Frauen, die Tassen mit zwei Händen halten

Es gibt Begriffe, die in einer Runde genannt werden und die Zuhörer polarisieren. Die Einen wissen noch in der Sekunde, in der man es ausspricht, was gemeint ist und schnappen fast über vor Begeisterung, dass sie nicht alleine mit dieser immer abartig geglaubten Abneigung, Vorliebe, was auch immer sind und den Anderen muss oder müsste man es lang und breit erklären, was wenig Sinn macht, denn sie liegen nicht auf einer (Empfindungs) Ebene und durchs Erklären verliert die Sache ihren Witz. Mir ging das schon öfter so, dass ich mich der teils selig, teils einsam machenden Idee hingegeben habe, mit einer Meinung alleine dazustehen. In meinen jungen, romantischen Jahren, in denen ich wie die meisten Anderen auch, Hesse verschlungen habe, war ich bei manchen Büchern zu Tränen gerührt, nicht alleine mit meinen Überlegungen zu sein, bei philosophischeren Werken hingegen fast schon empört, dachte ich doch, der Gedanke käme aus mir und zwar nur aus mir. So geht es wohl den Erfindern, die gleichzeitig an zwei diametral liegenden Orten der Welt eine nie dagewesene technische Neuerung erfinden, nur um dann festzustellen, dass der Gegenspieler, von dem sie ja nicht mal was wussten, ums „Muckensäckerle“ schneller war. Ärgerlich.

Aber wir schweifen ab. Was ich eigentlich sagen wollte, nein eher fragen wollte: Kennt außer mir noch jemand diese Frauen, die Tassen immer mit zwei Händen halten? Denen die Pulloverärmel immer bis zur Mitte der Finger reichen? Denen bei V-Ausschnittpullis immer eine Schulter runterrutscht? Geht es nur mir so, dass ich mich frage, warum man eine Kaffeetasse um Himmels Willen nicht mit einer Hand festhalten kann und ob darin vielleicht doch eine subtile oder weniger subtile Botschaft enthalten ist, ebenso wie in den verschwindenden Händen unter Pulloverärmeln? Die Kombination zwischen Tasse leicht von unten halten, Ärmelrand an die Tasse stoßend und dann noch pustend kommt übrigens auch häufig vor und ist gerade dazu angetan, dass meine Mundwinkel sich ein wenig verziehen.

Mir ist natürlich völlig klar, dass ich in mich gehen müsste, da das Mundwinkelverziehen ja aus mir kommt, weil die Tassen-Ärmel-Kombination irgendetwas in mir zum Schwingen bringt. Und weil ich durchaus über Selbstkritik verfüge, will ich nicht vorenthalten, dass dieser Blogeintrag von einer Frau geschrieben wurde, die in Windeseile ein knappes Kilo Kirschen mit einem alkoholfreien Weißbier runtergespült hat, dies schon mehrmals getan hat, immer über die krampfartigen Folgen gejammert hat und leider dennoch nichts dazu gelernt hat. Vielleicht geht es ja diesen Frauen auch so und sie wollten sich schon immer einen Pulli in der richtigen Größe kaufen und eine Tasse mit zwei Henkeln, sind aber einfach noch nie dazu gekommen. Wer weiß das schon?

2 Gedanken zu „Frauen, die Tassen mit zwei Händen halten“

  1. Heute in meiner Küche, als die sehr verehrte Bloggerin mich wieder mal mit ihren Kochkünsten verzaubert hat, haben wir das Blogthema besprochen und aufatmend festgestellt, dass wir beide die gleiche Dame meinen und kennen und sonst keine. Die Internationalität dieses Blogs verbietet es mir, näher auf die Umstände einzugehen, aber es ist schon drollig, was einen alles mit diesen Eindrücken verbindet. Und das mit den über die Schulter rutschenden Pullis und den zu langen Ärmeln soll ja nur signalisieren, schau mal ich bin so zart und klein, ich werde nicht mal mit diesem Monstrum fertig. Mir passiert das leider nicht, nicht mal jetzt, wo es so modern ist, derart nachlässig durch die Gegen zu schlurfen. Habe es schon mal versucht, aber was soll ich sagen, dann schauen die Träger vom Unterhemd raus, weil ich immer kalt habe und so alte faltige Schultern verführen auch nicht mehr dazu mich auf die Schulter zu küssen. Müßte mal den Fußballgott dazu auffordern, aber selbiger hat derzeit viel Arbeit in der Küche und am Bügelbrett. Und das geht vor!

  2. Ich kenne solche Frauen, aber natürlich nicht die, die außer mir jedem bekannt ist. Ich hasse diese Frauen, die auf hilflos und schwach machen, meistens haben sie auch die passende Stimme. Leider muss man sagen, dass dieses Verhalten von Männern konditioniert wurde, weil sie damit sicherlich schon Erfolg hatten. Dies sind auch die Frauen die immer Salat essen und nie den Teller leer, weil sie schon so satt sind. Ich liebe Frauen, die zügellos sind, die wissen, was sie wollen und vor allem wissen, dass sie auch ohne Männer leben können „a gstandenes Vollweib“ halt!

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