Fleisch aus deutschen Landen

Ich war so lange nicht mehr in Paris, dass ich richtiggehend Sehnsucht habe. Aber nicht jede Sehnsucht macht blind. Mich und mein Herz trübt nichts so leicht. Zwar vergesse ich immer wieder, dass unser lieber Massimo ein recht gemütlicher Schlendrian sein kann und dass ich das Bettenbeziehen aufs Zurückkommen verschoben habe, was ich aber nicht vergesse, ist, dass Pariser Metzger einen gänzlich anderen Umgang mit Fleisch pflegen als ich es mag. Man bekommt zwar ein recht ordentliches Filet, muss aber mindestens ein Drittel mehr bezahlen, weil es nicht ordentlich geputzt wird. Es hat dicke weiße und zum Teil harte Fettteile dran und wenn ich mich erkühne, auf französisch darum zu bitten, dass es entfernt wird, werde ich entweder nicht verstanden oder mir wird mit nachsichtigem Blick mitgeteilt, das gehöre doch so wegen des Geschmacks. Tant pis, wie der gepflegte Franzose sagt, bringe ich mir halt mein Rindfleisch aus Bayern mit. Wir sind eh netter mit den Tieren.

Und weil ich nicht so viel Gepäck habe diesmal und mich sowieso über die gesalzenen Obst- und Gemüsepreise ärgere, nehme ich Teile meines eh vollen Kühlschranks eben auch mit. Also werde ich morgen mit einem hübschen Tragetäschchen voller Köstlichkeiten in die Hauptstadt der Gourmets reisen und mich freuen. Vielleicht flattert mir ja noch ein Huhn über den Weg, dann könnte ich es malerisch in einen Korb packen und wie die russischen Bauersfrauen reisen. Die wussten schon, warum. Als ich das meiner Metzgersfrau erzählt habe, bzw. sie um Rat beim Transport gefragt hatte, hat uns das auf eine völlig neue Ebene des gegenseitigen Einverständnisses katapultiert. Sie hat mal zehn Jahre in Straßburg gelebt und was sie da erleben und beobachten konnte, hätte uns noch weit bis über Feierabend beschäftigt, wären nicht störende andere Kunden hinter mir gewesen.

Schlagartig bin ich von einer ziemlich netten Kundin, wegen der man auch mal andere von der Kollegin bedienen hat lassen, zur erklärten Lieblingskundin hochgeschossen und ich denke, wir werden noch recht häufig über das Thema sprechen. Gar nicht genug konnte sie meine Klugheit und meinen Patriotismus loben, der ja nicht aus Vorurteilen, sondern der Erfahrung genährt ist. Als sie gehört hat, dass mein armer Mann dort sogar für länger leben und arbeiten muss, hat sie mir gleich noch eine Leberwurst und einen Bergkäse eingepackt, damit „der arme Kerle was zum Essen hat, wenn Sie scho ned da sin.“ Sollte sich morgen also mal wieder jemand vor den Zug werfen, könnte ich es recht lange aushalten. Gott bewahre!

3 thoughts on “Fleisch aus deutschen Landen

  1. Ich sehe die sehr verehrte Bloggerin vor mir, allerdings mit Huhn und an einem Spazierstock hängend, mit zusammengebundenen Hinterläufen einen Lapin. Wein würde ich ebenfalls empfehlen, da auch in Frankreich viel Übles verkauft wird. Wirklich eine gute Idee, das alles mitzunehmen, es erinnert mich ein wenig an das Fresspaket, das meine Mutter mir vor 53 Jahren auch nach Paris geschickt hat. Z.B. Scheibletten, eingemachte Kirschen, Nussschokolade, alles andere ist mir entfallen. Aber so wie ich das sehe, endet es in einer Waschorgie im Waschsalon bei der üblichen Beschäftigung. Waschen! Dabei fällt mir wieder ein, dass ich seit einer Woche nicht waschen kann. Das ist viel schlimmer als Eulen nach Athen tragen.

    • Ach ja, das stimmt ja. Das ist so grausam. Aber manche Menschen waschen höchstens einmal die Woche (ich kenne welche mit Namen) und können auch überall essen, weil sie immer zu Mc Donalds gehen. Das Leben kann so einfach sein.

  2. Ja, auch ich hier im rheinischen Exil kenne solche Transporte aus Bayern. Regelmäßig werde ich mit einer gescheiten Gelbwurscht versorgt und ich selber besorge mir unter anderem Spätzlemehl und Griesnockerlpulver. Das alles gibt es hier nicht! Am Anfang, als wir hierher gezogen sind, haben wir schon überlegt, ob wir ein Brezenimperium aufbauen sollen, da es weit und breit keine gescheite Breze zu kaufen gibt. Die Krönung war dann die Weißwurscht, die ich bei einer hiesigen Landmetzgerei gekauft habe. Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen, denn sie sah eher wie eine missglückte Gschwollne aus, nun ja, es kam, wie kommen musste, es war greislig. Ich nehme dann immer eingeschweißte vom Reiter mit und backe die Brezen vom Aldi auf. Habe also vollstes Verständnis für die Bloggerin und habe auch das Bild im Kopf, wie sie im Zug mitten auf der Strecke steht und Brotzeit macht, hoffentlich nicht weil jemand sich davor legen wollte.

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