Saufreches Federvieh

Gestern war ich mal wieder in unserem wunderschönen Stadtwald, einfach ein bisschen laufen, atmen, chillen, wie junge Menschen sagen würden. Das ist mir schnell vergangen. Als ich am Seeufer vorbeigegangen bin, saßen verschlafene, verträumte und faule Enten und Gänse an seinem Ufer und anstatt zumindest anstandshalber davonzufliegen oder wenigstens zu watscheln, haben sie mich ordentlich angefaucht und mir ihre langen Hälse mit weit aufgerissenen Schnäbeln entgegengereckt. Darinnen scharfe Zähne und böses, zischendes Fauchen. Für einen kurzen Moment ist so ein Schaudern, fast schon eine kleine Panikwelle in mir hochgekrochen, denn es waren viele große Gänse und nicht umsonst wurden sie als Hüter von Kapitol und altem Rom eingesetzt. Nun ja, ist gut gegangen.

Heute Morgen dann auf dem Balkon, nein eher in der Küche, höre ich ein erstaunliches Geraschel und Getöse und dachte zuerst, das seien die Bauarbeiter oder ein Rasenmäher oder irgendein anderer Mensch, der ein Gerät gefunden hat, mit dem er Lärm machen kann. Als ich ihm nachgegangen bin, habe ich auf der etwas herausgelassenen Markise Kampfgeräusche vernommen und mich doch sehr gewundert. Karl und Gertrud hatten bislang immer nur rumgeschnäbelt und fliegen oftmals – ob als Täuschungsmanöver oder weil sie nun andere Balkone verschmutzen – im Tiefflug an mir vorbei. Glaubt man den Spuren auf der Markise tun sie das leider nicht immer, aber jedenfalls sind sie nicht mehr dauerpräsent. Weder auf meinem Balkon noch in meinem Blog.

Als ich zornig und laut rufend gegen die Markise geschlagen habe, war lautes Rascheln und Kruschteln zu vernehmen und es sind auch Federn geflogen und dann kamen drei Tauben mit hochroten Köpfen leicht seitlich darunter hervor, offenbar hatten sie sich ein wenig verkeilt, denn es flogen immer mehr Federn und die Bewegungen wurden immer hektischer. Ich war mindestens so empört wie diese Viecher und ganz ehrlich frage ich mich: was soll mir dieses freche Viehzeugs sagen? Dass sie keine Angst mehr haben vor mir? Vor den Menschen im Allgemeinen? Das wäre ja noch schöner. Auffällig ist allerdings, dass die Vögel und damit meine ich sämtliche vor meinem Fenster unfassbar laut rumtschirpen und singen. Vielleicht haben sie auch nur den Schnabel voll von diesem kühlen Sommer, der offiziell ja heute anfängt.

2 Gedanken zu „Saufreches Federvieh“

  1. Die armen Piepslein bei der sehr verehrten Bloggerin. Das kann man doch nicht machen, immer mit Gebrüll auf den Balkon stürzen, die fallen ja mal vor Schreck vom Balkon. Mutig sind sie ja, wissen ganz genau, dass sie äußerst unwillkommen sind, ignorieren selbiges aber tapfer und versuchen den Nestbau immer wieder. Und das mit dem Wetter, jetzt kommt erst mal nächste Woche Montag der Siebenschläfer. Und dann sieben Wochen lang sein Wetter. Bis dahin sollten die kleinen Vögel fliegen können und ich glaube, deshalb plärren die Altvögel so rum, weil die Kleinen auf den Ästen sitzen und Angst haben. Flugangst, Höhenangst, warum das nicht auch bei Vögeln? Weil, wenn sie mal unten sind, wie sollen sie dann wieder rauf? Also ich würde mir das auch lange überlegen, naja, ich kann ja nicht mal richtig laufen das wird auch noch was, bis ich meine Angst verliere……

  2. Wahrscheinlich geht in diesem Stadtwald niemand mehr spazieren und die Gänse und Enten haben die Herrschaft übernommen. So wird es auch bei den Vögeln auf dem Balkon sein, die dachten halt auch, weil nie jemand raus kommt bei dem Wetter, gehört er jetzt eben uns. Ich war letzte Woche in einem Park an einem See und habe mich erstmal gefreut über die Herde Wildgänse. Irgendwie vermitteln Sie einem Freiheit àla Nils Holgerson. Als ich dann mit meinem Hund über die Wiese gelaufen bin und lauter braune Würstchen da lagen, habe ich mich wirklich sehr geärgert, da dieser Park ja dem Menschen zur Erholung dienen soll und nicht den Vögeln.

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