Vorher Nachher

In Frauenzeitschriften gehört die Rubrik „Vorher Nachher“ gemeinsam mit Wunderdiäten zu den wichtigsten und am liebsten gelesenen. Man kann sich so schön in die „Alles ist möglich“-Welt hineinträumen und darin verlieren, dass man auch selbst nicht täglich die Haare hochzwirbeln müsste und vielleicht ein kesser Faltenrock mit Riemchenschuhen und Tupfenshirt eine prima Option wäre, sich mal ganz anders zu fühlen. Ohhhh ja. Persönlich finde ich an diesen Veränderungen immer recht fragwürdig und auch betrüblich, dass sie offenbar wenig an den natürlichen Gaben der jeweiligen Damen übrig lassen. Die wenigsten dürfen ihre Haarfarbe behalten und auch beim Schminken wird ordentlich hingelangt. Ganz so, als müsste der Natur schon gehörig nachgeholfen werden, damit das noch was wird.

Aber es gibt natürlich auch andere, weniger leichte Vorher und Nachher. Der Tod eines Menschen, eine schlimme Diagnose, ein Unfall. Das sind dann die sogenannten Life Changing Events, die die vorherige Zeit meist in die sorglose und die nachherige in die sorgenvolle Zeit einteilen. Oder in die Zeit, in der man etwas weiß, was man vorher noch nicht gewusst hat. Eltern teilen ihr Leben ganz sicher in das vor und nach bzw. mit Kindern ein. Nichts ist mehr so, wie es war. Und oft wird das Leben vorher wehmütig und vorwurfsvoll betrachtet, weil es nicht genügend geachtet, genossen, gelebt worden ist. Oder das Leben hat in einem Nachher erst einen richtigen Sinn bekommen. Auch möglich.

Wie schnell so ein Nachher kommen kann, mussten wir leider im Bekanntenkreis erleben. Man erlebt es im Laufe eines Lebens immer wieder, aber dieses Nachher ist so brutal und abrupt, dass es schon alleine deshalb besonders ist. Es beinhaltet Veränderungen, Schönfärbereien und vielleicht müssen auch Haare gelassen werden. Das beste, weit in der Ferne liegende Ziel wäre, die Veränderung, auch eine Typveränderung anzunehmen, sich mit dem neuen Lebensstil zu versöhnen und unabhängig vom Styling der jeweiligen Experten einen neuen Stil zu erlernen und ihn zu seinem eigenen machen. Zu seinem eigenen Vorher oder noch besser zu seinem eigenen Jetzt.

3 thoughts on “Vorher Nachher

  1. Das ist ein wunderbarer Blog, denn er ist täglich aktuell. Es gibt zu jeder Stunde des Tages ein vorher und nachher. Und je älter wir werden, umso schwieriger wird es, sich zu merken, ob man sich die Haare schneiden hat lassen, nachdem man ein neues Pferd gekauft hat oder doch erst als die Oma gestorben ist. Eigenartigerweise kann man sich einschneidende Dinge so besser merken, unabhängig vom Datum. Obwohl ich schon auch ein Datumsfreak bin, aber mittlerweile laufen mir die Zahlen davon, es sind einfach zu viele. Es gibt ja auch Dinge, die ich mir gar nicht merken will, aber die sind festgebrannt in meinem Kopf mit Zahl und Wetter und wer dabei war, die werde ich nie mehr los. Besser gefällt mir die Rubik in einem bekannten Journal, ebenfalls vorher und nachher aber mit 5 kg oder 14 kg plus. Woher die das so genau immer wissen?! Ich wäre stocksauer, wenn ich da auftauchen würde. In jedem Fall haben wir durch meine nimmermüden Aktivitäten einen neuen Fixpunkt bekommen und werden zumindest dieses Jahr danach einteilen. Blöderweise.

  2. Ja das vorher und nachher Gefühl kenne ich nun leider auch schon. Sei es nun schwere Erkrankung, Tod, Kinder, ich habe mittlerweile alles erlebt. Nun weiß ich nicht, wie das alles hat passieren können. Eigentlich fühle ich mich noch gar nicht so alt, aber wahrscheinlich hat es damit auch nichts zu tun. Ja da sitzt man im Wartezimmer beim Arzt und einen Wimpernschlag später ist die Welt komplett verändert. Gut, das mit den Kindern hat länger gedauert und mit einem Wimpernschlag hat eine Geburt auch nichts zu tun, aber auch da ist plötzlich alles anders. Nun hoffe ich, dass die schönen Momente in unser aller Leben in nächster Zeit uns ein vorher und nachher bescheren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert