Der moderne Mann ist eines der Wesen, das abseits von einem Zirkuslöwen mit Sicherheit am artfremdesten leben muss. Er darf in seiner (Büro)Umgebung weder rumbrüllen, wenn es ihm passt, keinen in echt umbringen, wenn er ihn ärgert, nicht pupsen, wenn es angenehm wäre und schon gleich gar nicht mit den Händen essen. Ich möchte an dieser Stelle nicht behaupten, dass alle Männer davon träumen, Solches zu tun, aber ich könnte mir anhand einiger Beobachtungen durchaus vorstellen, dass sich manch Einer ab und zu nach der Weite der Prärie zurücksehnt, wo all dies sanktionsfrei möglich war. Wie ließen sich sonst all die SUVs auf einem der best ausgebauten Straßennetze der Welt erklären? Oder die schreckliche Outdoorkleidung? Oder die Liebe zum Fastfood, das praktischerweise mit den Händen verschlungen werden kann.
Es ist schon so, das Leben eines Mannes macht mehr Spaß, wenn seine besondere Klugheit, Überlegenheit oder Weitsicht gefordert werden. Oder aber zumindest das Wissen, sich in einer Gefahr zu befinden und bestens dafür ausgerüstet zu sein. Und vermutlich hat deshalb eine Firma in meinem Bekanntenkreis einen Sicherheitsbeauftragten eingestellt. Und zwar nicht, damit er schaut, ob die Schuhe auch Stahlkappen haben und alle ihre Helme tragen oder ob der TÜV auch wirklich regelmäßig die Maschinen und Aufzüge wartet. Nein, nein, so einfach liegt der Fall hier nicht. Dieser Sicherheitsbeauftragte ist für die Irrungen und Wirrungen und den gesamten Dschungel der politischen Welt zuständig. Er soll aufpassen, dass keinem der draußen herum irrenden Schäflein ein Übel geschieht, was ich reizend finde. Alleine so unverdrossen seine Schäflein in die feindliche Welt zu schicken, ist kühn und unerschrocken, sie dabei vom Schreibtisch aus bewachen zu lassen, deckt die Sorgfaltspflicht aufs Wirkungsvollste ab.
Und damit auch wirklich keinem was passieren kann, er sich nirgends einschließt, verdurstet, Augentropfen dabei hat oder eine Schere, um sich von den Kabelbindern von Terroristen oder Entführern zu befreien, wurde den Mitarbeitern ein Überlebenskit an die Hand gegeben. Das soll immer mitgeführt werden, was schwierig ist, weil es nicht durch alle Sicherheitskontrollen kommt, aber wer braucht schon wirklich diese Schere? Ein echter Kerl beißt das Zeugs doch eh durch und faucht danach alles weg, was nicht bei drei auf dem Baum ist.
Das glaub ich nicht, dass das für Männer gemacht worden ist. Mein Mann fragt nicht mal nach dem Weg, wenn er etwas nicht findet. Männer sind Jäger und Sammler und waschen sich, wenn es sein muss, am Wasserfall oder Fluss. Dies scheint mir eher für Frauen gemacht zu sein, deren Handtaschen ja immer größer werden. Ich habe eine Freundin deren, Tasche schon immer sehr groß und schwer war und im Notfall auch als Totschläger verwendet werden könnte. Die hat alles dabei, was man so brauchen könnte, Schere, Nähzeug, Globoli, Schmerzmittel, Blasenpflaster usw. Eigentlich haben wir das nur sehr selten benötigt, aber wenn, dann hätte sie es dabei. So ein Notfallkit würde ihr bestimmt gefallen. Leider ist es heute so, dass man auf seine Mitarbeiter aufpassen muss, nein wir alle müssen auf uns aufpassen, irgendwie geht alles nicht mehr so leicht und immer hängt eine Wolke Angst über einem. Vielleicht hilft da so ein Sicherheitsbeauftragter! So, nun werde ich mir meinen Sonntag versüßen und zur Kirschblüte fahren, nein, nein nicht nach Japan, wir haben die in Bonn und die Japaner kommen jetzt zu uns, um sie zu sehen. Was für eine verrückte Welt!
Eine der größten Leistungen der Frauen war und ist sicher die Domestizierung des Mannes. Es ist immer wieder erstaunlich, wozu Frauen fähig sind. Sie schrecken nicht vor den wildesten, ungewaschensten und raubeinigsten Kerlen zurück. Wenn dieser gefällt, dann gehts los mit den Daumenschrauben und Kabelbindern und da hilft auch kein Nagelscherchen für den Mann, um sich daraus zu befreien, da hilft nur Unterwerfung und Demut und Beten. Denn um andere Dinge muss er sich zukünftig nicht mehr sorgen, denn das macht die ihn bis in alle Ewigkeit liebende Frau! Sie hält alle Gefahren wie zu teure Autos, Blondinen, fettes Essen, durchgemachte Nächte von ihm fern und sagt ihm haargenau, was er zu tun hat. Wenn er das befolgt, hat er ein Paradies auf Erden.