Ballerfrauen herbei wünschen. Die Mallorquiner zum Beispiel. Im Moment vergeht kaum ein Tag, an dem nicht darüber in der Zeitung stehen würde. Verständlicherweise haben nicht alle Gäste im Ausland ununterbrochen das Ansehen ihres ganzen Landes im Hinterkopf, bevor sie sich irgendwo ganz schrecklich aufführen. Da ich fast immer und überall Ausländerin bin, versuche ich mich immer so zu benehmen, dass der Kellner oder Verkäufer, der mich bedient hat, daheim am Esstisch sagen könnte, „Also man kann über die Deutschen sagen, was man will, die, die ich kenne, sind eigentlich ganz nett.“ Vielleicht kaufe ich mir auch eine Mundharmonika und blase „Am Brunnen vor dem Tore“ von der Vespa in die Welt hinein. Bin nur noch nicht ganz sicher, ob das wirklich einen so positiven Effekt hätte.

2 thoughts on “Resi, i hol Di mit meim Traktor ab

  1. Da wir hier in unsrer kleinen spießigen Stadt immer ganz speziell über Rom und die sich dort ereignenden Groß- und Kleinereignisse informiert werden, ist mir dies natürlich auch nicht entgangen. Nur, als ich die ersten Bilder vom Petersplatz sah, dachte ich es findet zeitgleich das Treffen venezianischer Gondolieri statt. Die Strohhüte haben mich verwirrt.
    Aber was erwartet man von der bairischen Provinz schon anderes. Gegründet von einem Römer, lange eine italienische Garnisonsstadt, eine italienische Zirbelnuss im Stadtwappen, aber keine Städtefreundschaft mit irgendeiner noch so kleinen italienischen Stadt. So eine Schande. Zwei Japanische!!! Das kann es doch wohl nicht sein.
    Aber einige wohlmeinende Journalisten der hiesigen Zeitung informieren bereitwillig über Rom,die Starenplage, die hinterasiatischen Stechmücken, über Stauungen auf dem GRA, über das langsame in sich Zusammenfallen einiger alter römischer Mauern und Stadtwälle. Ich gebe das sofort an die sehr verehrte Bloggerin weiter, denn ich bin sicher, die Römer sind über die örtlichen Geschehnisse ähnlich gut informiert, wie wir hier in der Provinz. Nämlich gar nicht.

    • Das ist wohl wahr, ohne die Nachrichten aus der Heimat hätte ich keine Ahnung, dass es hier Mücken gibt. Tatsächlich wurde ich allerdings ausgesprochen schlecht über die Renovierungsarbeiten in Rom informiert. Alles ist zugebaut und verkleidet und keiner hat es mir gesagt.

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