Wer keine Kinder hat….

…kann ein Land nicht so gut regieren wie eine Mutter. Das war die kühne Aussage von Mrs. Andrea Leadsom als es um die Nachfolge von David Cameron ging, der in seinem ganz persönlichen Kinderspiel – er ist übrigens Vater von Kindern mit oder ohne Zukunft – keine Lust mehr hatte mitzuspielen als es darum ging, die Bretter und Steinchen wieder einzusortieren und aufzuräumen. Daraus könnte geschlossen werden, dass Kinderlose Schmarotzer der Gesellschaft sind, nur Steuern zahlen, keine subventionierten Kitaplätze beanspruchen und sich während ihrer tristen Pärchenabendessen in hübschen Restaurants von ungezogenen Kleinkindern und ihren Eltern nerven lassen müssen. Sie kennen keine Verantwortung und haben nur das Hier und Jetzt im Sinn. Diese Biester! Wo doch jeder weiß, dass für Politiker ebenso wie für Topmanager die unerlässliche Topqualifikation gilt, in Äonen zu denken und nicht nur in Legislaturperioden oder Fünfjahresverträgen!!

Da ich von diesem Ausschlussprinzip prinzipiell selbst betroffen wäre, lohnt es sich, es noch ein wenig zu vertiefen. Der Umkehrschluss – jede Mutter ist ein verantwortungsvoller Mensch, der gerne und immer das langfristige Gemeinwohl im Auge hat – liegt natürlich nahe. Und wenn ich mich jetzt in meinem Bekannten- und Freundeskreis umsehe, und ich komme nicht umhin, hier ein wenig zu protzen, denn zu meinen Bekannten und Freunden zählen fast ausschließlich diese durch gelungene Fortpflanzung potenziell verantwortungsvoll vorausdenkenden Menschen, türmt sich das ein oder andere Bauklötzchen auf, über das ich stolpere. Die meisten Eltern, die ich so kenne, haben nur eines und wirklich nur eines im Sinn: Das Fortkommen ihres eigenen Sprösslings, ihrer eigenen Brut. Egal, wie talentiert, freundlich, sozial kompetent oder geschickt er oder sie eben sein mag. Da wird gerempelt, was das Zeug hält, da werden Kinder mit Läusen in Kindergarten und Schule geschickt, weil es halt gerade bequemer ist und vom Plastikeimer mit vielen bunten Sandförmchen, der viermal im Jahr an jedem Strand der Bequemlichkeit zuliebe neu gekauft wird, wollen wir hier mal gar nicht reden. Plastikmüllteppich und so….

Beim Erreichen der Elternschaft setzt bei den allermeisten Menschen, vor allem im fortgeschrittenen Alter, jede Vernunft und vors allem jedes Interesse an etwas anderem als dem eignen Kind komplett aus. Das Weltgeschehen interessiert maximal noch soweit, wie es nicht mit Kitaplätzen, Babyschwimmen oder Montessoriversammlungen kollidiert. Es ist bestenfalls Staffage für Marie oder Luca. Damit wir uns richtig verstehen: ich finde das sehr nachvollziehbar. Ich finde einen solchen Tunnelblick aber keine unabdingbare Qualifikation für ein politisches Amt. Oder 13 Kinder haben und acht davon umbringen. Alles Einzelfälle. Schon klar.

2 Gedanken zu „Wer keine Kinder hat….“

  1. Das ist ein extrem heikles Thema, das die sehr verehrte Bloggerin hier anschneidet. Mutterschaft ja oder nein, geliebt oder gehasst, die Kinder selbst betreuen oder betreuen lassen, Kinderfrau, Kita, Internat, Uni im Ausland. Alles Dinge, worüber heute bis aufs Messer gestritten wird. Nur um eine vernünftige Erziehung, sprich Aufzucht, kümmert sich niemand. Von allen Seiten kommen Ratschläge, Vorwürfe, Empfehlungen und Angriffe. Zur Geburtszeit der sehr verehrten Bloggerin war es selbst verständlich, dass der Nachwuchs von der Mutter zuhause betreut und erzogen wurde. Das funktionierte hervorragend, bis die ersten Emanzen auftauchten, Erziehungsratgeber in Buchform erschienen, die natürlich nur von denen gekauft wurden, die eh wussten, wie es zu funktionieren hat. Ab da lief eigentlich alles aus dem Ruder. Aus purem Egoismus habe ich mein Kind konsequent erzogen. Ein Nein muß auch durchgesetzt werden und nicht nur ausgesprochen werden. Mrs. Leadsom hat sicher aus der Hüfte heraus geschossen und unüberlegt festgestellt, dass sie, weil sie Kinder hat, sich besser durchsetzt. Sagt man halt nicht! Vom Typ her würde ich meinen, Mrs. May weiß, was sie will, wird nicht durch verschnupfte Kinder oder Enkel abgelenkt und wird die Geschicke dieses drolligen Inselstaates in sichere, feste Bahnen führen.

  2. Das ist ja wirklich schon eine sehr mutig Aussage. Nun muss ich hier mal aus der Sicht einer dieser Mütter darüber sprechen, natürlich dreht sich alles um die Sprösslinge, egal in welchem Alter, ständig sorgt man sich! Ich würde nun tollkühn behaupten, eine von denen zu sein, die alles nicht ganz so wichtig nimmt, was mit Kindern zu tun hat. Ich hatte schreckliche Begegnungen mit dieser Spezies Mutter (Vater). Ob die nun wirklich zu mehr Verantwortung in Lage sind, mag ich bezweifeln. Wir sollten solche Aussagen einfach nicht auf die Goldwaage legen, denn über wen sprechen wir denn da? Über Menschen, die auf einer Insel unter sich bleiben wollen, da ist nichts zu spüren von über den Tellerrand schauen!

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