In den letzten Tagen hatte ich das große Glück, mit Menschen zusammenzukommen, die in Positionen sind, von denen man gemeinhin annimmt, dass sie einen größeren Einfluss auf den Lauf der Welt haben, als man selbst. Natürlich habe ich die ganz besonders beobachtet und ihnen zugehört. Und was soll ich sagen? Mein Schluss aus diesen sehr, sehr interessanten Tagen ist, dass das, was ich schon immer vermute und als Handlungsgrundlage unterstelle, auch hier zutrifft: es kommt auf den Charakter und die Persönlichkeit an und wenn einer ein grundsätzlich optimistischer und positiver Mensch ist, dann unterstellt er das auch bei anderen und handelt dementsprechend und schwupps, schon handeln auch die anderen so. Ist natürlich praktisch, wenn Derjenige dann in einer Position ist, dass gleich ganz viele Menschen so handeln können.
Ungleich schwieriger ist es vermutlich, diese wohlwollende Position auch gegen die Realität zu halten. Gegen all die schlauen Einflüsterer, deren Rolle und Position maßgeblich davon abhängt, welche Schwierigkeiten in der Zukunft sie bedacht haben und darauf hingewiesen haben. Das Leben, so wird oft weise gesagt, lehrt einen, vorsichtig zu sein. Das ist wahr, aber es könnte einen auch lehren, dass man offenbar mit Vielem fertig wird, sonst könnte man das ja gar nicht mehr sagen, oder? Im Rahmen dieser Begegnungen durften wir auch eine besonders schöne Führung in den Uffizien erleben und relativ ungestört einige der größten Meisterwerke der Malerei betrachten. Da diese Werke entstanden, ja gewachsen sind und nicht in einer Millisekunde durch einen Fingerklick produziert werden konnten, sondern Zeit und Talent und auch Geld erfordert haben, war es wichtig, möglichst viele Informationen hinein zu packen. So sind in einem Bild von Botticelli 190 verschiedene Blumenarten, von denen es 140 heute noch gibt. Das muss man sich mal vorstellen, so eine Detailtreue und dann noch bedenken, wer welche Handhaltung hat und warum!
Egal, ich schweife ab. Was ich zum Ausdruck bringen möchte, ist lediglich Folgendes: Einflussreiche Menschen, ob Politiker oder Künstler, werden als solche bezeichnet, weil sie Einfluss auf andere Menschen und – so scheint’s – den Lauf der Dinge haben. Sie werden von denselben Impulsen gesteuert wie „normale“ Menschen und somit sind wir alle auf unsere Art einflussreich und sollten uns unserer Motive und Handlungen sehr wohl bewusst sein. Vielleicht überdauern sie wie diese herrlichen Gemälde auch unsere Lebenszeit und beeinflussen noch weit nach unserer Lebenszeit andere Menschen.
Mit Erstaunen habe ich erst in den vergangenen beiden Jahrzehnten festgestellt, daß es durchaus mir nahestehende Menschen gibt, die bereit sind mich zu zitieren oder gar Vorgelebtes nach meinem Weggang als gut zu akzeptieren und in das eigene Leben zu integrieren. Ich habe auch gelernt mich in Gesprächen einer angenehmen Wortwahl zu befleissigen und bin froh darüber, trotzdem verstanden zu werden. Auch habe ich durch die sehr verehrte Bloggerin und meinen Fußballgott viele Dinge gelernt. Zum Beispiel fast furchtlos meine Meinung zu sagen und zu vertreten, denn das ist immer eine Gratwanderung und ich stelle fest, durch eine absolute Anpassung kann man zwar mit den meisten Menschen den von mir so verhassten Smalltalk machen, aber man gewinnt überhaupt nichts und bekommt von seinem Gegenüber nie eine wirklich ehrlich Meinung zu hören und nie einen Eindruck von seinem Gesprächspartner. Sicher ist es eine Gratwanderung eine gesellschaftspolitisch unpopuläre Meinung zu vertreten, aber, ich stelle immer häufiger fest, wenn Einer anfängt, trauen sich viele!
Nun, ich denke, dass die Weisheit seine Meinung sagen zu können und vor allem zu dürfen erst ab einem gewissen Alter eintritt. Ich habe dieses Alter, merke aber immer öfter, dass die meisten Menschen die offene Meinung gar nicht hören wollen. Ich würde mich nun nicht als sehr weisen Mensch bezeichnen, habe aber schon eine gewisse Lebenserfahrung, die mich dazu verleitet, meine Meinung zu sagen. Erst denken, dann sprechen habe ich früher immer gehört, weil ich halt schnell mal einen Beitrag parat habe. Ich denke viel nach, mei und irgendwann muss das halt alles raus. Beängstigend ist doch, dass manche Leute zu wenig nach denken und andere mit ihren Parolen zu Handlungen hinreißen, die gar nicht Ihrer Meinung entsprechen. Ich denke da mal kurz an die Briten!
Also Mare, laß Dich nicht bremsen, sage Deine Meinung, die meisten Leute sind einfach zu bequem sich mit abweichenden Aussagen zu befassen. Es doch leicht, eine Tageszeitung zu zitieren. Sei tapfer und mach weiter. Du weißt doch, weil der Klügere nachgibt, wird die Welt von den Dummen regiert. Das muß nicht sein.