Schon seit ich das erste Mal in Rom war, vor fast zwanzig Jahren, hatte ich ein „Stammcafé“. Es lag und liegt am Pantheon und witzigerweise habe ich mir schon damals vorgestellt, wie cool es wäre, hier regelmäßig zu sitzen und zu wissen, dass man eigentlich nicht mehr weg muss. Klar, es ist wie am Pantheon zu erwarten, ein Touristen-Café/Restaurant/Bar. Weder isst man besonders gut, noch besonders günstig. Auch das versteht sich fast von selbst. Ums Eck liegen die Bars der Connaisseure, die den besten Espresso der Welt machen, den einzigartigsten Cappuccino und dergleichen Wunder mehr. Vor allem liegen dort angeblich die Restaurationsbetriebe, die ausschließlich von Römern in der siebten Generation aufgesucht werden und eben gerade nicht von Touristen. Das mag daran liegen, dass man von dort aus auf die gegenüberliegenden Handtaschenläden, Zeitschriftenkioske oder Häuserwände schaut und eben gerade nicht auf das Pantheon und den davor befindlichen Brunnen.
Auf gegenüberliegende Balkone kann ich morgens daheim schauen, während ich Cappuccino trinke und so habe ich meine Wahl zugunsten dieses alten Gebäudes getroffen und sitze seit jenem Tag im April 1995 in der Bar am Eck vor dem Pantheon. Und es ist einfach herrlich. Irgendwann sind wir dann aufgefallen, denn Ober sind aufmerksame Menschen und wenn einer nicht nur zwei Mal im Jahr kommt, sondern immer wieder, wenn er einen kleinen hübschen und charmanten Hund mit sich führt oder nette Eltern, ansehnliche Freundinnen oder spendable Ehemänner, dann erkennt man den oder diejenige schon wieder. Wir haben zuerst Freundschaft mit Eliseo geschlossen, der uns in den ersten Jahren treu Wasser, Pizzette romane, Weißwein, Espresso etc. serviert hat. Dann kamen zwischendurch schlimme Jahre. Die Bar war für mindestens zwei Jahre geschlossen, irgendeine geheimnisvolle Streiterei mit dem Hausbesitzer oder ein Umbau. Jedenfalls waren wir völlig heimatlos und haben auch vor lauter Kummer nichts Neues gefunden.
Endlich wurde wieder eröffnet. Als wäre nichts gewesen. Und jetzt ist Massimiliano da. Und natürlich noch andere auch sehr Nette. Aber Massimiliano ist Derjenige, der uns Tische und Stühle zurecht schiebt, auch wenn sie schon perfekt stehen, der immer zauberhaft nett ist und bei dem ich die hohe Kunst des Anwerbens und Hineinlockens bis ins kleinste Detail studiert habe. Wie bei vielen Bars stehen nämlich auch hier „Reinholer“ an der Außenkante, die Karte immer bereit, ein Lächeln oder einen Scherz auf den Lippen. In unserer Bar ist das hauptberuflich eine nette Dame (also inzwischen ist sie nett, sie winkt uns mit beiden Armen zu, wenn sie uns über den Platz kommen sieht und man könnte das durchaus als perfektioniertes Hineinlocken betrachten). Der Haupt-Reinholer wird von den Obern in jeder freien Minute unterstützt und ich bin immer stolz wie eine Entenmutter, wenn Massimiliano wieder ein Paar gekapert hat. Oder zwei Freundinnen geschickt hineingeschmeichelt hat. Wenn alle so treu sind wie wir, werden sie bald einen Rausschmeißer brauchen.
Es ist immer wieder schön, in einer so lebendigen und großen Stadt wie in Rom „nach Hause“ zu kommen. Jedes Mal, wenn mich die sehr verehrte Bloggerin nach gefühlter tagelanger Einkaufstour dort absetzt, weiß ich, ich bin in Sicherheit! Außer Getränken und Kleinigkeiten zu essen, gibt es keine Möglichkeit, Geld auszugeben. Aber immer einen Stuhl um die riesigen, schweren Einaufstüten und Taschen abzusetzen. Manchmal hatte ich das Glück, gleich mit dem Taxi dorthin verfrachtet zu werden, das aber nur, weil ich so aussah, als würde ich die paar hundert Meter (in Echt sind es bestimmt 5 km) nicht zu Fuß schaffen. Da muss man nur ein wenig blass sein. Bin ich immer in Rom, wenn ich an meine Kreditkarte denke. Jetzt können wir entspannt entweder die Sonne oder den Schatten genießen. Es gab aber auch schon Zeiten, da saß einer von uns immer mit langem Hals da und hat nach dem Motoroller Ausschau gehalten. Ich etwas arg verkrampft und schon grün im Gesicht und Magen vor lauter Angst vor der Heimfahrt. Oh, war das furchterregnd! Die Fahrt, ich hatte nicht nur 20 Tüten und Handtaschen zu halten, nein, ich musste auch noch den Minirock der Fahrerin in die Kniegegend ziehen. Damals habe ich mir am Pantheon immer mit einem Bier Mut für die Heimfahrt angetrunken. Heute tut’s ein Wasser!
Meine Güte, wie wahr! Erst vorgestern waren wir allerdings in dem Café, in dem sich das Prunkschaf um elf Uhr vormittags einen Martini bianco servieren hat lassen, während die Bloggerin das Auto aus der ruinösen Parkgarage gezerrt hatte. An die Vespafahrten erinnere ich mich auch noch mit Erstaunen. War wohl jugendlicher Zuversicht geschuldet…Heute denkt die Bloggerin mehr an einen Schal als an Anderes.