Es gibt Dinge, die man gerne glaubt. Als Kind glaubt man ans Christkind, weil man grundsätzlich den Eltern alles glaubt und warum sollte man nicht an den Osterhasen glauben, wenn er doch so schöne Eier und zunehmend mehr Geschenke bringt? Außerdem sind die Eltern gottgleich und der Filter für die Realität, was leider immer mehr in den Hintergrund der Erziehung tritt, denn Kinder müssen auch mit zwei Jahren schon mehr verstehen als manch Erwachsener sich zumutet. Nicht umsonst wird das durchschnittliche Fernsehprogrammniveau permanent herabgesenkt. Kindern wird erklärt, dass an der Kasse nur Quengelartikel liegen und das ganz ganz böse Marketingideen sind, wo ein schlichtes Nein auch genügen würde, so es denn überhaupt durchdringt. Egal.
Auch im Erwachsenenalter sind wir keinesfalls vor dem Glaubenwollen gefeit. Zum Beispiel bei der gesunden Ernährung. Ich will jetzt kein Fass mit Bioessen und Biofleisch aufmachen oder dass die Region Parma so groß sein müsste wie ganz Italien oder gar Europa, um all die Schweine zu beherbergen, die Parmaschinken liefern oder die Kühe, die Parmesanmilch geben (der muss ja auch noch gelagert werden). Beim Weinanbau ist es dasselbe und ebenso beim Schwarzwälderschinken. Das ist nun mal so und wer mit glücklicher Ignoranz gesegnet ist, der kommt weder ins Grübeln noch ins Zweifeln. Durch die industrielle Fertigung bekommt der Verbraucher den gewünschten und vertrauten Geschmack genau so wie er ihn sich erwartet. Die Industrie ist nun mal verlässlicher als die Natur. Deshalb schmeckt Trüffelöl trüffeliger als die Pasta al Tartuffo bianco, die beim Italiener dann auch gerne mäkelig zurückgeschickt wird.
Was allerdings ein reizender und wirklich überall verbreiteter Glaube fast aller Erwachsenen ist, ist das Obstwaschen. Ich kenne keinen Erwachsenen, noch weniger Männer darunter, die nicht die panische Frage stellen, ob das Obst auch gewaschen ist. Es wird dann kurz unter den Hahn gehalten, vielleicht abgerieben und schon ist auch das Gewissen rein von Schad- und Giftstoffen oder gar Keimen. Wenn aber ein Apfel am Baum gespritzt wird, dann wäre es doch sehr kurz gedacht vom Apfelbauern nicht auch an den nächsten Regenguss zu denken, der einem Wasserhahn recht nahe kommt. Für all Diejenigen, die nicht auf die Kraft ihres Darms vertrauen, gibt es jetzt sogar Obst- und Gemüsereiniger zu kaufen. Ansonsten hilft zartes Rubbeln und ich würde mich an dieser Stelle wirklich und aus ganzem Herzen über eine Einladung freuen, bei der ich frisch gerubbelte Himbeeren oder Blattsalate essen darf.
P.S. habe psychosomatisches Bläschen an der Lippe nach dem Verzehr der Blaubeeren. Hätte sie doch einzeln abputzen sollen….
Haha! Genau, ich bin noch in der Zeit großgeworden, wo man den Apfel einfach an der Hose abgerieben hat und dann rein gebissen hat. Ja gut, heute wissen wir, dass da viel mehr Gift draugespritzt wird, als gesund ist. Hauptsache, es sieht schön aus. Die Geschichte, als ich meinem Mann Heidelbeeren gegeben habe und er fragte, ob die gewaschen seien, weiß ich nicht, ob ich erzählen kann! Er sagte doch tatsächlich, er möchte nichts essen, wo irgendwelche Tiere Pipi drauf gemacht haben. Ja weiß der nicht, dass in diese Plantagen gar keine Tiere mehr kommen?! Ich muss mich immer noch kaputt lachen. Entschuldigung, aber ich gebe der lieben Bloggerin Recht: keiner vertraut mehr auf die Funktionen des Körpers!
Männer sind in Bezug auf ungewaschenes Obst ganz üble Rädelsführer. Ich esse bedenkenlos ein Pfund ungewaschene Trauben, habe dann zwar manchmal eine pelzige Zunge, aber man muss nicht gleich hysterisch werden wegen sowas. Mein Fußballgott fragt 10x nach, ob das Obst gewaschen ist, er wäscht es mit heißem Wasser! Bis jetzt habe ich noch keine Seifenblasen oder gar Schaumbildung gesehen. Kommt sicher noch. Bis er gewaschen hat, habe ich gegessen.