Welch schlimmes Wort! Allerdings nur, weil wir es in einem bestimmten Zusammenhang kennen und fürchten gelernt haben. Ansonsten ist man überallhin mal als Fremder gegangen und wenn es nicht schön war, auch ein solcher geblieben. Die ersten Male irgendwo oder mit irgendwem zu sein, sind immer spannend, aufregend, ungewiss und erst mit der Zeit lüftet sich, ob aus dem Fremden etwas Vertrautes werden könnte. Manchmal hat man gleich zu Anfang ein Gefühl, Daumen hoch oder runter, aber selbst das kann trügen, kann von einem Menschen abhängig sein, der an diesem Tag nur zufällig da war, von einem Duft, von irgendwas. Ich hatte ja schon mehrmals erwähnt, dass bei unserem Pasquale nicht mehr alles ist, wie es war und dass der dicke Luca das Restaurant mit seinen Leuchttürmen, Muscheln, Weinschränken und dem blöden weißen Flügel schön langsam in den Traum einer jeden Vorstadtdekorateurin verwandelt hat.
Das Essen war immer noch wunderbar, zumindest die Hauptgerichte, im Service waren auf einmal andere Leute da, nicht wie sonst Festangestellte, sondern Aushilfen und Leihkräfte, aber darüber konnten und wollten Stammgäste hinwegsehen. Nun waren wir heute das erste Mal so richtig dort und ich konnte mich vorab durchsetzen, dass wir mal das Mittagsbuffet ausprobieren und nicht immer à la carte essen. Ich hatte es heute für einen guten Tag erachtet, weil Massimo, unser Hauptkellner nicht da zu sein schien. Allein, es wäre gar kein Trick notwendig gewesen. Es gab überhaupt kein echte Mittagessen. Jetzt bin ich gespannt wie ein Flitzebogen, denn am Strand – neben dem Capo und seiner Gemahlin – haben wir natürlich die wildesten Verschwörungstheorien gewälzt und dass vielleicht bald alles in Casinos oder sonstwas umgewandelt werden soll und die ganze Geschichte nur ein Trick ist, um günstig an Land zu kommen. Ein wahrhaftiger Krimi und da soll man sich erholen?!
Und weil Frauen einen siebten Sinn für solche Veränderungen haben, waren wir bereits gestern an einem gänzlich anderen Ort, zwar auch am Meer, aber sozusagen an einem anderen. Dort waren wir zum ersten Mal, Fremde, und dementsprechend aufgeregt. Am Strand gibt es keine festen Schirme, keine Schirmständer, alles ist frei (ich habe erst auf dem Heimweg verstanden, warum es mir dort so anders vorgekommen ist) und man kann mit den Füßen im Sand essen, was für mich als Urdeutsche der Inbegriff des Himmels ist. Was wir gegessen haben, kam nicht im Entferntesten an Pasquales Küche heran, aber ganz ehrlich: kochen kann ist selber. Und auch nicht schlecht. Wir schauen jetzt mal und halten es wie die Römer „Si chiude una porta, si apre un portone“, es schließt sich eine Tür, es öffnet sich ein Tor.
Das klingt ja um Klassen besser als das deutsche “ schließt sich eine Türe, geht irgendwo ein Fenster auf“, also ein aufgehendes Tor ist wahrhaft verheißungsvoll. Das mit den Restaurantbesuchen ist immer ein Risiko, das mit Pasquale ist ein Drama. Das kann nicht einfach so bagatellisiert werden. Wenn es ihn nicht mehr gibt, was machen wir dann? Bitte fangt vorne am Kreisel an und probiert ein Lokal nach dem anderen auf Nettigkeit, Sauberkeit und Essbarkeit und natürlich gemütliches Ambiente. Vom Personal ganz zu schweigen und geht regelmäßig auch bei Pasquale vorbei, um festzustellen, welche Änderungen stattgefunden haben. Wir müssten uns aufteilen und wenigstens zu Dritt die Untersuchungen starten. Ich nehm den Pascale, da kann nichts schief gehen. Ich hasse Veränderungen.
Ich kann ja mit Veränderungen auch nicht gut umgehen, behauptet zumindest mein Mann. Nun scheint mir ja die Liebe Bloggerin es auch nicht so einfach zu haben, ihre Gewohnheiten zu ändern. Und ganz ehrlich, wahrscheinlich ist das die schönste Sache der Welt. Weil man halt weiß, wo man hinkommt, was man bekommt und wer da ist. Nun war ich ja verwegen dieses Mal im Urlaub und habe sogar zwei Orte besucht. Wahnsinn, doppeltes Risiko. Ich glaube, ich muss meinem Mann mal sagen, wie souverän ich das alles hin bekommen habe. Nun waren wir auf einem Biobauernhof in der Toskana, so Bio wie der in Italien halt sein kann und ich musste feststellen, sich mal auf was Neues einzustellen, fordert einen zwar, aber es erweitert auch den Horizont. Nur nebenbei, ich habe bei Mirella hervorragend gegessen, war aber enttäuscht von dem mir bekannten Restaurant an unserer ersten Station.