Der Conad

Der Condad würde – bei schneller, bayrischer und leicht verwaschener Aussprache – ganz schnell das auf den Punkt bringen, was auch der Wahrheit entspricht: der ko ned, der kann nicht. Und das trifft den Nagel auf den Kopf. Wann immer es geht, vermeide ich, dorthin zu fahren. Weil ich mich jedes Mal so unfassbar aufregen kann, was mit zunehmendem Alter kein Spaß mehr ist und auch gesundheitliche Folgen mit sich führen kann. Der Conad also war von Anbeginn meiner römischen Zeit ein Stein des Anstoßes, ein Ärgernis, eine schwärende Pestbeule in der Schönheit meiner wilden Gegend und meines herrlichen Romlebens. In meinem ersten jungen Romsommer, den Tagen und Wochen, als ich frisch verheiratet, von riesigen Projekten heimgesucht in der brütenden Hitze meines neuen Atticos saß, als ich noch kein Hundele hatte und alles fremd und verstörend war, ich die Sprache noch nicht auf der Straße erproben musste und nichts über den ruppig-liebevollen römischen Umgangston wusste, saß ich oft stundenlang da und sprach mir Mut zu, um mich zum Einkaufen zu trauen. Ich war noch nie mit übergroßem Selbstbewusstsein ausgestattet, was hundsgemein ist, weil ich danach aussehe. Aber das nur nebenbei.

In diesen Tagen sollte der Conad, wir sprechen hier übrigens von einer bekannten italienischen Supermarktkette, mein Prüfstein, manchmal auch mein Waterloo werden. Da es in unserer Straße nur noch einen weiteren Supermarkt gab, der sich als italienischer Aldi erwiesen hat, den ich inzwischen für alles, was er verkauft, darstellt und beherbergt von Herzen liebe, wurde ich vor 17 Jahren natürlich in den grundsoliden bürgerlichen Conad (wenn das Programm noch EINMAL Conrad oder Conan aus dem blöden Conad macht, lass ich es!!!) geschickt. Eine schier endlose Kette an Schikaneien nahm ihren Anfang. Vor meinem ersten Weihnachten wollte ich beispielsweise Ketchup kaufen, um mit der berühmten Walnusssoße, in die ein Löffel Ketchup reingehört wenigstens ein bisschen Heimatgefühl zu zaubern. Nach langem ratlosen Suchen habe ich gefragt, wurde verständnislos angeschaut, habe erfahren, dass es das nicht gibt, habe es geglaubt, verstanden, weil in Italien natürlich kein Fastfood gegessen wird (oh mei, damals wusste ich noch nicht, wie gerne hier Fastfood gegessen wird!!!), nur um dann auf ein wohlsortiertes Ketchup-Angebot zu stoßen. Der Verkäufer kam nur mit der englischen Aussprache nicht zurecht. Depp.

Und so geht’s weiter und weiter. Das Schlimmste am Conad geschieht allerdings an den Kassen. Nicht nur, dass höchstens eine von zwölf offen ist, sie haben auch NIE Wechselgeld! Hai spici? Hast Du Kleingeld? ist inzwischen ein Synonym für Beim-Conad-Einkaufen geworden. Einmal konnte ich einen Blick in die Kassenschublade werfen und ganz ehrlich, wenn ich alles nur in ein Fach werfe, macht mir das Rausgeben natürlich keinen Spaß. Da muss man halt mal zur Bank gehen und wechseln. Oder wie mein guter Todis Zigeuner zu seinen Kunden zählen. Da kommen schnell mehr Spici zusammen als einem lieb ist! Gestern jedenfalls war ich – mal wieder – an der langsamsten Kasse und schon sehr erzürnt (ich muss ab und an hin wegen Waschmittel und Reinigungszeugs, da bin ich markenhörig) und habe mir fest vorgenommen, dass ich unter gar keinen Umständen auch nur ein Zehncent-Stück rausrücke, sondern im Gegenteil mit einem Fünfziger zahlen werde. Und als nach ca. vier Stunden endlich dran war, bereit, dort meine Zelte für immer aufzuschlagen, bis er das Wechselgeld von allen Kassen zusammengesucht hat, was geschieht dann??? 25 Euro, gradraus. Ist mir noch nie passiert. Hatte es passend, habe bis Daheim rachsüchtig vor mich hingebroddelt.

2 Gedanken zu „Der Conad“

  1. Wenn ich dran denke, wie sehr ich den Conad geliebt habe, aber bereits nach dem zweiten Besuch erkannte auch ich diesen Wechselgeldmangel. Man hat ja öfter dann so Kleinkram statt kleinster Lire bekommen. Das ging so weit, daß ich bevor wir einkaufen fuhren meinen Geldbeutel von Münzen befreit habe um dann bei der automatischen Frage hai spici? das leere Münzfach des Geldbeutels zu präsentieren. Die sehr verehrte Bloggerin und ich hatten nie spici. Damals gab es ja auch noch diese farbigen Einkaufswagenzurückschieber, die dann das Geld aus dem Münzschlitz behalte konnten. Das war aber Lirablech und nicht ein Euro wie jetzt oder auch 50 Cent, das ist auf Dauer zu teuer, da kann man durchaus alte, nahestehende Personen, die eh abends nur essen und Wein trinken, einsetzen. Der Conad hat halt alles und während die sehr verehrte Bloggerin das Abendessen gesichert hat, habe ich Puppenkleider, Gartenstühle, scheußliche, bemalte Geschirre, Pfannen, Socken, alles in die Hand genommen und besichtigt. War schon schön, jetzt ist einkaufen zielgerichteter und dadurch für mich fast zu schnell, kann garnicht mehr rumschnürfeln. Auch blöde.

  2. Gut, dass ich da noch nie rein bin. Wobei ich sagen muss, dass ich auch das eine oder andere in Supermärkten erleben durfte. Nun fahren wir ja schon viele Jahre immer wieder nach Italien. Erstens, weil ich es dort sehr mag und zweitens können wir dann in Augsburg Pause machen, was mich auch immer freut. Als wir nun vor ein paar Jahren mal wieder auf der Insel Albarella waren und dort immer ein kleines Häuschen haben und dementsprechend Selbstversorger sind, muss man halt gleich nach der Ankunft zum einkaufen. Ich hatte mich mal ausnahmsweise auf meinen Mann verlassen, der meinte, er wüsste wohin. Normalerweise vertraue ich auf meinen Instinkt und auf die schriftlichen Ratgeber in solchen Ferienhäusern. Nun, langer Rede kurzer Sinn, landeten wir bei einem italienschen Lidl ! Eigentlich dachte ich, mein Mann wüsste, wie gerne ich in italienischen Supermärkten einkaufe und rumschnobere. Und eigentlich dachte ich auch, er weiß, wie ich es hasse, bei Lidl einzukaufen! Nein, er wusste nichts von alledem. Ich bin also wütend und schimpfend durch diesen doch schlecht sortierten Laden gelaufen, habe mir dann auch noch so eine riesige Plastiktasche kaufen müssen (die ich heut noch habe) und halt alles Nötige gekauft. Dann schimpfend ins Ferienhaus zurück. Ich glaube heute würde das nicht mehr passieren. Oder?

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