Handtaschen

Wie versprochen und durchaus auch aus gegebenem Anlass folgt der Beitrag über Handtaschen und an dieser Stelle muss ich mich wundern und auch entschuldigen, dass es so wahnsinnig lange gedauert hat, bis dieses lebenswichtige Thema behandelt wurde. Handtaschen. Sie sind offenbar so selbstverständlich wie Atmen, Essen, Schlafen. Vielleicht habe ich deshalb noch nicht darüber geschrieben. Es ist mir unerklärlich. Mein erster Chef hatte seinen Lieblingsspruch, der durchaus auch auf unsere liebsten Begleiter zu übertragen ist: Umsatz ist nicht alles, aber ohne Umsatz ist alles nichts. Dem ist wenig hinzuzufügen.

Eine meiner ersten schärferen Diskussionen mit meinem damals brandneuen Ehemann hatte ich wegen meiner Handtasche. Fröhlich und glücklich darüber, nicht mehr alleine die Last des Lebens tragen zu müssen, warf er mir in munterer Folge seine Habseligkeiten und Dinge, von denen er der Meinung war, sie seien es wert, aufgehoben zu, aber nicht von ihm getragen zu werden, in die Tasche. Damals, vor vielen, vielen Jahren war die Mode noch keineswegs dieselbe wie heute und Handtaschen waren eher klein. Mich hätte das im Hormonrausch noch nicht mal so sehr gestört, wäre nicht alle paar Minuten die Aufforderung gekommen, bitte mal das Handy, das Geld, die Autoschlüssel etc. zu reichen. Das ist ähnlich wie mit Bananenschalen oder Bonbonpapier: Passt man da nicht frühzeitig auf, bekommt man es wie die Mutter eines Dreijährigen in die Hand gedrückt. Wehret den Anfängen! sage ich da nur!

Diese an sich ja entzückende Unsitte, die voller Urvertrauen und Bequemlichkeit steckt, haben wir recht zügig abgeschafft und auf Sondersituationen reduziert. Bei Reisen, wenn mein Mann alle Koffer zum Auto schleppt, wir einen Stadtbummel in einer großen fremden Stadt machen….und so weiter. Ansonsten kann ich zu Handtaschen nach diesem speziellen Wochenende nur Folgendes sagen: es mag ja sein, dass es It-Bags gibt und es mag auch sein, dass man nicht sehr hipp ist, wenn man sie nicht hat, aber wenn auf einer urigen Berghütte auf einmal drei identische Taschen auf jahrhundertealten Bänken stehen, kommt man schon ins Grübeln, wie weit es mit der Individualität und dem Selbstbewusstsein her ist.

2 Gedanken zu „Handtaschen“

  1. Diese sogen. It-Bags sind tatsächlich eine Zeiterscheinung, die mir unerklärlich ist. Früher (also vor ca. 40-50 Jahren) sagte man, wenn jemand eine Tasche mit einem großen A trug, das sind Leute, die keinen eigenen Geschmack haben und davon ausgehen, wenn sie Gürtel, Tasche und Schuhe von dieser Firma tragen, dann kann nichts schiefgehen und sie sind gut und richtig angezogen. Das hat sich natürlich geändert. Auch ich bin ein Fan von zwei bestimmten italienischen Taschenfirmen. Natürlich aus gutem Grund, sie sind unverwechselbar schön, haben ein gewaltiges Eigengewicht und sind nicht auf den ersten Blick identifizierbar. Durch das Gewicht dieser Taschen hat man eigentlich schon keine Lust mehr, mehr als nur ein Taschentuch zuzuladen. Wenn ich aber alles, wirklich alles, was ich für einen Stadtgang benötige, beilade, komme ich leicht auf 6-8 kg. Wahnsinn. Wenn dann der Fußballgott mir ein Tütchen Tomaten abnehmen will, um mich zu entlasten, biete ich ihm manchmal spontan meine zentnerschwere Tasche an. Ich lasse sie ihm in die Hand plumpsen und freue mich darüber, wenn er aufstöhnt und mich für verrückt erklärt. Sicher, man muss nicht unbedingt zwei Fotoapparate und einen Knirps mit sich herumschleppen, aber wenn ich es dann brauchen würde….. Übrigens, ich würde den Fußballgott niemals meine Handtasche tragen lassen, denn es gibt kaum etwas Lächerlicheres als einen Mann mit Damenhandtasche.

  2. Ja da wundere ich mich wirklich auch, dass wir das wichtige Thema „Taschen“ noch nie hatten. Nun, ich habe da ganz klare und harte Vorgaben, was meine Tasche betrifft. Keiner hat ohne meine Erlaubnis in meine Handtasche zu greifen. Das halte ich bei meinem lieben Mann so und genauso bei meinen Kindern. Die sind schon so verschreckt, dass sie sich ohne ausdrückliche Erlaubnis nicht mal ein Taschentuch raus nehmen trauen. Ich finde, das ist wie alleine auf die Toilette gehen. Das mach ich auch nicht mit meinem Mann. Ein bisschen Intimsphäre muss sein und dies gilt auch für meine Handtasche, was weiß denn ich, was ich da alles drin habe (es sammelt sich ja einiges an), das keinen was angeht. Als Mutter und Ehefrau gibt man ja schon viel von seiner Identität auf, da muss man schauen, dass einem etwas Privatsphäre bleibt. Apropos Identität: das mit diesem It-Pieces ist echt der Hammer. Ich seh hier morgens die jungen Mädels aus der Nachbarschaft mit genau diesen Taschen in die Schule laufen. Ja! Alle haben die gleichen Taschen, gleiche Form, gleiche Farbe, gleiche Marke. Das finde ich echt merkwürdig, erstmal, dass man die als Schultasche verwendet und dann: wer kauft die ihnen? Würde mir im Traum nicht einfallen, meiner Tochter für die Schule so eine Tasche zu kaufen. Leider wollen die wohl alle gleich ausschauen, da ist nichts von Individualität und eigenem Stil zu spüren, schade.

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