Exkurs WM: Italien – England

So, also wir haben gestern eine Hochzeit unter fadenscheinigen Vorwänden frühzeitig verlassen, um dann festzustellen, dass – huch (eine kleine Anlehnung an das Wort zum Sonntag in der Halbzeitpause) – Italien zufällig in zwanzig Minuten spielen wird. Gerade rechtzeitig, um in den Lift zu steigen, den Mönchsberg runterzufahren, ins Hotel zu eilen, schnell zu duschen und sich dann aufzuregen, dass das die schwächste Squadra seit Langem ist und wen um Himmels Willen der Trainer denn da aufgestellt hat.
Ich möchte kurz einfügen, dass ich mit diesem Mann schon Zug gefahren bin und mein Mann ihn sogar gegrüßt hat. Mir ist – man kennt meine erschreckende Oberflächlichkeit in Bezug auf ausländische Prominenz inzwischen ja – er auch aufgefallen, aber nur, weil seine ….“Nichte“….wahnsinnscoole Turnschuhe anhatte. Und ich möchte anmerken, dass mein Mann ihn dadurch auch erst am Bahnsteig bemerkt hatte. Eben genau wegen meiner modischen Aufmerksamkeit. Ist doch schön, wenn man es im Leben so weit gebracht hat und von einem Paar bunter Turnschuhe ausgestochen wird. Es war alles in allem recht ähnlich wie bei Harrison Ford.
Ich bin dann erstaunlicherweise doch über diesen Dramen eingeschlafen, denn es war bereits drei Stunden über meiner normalen Schlafenszeit. Carrie weiß das und ist so nett, ewig zu warten, bis sie selbst darüber schreibt.
Was kann man also über dieses Spiel sagen:
1. Man kannte gar nicht alle Spieler und der Buffon ist auch noch verletzt
2. Kann ja gar nichts werden
3. Zum Glück gab es keine gelben Karten
4. Wie vorausschauend, dass man wochenlang in der Saune trainiert hatte
5. Es war ein Spiel in der Amazonashölle mit einem langsamen Tempo
6. Es war ein gutes Spiel
Mehr ist aus meinem Mann nicht herauszubekommen. Der Aberglaube hat ihn fest im Griff, aber ich bin bei diesen Zeitverschiebungen mehr denn je auf seine Präsenz und natürlich auf seine Kommentare angewiesen. Ich bleibe dran. Denn es gibt doch nichts Schöneres als Fußball und Frauen, die was davon verstehen. Im Übrigen: Was sind denn das für bunte Turnschuhe, die man jetzt so häufig sieht? Wahrscheinlich hat das Mädel am Bahnhof nämlich genau solche angehabt und ich bin eben doch der Oberchecker mit dem richtigen Riecher.

2 Gedanken zu „Exkurs WM: Italien – England“

  1. Fußball hat mich eigentlich immer nur ein ganz klein wenig interessiert. Aber dort oben im Rhein-Maingebiet, wo ich fast 30 Jahre gelebt habe, da brauchte ich etwas, um mich bei todlangweiligen Weinproben oder gar ewig dauernden Weinproben mit Diner, etwas im Smalltalk zu profilieren, wenn ich schon ständig Wein anstatt anständigem bayerischen Bier trinken musste. Und die „Lauterer“ hatte ich eh schon immer dick und so ergab sich das. Nun bin ich sehr sprunghaft in meiner Zuneigung bei Weltmeisterschaften. Deutschland logisch, Italien sowieso, wenn Deutschland ausgeschieden ist. Bei diesem prachtvollen genero muß man für Italien sein. Aber jetzt wird es blöde, mein Robben spielt für Holland (wieso hat den noch keiner eingebürgert?) und Holland mag ich eigentlich fußballerisch wegen Cruyff nicht, aber jetzt freu ich mich für mein Robbelchen, wenn er den anderen mal zeigt, wo’s lang geht. Und dann bin ich arg froh, dass ich um spätestens 21.30 in einen komatösen Schlaf falle, so dass mich die Spiele höchstens morgens gegen 5.00 überraschen können. Der Mann meines Herzens, mein Fußballgott, wirkt immer erleichtert, wenn ich keinen meiner doch sehr sachverständigen Kommentare mehr abgebe. Anstatt dass er froh ist, wenn ich losbrülle: Schieß doch!!! Nein, er erschrickt und wacht auf!!! Undank ist der Welt Lohn.

  2. Männer kommen nur sehr schwer damit zurecht, wenn man ihnen eine Abseitsfalle, Blutgrätsche oder Standardsituation erklären muss. Das ist auch genetisch bedingt. Andererseits, wer möchte von einem Mann die A-Linie oder Kitten-Heels erläutert bekommen? Ist schon ein bisschen gendermäßig angelegt die ganze Sache.

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