Frau Raggi räumt auf

Wo wir doch gerade so schön beim Thema sind. Eigentlich bei allen möglichen Themen, die hier in diesem Beitrag zu einer Synthese zusammen finden. Herr Amsel, Frau Amsel, Politik, Frauen in der Politik, mit oder oder Kinder, Liebe, Drama, Wahnsinn, Rom und eigentlich alles, was wir so in den letzten Wochen immer mal wieder besprochen haben. All dies läuft in unserer, meiner Straße in meiner wilden römischen Gegend zusammen. Das muss man sich mal vorstellen. Gerade noch habe ich mein Auto vom Kundendienst geholt, mal wieder mit neuen Stoßdämpfern, weil die alten den römischen Straßenverhältnissen nicht mehr gewachsen waren, gerade eben sind wir noch um mülltonnengroße Löcher mit der Vespa herumgefahren und gerade eben wird Virginia Raggi zu Roms Bürgermeisterin gewählt und schon bekommen wir nach ich weiß nicht wieviel Jahren einen neuen Straßenasphalt. Und das einen Monat nach ihrer Wahl.

Es kann allerdings auch nicht viel Freude bereiten, Roms Straßen neu zu asphaltieren, wenn einem jede Hausfrau der Gegend auf der Jagd nach Auberginen über den dampfenden Belag fährt. Oder irgendein Simpl meint, dass genau jetzt der richtige Moment ist, beim Chinesen gegenüber Sonnencreme zu kaufen und sich dann wundert, warum die Sohlen seiner Turnschuhe schmelzen. Das würde mich als Walzenfahrer auch erzürnen (was es ihn auch hat, denn unter seinem Tropenhütchen mit Baumwollschleier hat er ganz schön rausgeschimpft). Vielleicht machen römische Bauarbeiter ihren Job deshalb auch so selten es eben geht?

Normalerweise wissen wir, dass Wahlen bevorstehen, wenn ein Fitzelchen Straße in unserer Gegend neu geteert wird. Das wird dann meist, sehr zum Verdruss meines Mannes gemacht, ohne die Kanalisation anzuheben, was natürlich langfristig zu ebenso großen Löchern führt wie überbelegte Busse oder zuwenig irgendwas im Asphalt (da fehlt oft etwas, das dann auch Häuser zum Einsturz bringt, aber offenbar so teuer ist, dass vom Bestechungsgeld nicht mehr genügend für eine Yacht übrig bliebe, was ja auch ein Ärgernis sein kann – vor allem bei so schlechten Straßen). Dieses Mal fand das Asphaltieren nach einer Wahl statt und gilt somit als Einlösung eines Wahlversprechens, was mich mit allergrößter Zuversicht, ich möchte fast sagen Liebe für Frau Raggi erfüllt. Ist sie nur ein neuer Besen, der aber auch bald zerfledderte Borsten haben wird? Oder kann ihr das Meisterstück gelingen, sich nichts unterjubeln zu lassen? Ich würde es mir so sehr wünschen. Es könnte doch einfach mal das Gute siegen. Wäre das nicht schön?

2 Gedanken zu „Frau Raggi räumt auf“

  1. Soeben habe ich gelesen, die Arbeiter in Rio’s olympischen Dorf haben bewußt Abflüsse verstopft, Betonblöcke statt Toiletten hingestellt, es gibt keine Armaturen oder Duschköpfe, und das alles, um gegen ihre „Nichtbezahlung“ zu protestieren. Rom ist nach diesen Berichten ein Eldorado der Sauberkeit und Ordnung, die neue Bürgermeisterin nicht zu beneiden, aber immerhin noch so jung, daß man davon ausgehen kann, daß sie den Kampf gegen die italienischen Windmülen wenigstens ein Jahr lang durchsteht. Wir können uns diese Korruption ja kaum vorstellen, obwohl diese auch unter anderem Namen im römischen Feldlager stattfindet. Das wird dann liebevoll, schwäbisch Vetterleswirtschaft genannt. Wenn plötzlich nur noch Verwandte und entfernt Verwandte und gute Freunde der damit befassten Politiker die hiesigen Straßen und Schulen in Odnung bringen. Auch bei uns sind Neubauten hin und wieder nach einem Jahr am Zerbröseln und Viele fragen sich warum. Die Zeiten als römische Bauherren Aquädukte, Triumpfbögen und Arkaden bauten, die Jahrhunderte überdauerten, sind leider endgültig vorbei. Auch die Statiker sind schlechter geworden.

  2. Ja das wäre schön, endlich mal wird alles gut! Wie gesagt, ich mache ja in einer sehr beschaulichen Gegend Urlaub, da ist die Welt in Ordnung, die Männer machen sich wichtig und die Frauen die Arbeit. Alle weiteren Klischees werden auf einem italienischen Bauernhof auch erfüllt, die will ich nicht näher erläutern, sonst heißt es, ich bin rassistisch oder denke in Schubladen. Nun, um zurück zu kommen, die Frau Bürgermeisterin räumt halt jetzt mal ordentlich auf, weil die Männer vorher sich halt nur wichtig gemacht haben. Die machen wahrscheinlich nicht Urlaub auf dem Bauernhof, sondern fahren ihre Yachten spazieren!

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