Un Raggi(o) di sole – ein Sonnenstrahl in Rom

Politik, Sport und Weltgeschehen besprechen wir hier zum Wohle aller eher in homöopathischen Dosen. Keiner mag sich gerne ärgern, wenn er einen Blog aufmacht. Wenn aber ein solches Ereignis in der Stadt, die einen großen Teil der Beiträge hier motiviert, eintritt, dann müssen wir darüber sprechen. Rom hat eine Bürgermeisterin. Und ich oute mich an dieser Stelle als Frau, die überzeugt ist, dass Frauen Vieles einfach, zügig und organisiert angehen und wenig Energie und Zeit in Selbstdarstellung stecken. Für Rom ist genau eine solche Haltung lebensnotwendig. Nicht überlebensnotwendig, das stellt die Stadt seit Jahrtausenden eindrucksvoll unter Beweis, aber allein die vielen Motorinifahrer würden es ihrer neuen Lupa danken, wenn Steuergelder auch mal in nachhaltigen Straßenbau gesteckt würden und nicht nur als kosmetische Maßname unter Spezln gemacht würden, die ein Kieswerk oder eine Sandgrube haben und denen man keinesfalls das Mischungsverhältnis von günstigen und weniger günstigen Zutaten zum Asphalt vorschreiben möchte.

Dass Signora Raggi auch noch den aussagekräftigen Vornamen Virginia, trägt, gibt noch mehr Anlass zur Hoffnung und leicht ist zu erkennen, dass Rom nach der konstanten Verschlechterung der letzten Jahre soweit ist, sich jenseits von Kompetenz auch an solche Strohhalme zu klammern. Weil es – selbst in den wenigen Jahren und der recht kurzen Zeit, in der ich in dieser Traumstadt leben darf – offensichtlich geworden ist, dass die Stadt in einem schlammigen, klebrigen Abwärtsstrudel ums Überleben kämpft. Rom war schon einmal in seiner Geschichte fast in die Bedeutungslosigkeit versunken. Schafherden sind damals durchs Forum Romanum mäandert, keiner hat mehr einen Pfifferling für die ehemals so große Stadt gegeben. Ich würde mir so sehr wünschen, dass all die Steuern, die erstaunlicherweise ja doch zusammen kommen, für Infrastruktur und Soziales verwendet werden und nicht ausschließlich in widerlich verdreckte Kanäle fließen.

Signora Raggi ist jung genug, hat einen Sohn, dem sie ein Leben in der schönsten Stadt der Welt ermöglichen möchte und interessiert sich nach eigenen Aussagen nicht übermäßig für Politik und wenn sie mit genau dieser Schubkraft antritt und es schafft, sich gegen alles, was ihr in den Weg geworfen wird, zu wehren, es nicht wahrzunehmen oder zu sehen, dann könnte sie tatsächlich die neue Wölfin von Rom werden. Meine Mutter sagt jedes Mal, wenn wir vom Flughafen nach Hause fahren, sie möchte nicht Bürgermeister in dieser Stadt sein. Ich hoffe, Virginia Raggi will eine Bürgermeisterin sein.

2 Gedanken zu „Un Raggi(o) di sole – ein Sonnenstrahl in Rom“

  1. Genau! Frauen an die Macht! Ganz ehrlich, ich habe es erst nicht geglaubt, dass wirklich eine Frau in einer italienischen Stadt und dann auch noch Rom als Bürgermeisterin gewählt wird. Nun habe ich durch die Berichte der lieben Bloggerin öfter über den desolaten Zustand dieser Stadt gehört. Und natürlich auch selber erlebt, wobei dieses Schicksal ja gerade in unserer Zeit mehrfach große Städte ereilt. Ich versteh gar nicht, wo dieses Geld immer hingeht. In Rom soll das ja wohl alles schon intern verballert werden, ohne dass die Öffentlichkeit damit belästigt wird. Ich wünsche der jungen Dame viel Glück und Rückhalt, damit sich mal was ändert.

  2. Ein beklagenswerter Zustand ist die Tatsache, dass in den Tüten mit angeblich 200 gr. Pfefferminz nur drei vier klitzekleine Würfelchen drin sind. Selbige kann man locker in einem Rutsch essen. Man will nicht klagen, aber Hallooooo?

    Dass in Rom nun eine Frau das Sagen hat, ist wunderbar. Hoffentlich ist sie vor der Wahl im Winter mal mit dem Fahrrad durch Roms Aussenbezirke gefahren. Dort hätte sie kleinwagengroße Schlaglöcher, Wohnwagensiedlungen, Blechhütten mit zeltähnlichen Verbauungen und noch so Allerlei sehen können. Außerdem Müll in unvorstellbarem Ausmaß! Einfach Elend, Menschen die im Elend leben gesehen und natürlich sich auch vorstellen können, dass das Anlaß zu Kriminalität gibt. Ich persönlich kann nicht ermessen, wo man da anfängt, als Hausfrau hat sie wahrscheinlich keine Praxis und die Mannschaft, die ihr zur Verfügung steht, ist bequem und korrupt und desinteressiert. Jeder versucht nur seine Pfründe zu retten. Angst um ihr Leben muss sie auch haben. Man darf ja nicht darüber reden, aber ihre größte Aufgabe wird es sein, dass das durchaus vorhandene Geld in die richtigen Kanäle fließt. Aber warum soll es nicht funktionieren, wenn man bedenkt, in wie vielen von Männern dominierten Ländern in Asien Frauen regieren, dann wäre es ja gelacht, wenn das in Rom zusammen mit dem Papst nicht funktionieren würde.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert