Taxi!!!

Dass Pariser Taxifahrer ein militantes, intellektuell verbrämtes und anmaßendes Völkchen für sich sind, ist hinreichend bekannt. Sie starten das Taxameter ab dem Moment, in dem sie einen Ruf annehmen. Vorzugsweise tun sie das, wenn sie gerade, sagen wir mal, zu hause losfahren und dieses Zuhause mindestens fünf bis zehn Kilometer vom Ruf des Klienten entfernt liegt. Nur dann macht es für sie Sinn. Sie können dann frohgemut mit einem Anfangsstand von 12,60 Euro beim nervös von einem auf den anderen Fuß hüpfenden Wartenden ankommen. Dann dröhnen sie ihn mit eintönigen Diskussionsbeiträgen im Radio zu oder lassen atonale Freejazzmusik laufen, so dass spätestens dann jeglicher Widerstand gebrochen ist und auch Überlebende eines Folterregimes froh sind, aussteigen zu dürfen. Zu jedem Preis. Das ist Paris und es nimmt nicht Wunder, dass Uber hier spektakuläre Erfolge einfährt. Auch nicht, dass Pariser Taxifahrer lieber den Besseren verdreschen und ihm die Reifen anzünden, als selber besser zu werden. Wo kämen wir denn da hin? Ist schließlich ein Anbietermarkt. Merde alors!

Nicht so in Rom. Dort sind fast alle Taxifahrer und eigentlich fast alle Angehörigen des fahrenden Gewerbes Romanisti, Romafans und damit per se herzliche, grundgute Menschen, mit dem Herz am rechten Fleck und einer gehörigen Portion Mutterwitz. Dass sie bei aller Liebe ab und an mal einen wohlhabenden Japaner, der zuvor kichernd über die lächerlichen Preise bei Prada oder Gucci die Lager leergekauft hat, für hundert Euro nach Fiumicino fahren, bitte – wer könnte da böse sein? Man ist schließlich kein Japaner und mal ganz unter uns: Wenn sie alles so prima günstig finden, dass sie wirklich jede Farbe von einem Modell kaufen, warum soll dann gerade ein redlicher Taxifahrer nicht auch mal zwei Mal die Woche Fleisch für seine Familie auf den Tisch bringen dürfen?! Eine Ausnahme gibt es allerdings auch bei den römischen Taxlern und sie hängt, wie schon erwähnt, meist mit dem Flughafen zusammen. Oder mit einem Hund. Oder mit einer zu geringen Fahrtstrecke. Oder mit der Wohngegend, in die man möchte. Oder dass sie gerade alle zusammen eine Partie Völkerball spielen möchten.

Und so haben wir gestern die Erfahrung gemacht, dass an einem Taxistand vier Wagen ordentlich geparkt und verschlossen standen und ohne Fahrer. Nachfragen in umliegenden Bars haben ergeben, dass man sich bei Gott nicht vorstellen könnte, wo sie seien, aber bei Taxifahrern könne man eh nie wissen und vielleicht würden sie streiken – chi lo sa? Hmpf. Das ist ausgesprochen unbefriedigend und nur der Rom-Bonus hält einen da vom groben Fluchen ab. Zum Glück konnten wir ein anderes Taxi ergattern, dieses allerdings mit einem etwas zwanghaften Fahrer, der auf einer Strecke von zehn Minuten sage und schreibe fünf Mal sein Armaturenbrett mit einem Tuch abgewischt hat, was verständlich war, denn Staub fliegt ja in unerbittlicher Standhaftigkeit durch die Welt und auch durch sein Taxi. Oder vielleicht hat die Roma verloren oder die anderen vier Taxifahrer haben ihn nicht beim Völkerball mitspielen lassen und er kompensiert das mit Zwangshandlungen? Man steckt ja nicht drin.

2 thoughts on “Taxi!!!

  1. Ich möchte hier jetzt nicht klugscheißen, aber ich habe in der hiesigen Presse gelesen, dass irgend jemand in Rom streikt. Habe vergessen wer, aber gleich an die liebe Bloggerin gedacht. Es waren dann ja wohl die Taxifahrer! Das Leben eines Taxifahrers ist ja von wenig Bewegung geprägt und da verstehe ich, dass sie sich ab un an zum Völkerball verabreden. Sehr gute Idee. Als Kind habe ich das Spiel geliebt, damals als Kinder noch auf der Straße spielten und zwei Manschaften a 5 Spieler zu bilden kein Problem war.

  2. Taxi fahren im Ausland ist für uns Deutsche immer ein Risiko. Wir haben ständig Angst, mit einer ungewollten Stadtrundfahrt in die Schuldenfalle getrieben zu werden. Aber Europa ist harmlos. Das Schlimmste habe ich in Dallas erlebt, am Airport, von einem Airporthotel in die Innenstadt und fast unmöglich zurück. Hinzu in die City ging’s ja noch, das Wort City drang durch. Aus der Innenstadt raus zum Hotel, irgendwo am Airport eigentlich nicht möglich. Der Mexikaner verstand überhaupt nichts. Er war aber nicht taub! Er war ein Idiot. Wir haben Blut und Wasser geschwitzt, ebenso in New York, als wir wieder mal zum Flughafen wollten. Das Taxi war riesig, der Kofferraum voll mit kaputten Ersatzreifen, H. mein Engel und ich hatten vier nicht zu kleine Gepäckstücke und dann noch eine Fahrt rund um den eingezäunten Flughafen – der Wahnsinn. Da war dieser Herr aus dem vorderen Orient in Paris in seiner Unverschämtheit vor einigen Jahren fast harmlos. Rom liebe ich, da unsere sehr verehrte Bloggerin die Herren sofort über die Wegemöglichkeiten spekulieren lässt und somit geklärt ist, bei uns geht nix.

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