Lauter Entdeckungen

Heute scheint endlich die Sonne und fast bin ich verleitet, alle meine Sommerkleider, die ich seit über einer Woche nutzlos mit mir durch Europa schleppe im Stundentakt anzuziehen. Vor lauter Empörung über das mistige und lausekalte Wetter der letzten Tage habe ich heute Morgen – trotzdem wir gestern bis zehn Uhr abends draußen sitzen konnten, ja, ich weiß, undankbar! – einen schwarzen Rock und langärmligen Pulli angezogen und bin in den strahlenden Sonnenschein getreten. Beim Skifahren scheint ja auch oft die Sonne und keiner hat ein Sommerfähnchen an. Eben. Als ich dann nach einer Stunde erneut das Haus verlassen musste, habe ich mich doch verleiten lassen und eines der ungeduldig im Koffer quengelnden Kleider rausgezupft und es halt mitgenommen. Es war – ungerechterweise, aber so ist das Leben eben – dasselbe, das auch schon ans Meer durfte. Es lag günstig oben auf, bzw. war nicht in Papier eingeschlagen. So einfach kann’s manchmal sein.

Hat es mir Glück gebracht? Ja! Definitiv. Denn beim Zurückgeben einer weißen Bluse (wir brauchen nicht drüber sprechen, welche Odysseen auf der Jagd nach der richtigen weißen Bluse durchlebt werden müssen!) habe ich eine Wahnsinnsentdeckung gemacht, die treue Blogleser sicherlich ebenso in Aufregung versetzen wird wie mich. Mein Nagelstudio hat eine Dependance neben einem meiner Lieblingsläden eröffnet. Da ich nämlich an dem fast immer vorbeischieße, muss ich den Blick streng nach oben richten, um die Geschäftsschilder zu lesen und da stach es mir ins Auge: Bel Ange Paris. Ich hätte sowieso hinlaufen müssen, weil dieser elendige Hausputz vor der Abreise kleine aber unschöne Schäden an meinen roten Fingern angerichtet hat oder es kommt vom unermüdlichen Tippen meiner Artikel, das kann natürlich auch sein, wäre aber ganz fürchterlich, wenn man’s bedenkt. Die Maniküre beim letzten Mal war keinesfalls so ausgefallen ist, wie ich es mir vorstelle, weil ich es auch so gewohnt bin, war ich noch mal froher, dass mein Abo ausgelaufen war und ich eine Alternative – übrigens machen die KEINE Abos! – gefunden habe.

Inzwischen arbeiten nämlich auch in diesem Laden nur Asiatinnen, die unter einem Wahnsinnsdruck stehen, nur ja schnell und ohne jegliche Pause zu arbeiten. Das ist schon schlimm genug in Augsburg, wo eine regelrechte Organisation hinter den Nagelartistinnen steht, aber bei einem „normalen“ Studio möchte ich nicht das Gefühl haben, ein übler Sklaventreiber zu sein, zumal auch das Preis das nicht rechtfertigt. Egal, ich konnte den Nagel richten lassen, eine Bluse umtauschen und dabei feststellen, dass die Verkäuferin, die mich vorgestern schön auf Französisch hat stottern lassen, sehr wohl Englisch spricht, allerdings in etwa so wie ich Französisch. Hätte ich nicht zehn Minuten vorher eine so erfreuliche Entdeckung gemacht, ich hätte mich tatsächlich geärgert. Bin froh, dass ich zwischendurch noch ganz normale Dinge wie arbeiten machen kann. So viel Aufregung und emotionales Auf und Ab wäre wirklich nicht auszuhalten.

4 Gedanken zu „Lauter Entdeckungen“

  1. Das kenne ich, die falschen Kleidungsstücke auf Reisen mit mir zu führen. Wenn ich nur an unsere Reiturlaube um diese Jahreszeit denke, entweder eiskalt und Sommerzeug dabei oder glühend heiß und dicke Pullis. Es ist deprimierend, da es immer Menschen gibt, die scheinbar vom Nachbardorf angereist sind und exakt nach Wetterlage gekleidet sind. Vor einigen Jahren als ich mal wieder in einer Reha war, scheint bei mir ja Standard alle paar Jahre zu werden, war es sehr sehr kalt im Mai und Anfang Juni. Meine sehr verehrte Bloggerin hatte denn doch Erbarmen mit den anderen Rehateilnehmern und hat mir einige meiner Pullis gebracht. Sie meinte nur, ich würde sonst als die Frau mit dem beigen Pullover in die Analen des Hauses eingehen. Aber auch mein Fußballgott kam heute herbstlich warm gekleidet mit rotem Kopf vor schwitzen zu mir. Was sage ich immer shit happens.

  2. Also ich würde gerne auch mal in Paris eine Maniküre bekommen, nachdem ich vorher den Abend bis 10 Uhr draußen verbringen durfte. Nun ja. Bei mir scheint es so, dass immer, wenn der Garten wieder auf Vordermann gebracht ist, das Wetter schlecht wird und man ihn bei 12 Gradvon drinnen bewundern kann! Also Jedem das seine! Heute schwitze ich wieder beim Unkrautzupfen ich gehe davon, aus dass es morgen wieder schlecht Wetter wird, wenn halt wieder alles in Ordnung gebracht ist. Also Nagellack wäre auch vollkommener Blödsinn gewesen!

    1. Ich finde, wenn man einen Garten hat, den man in Ordnung bringen kann, braucht man sonst gar nichts! Auch keine Maniküre. Vielleicht eine wattierte regendichte Jacke zum draußen sitzen….

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