Packen

Nach vielen schönen Jahren Liebe und Ehe gibt es das ein oder andere ungeschriebene Gesetz, das – ungeachtet dessen, ob man es versteht oder nicht – geachtet, ja gar heilig gehalten wird. Mein Mann zählt zu den ausgesprochen pflegeleichten und zauberhaften Ehemännern, der sich fürchterlich freut, wenn für ihn gekocht und gesorgt wird, was sich gut trifft, da ich das andersherum auch sehr gern tue. In einer Angelegenheit ist jedoch auch mit ihm keineswegs zu spaßen: Beim Packen. Schon unsere erste Reise im allerwildesten Rausch der Verliebtheit wurde mit den Worten eingeleitet: Bei uns war das früher immer so, meine Mutter und alle anderen haben das, was sie mitnehmen wollten, bereit gelegt und ich habe es eingepackt. Wie schön.

Nun ist es leider so, dass ich ein sequenzieller Spontanpacker bin. Also ich gräme mich wechselnd, was ich alles brauche, nicht mitnehmen kann, unbedingt brauche, auf das ich keinesfalls verzichten kann und werfe es – zunächst unter beinahe asketischer Sparsamkeit – in den Koffer und lasse den Koffer dann ruhen. Nach dem ersten selbstauferlegten Spar- und Selbstbeschränkungswahn werfe ich dann kurz vor der Abreise noch panisch Einiges (Zahlreiches) hinein. Meist sind das schwarze Kaschmirpullis, Unterwäsche (entweder ich reise komplett ohne und hab mir auf diese Art und Weise schon ein beachtliches Sammelsurium an nicht zusammenpassenden Teilen zugelegt, denn dann möchte man sich ja nicht auch noch für Schusseligkeit belohnen) und große Schals. Dann stelle ich fest, dass ich – wenn ich nicht mit dem Flugzeug verreise – doch besser eine Schuhtasche aufmache und ist das geschehen, ist es um mich geschehen. Dann ist ja wieder Platz.

Mein Mann ist da äußerst geduldig und hat verstanden, dass die Dauer einer Reise bei uns meist nur noch mit der Anzahl der sauberen Unterwäsche variiert und wir auch für ein Wochenende mit einem großen Koffer verreisen müssen. In den Wintermonaten haben wir für solch brenzlige Situationen eine wunderbare Lösung gefunden, denn er ist Herr unserer Skitasche. Diese ist – und das ist gemein – eine mannsgroße Tragetasche aus seinen wilden Eishockeyzeiten. In die schlichtet er mit manisch anmutender Präzision unsere Habseligkeiten und alles hat seinen Platz. Er weiß, was wo liegt, zupft es mit spitzen Fingern heraus und legt es auch an genau diesen Platz wieder zurück. Zum Beispiel, wenn mir einfällt, dass wir unsere Skikarten noch zurückgegeben müssen. Das funktioniert prächtig und ich könnte auch wirklich zufrieden sein, wäre da nicht eine andere kleine zauberhafte Eigenheit, die mich irgendwann noch in den Wahnsinn treibt: Das völlig wahllose Hineinwerfen von Habseligkeiten in meine Handtasche. Aber ganz ehrlich, das ist so ein elementares Thema, ich denke, es verdient einen eigenen Blogbeitrag. Ich muss jetzt eh weiter packen.

4 thoughts on “Packen

  1. Ich finde, die Packerei hat der Teufel erfunden. Das ist mittlerweile der Hauptgrund, der mir das Reisen verleidet. Ich habe immer erstaunlich wenig Gepäck, dafür Schuhe, die ich maximal 1x im Urlaub trage, oder eher gar nicht, aber zu wenige T – Shirts oder nur schwarze, weil ich die oft nicht so unterscheiden kann und dafür nur blaue Hosen und so. Die falschen Pullis und überhaupt bin ich packtechnisch sehr unzufrieden mit mir. Mein Fußballgott ist zauberhaft und lieb bei der Packerei, er schleppt seine Sachen exakt gefaltet und sortiert zu dem ihm zugeteilten Gepäckstück, Schuhe mit Leisten, was beim Fliegen unnötiger Ballast ist, Hemden auf Bügeln. Naja, ich lass halt die Bügel zuhause. Früher, ach früher, als wir mit Pferden und Hunden und Fahrrädern gereist sind, hatten wir einen LKW. Ich war im Packrausch. Für Reiten mit und ohne Regen, Hundegassi dto. Reiten auch noch Gelände oder Dressur. Ganz normal für evtl. Bummel durch ein Dorf, „elegant“ für Abendessen im Hotel, dito Frühstück. Schuhe ohne Ende, Hundefutter, für mein heikles Pferd speziellen Hafer, ach und die ganze Medizin für uns alle. Wie habe ich das nur gemacht? Auf jeden Fall, jedes Hotelzimmer war zu klein für unser Gepäck, wir kleideten uns zum Teil im LKW an.
    Ich will nicht klagen, jetzt ist es ein klein wenig leichter, aber nicht viel.

  2. Der Bericht über die Packerei hat mich so gestreßt, dass ich jetzt in Rekordzeit einen Teller Käsewürfel samt einem Glas Wein zu mir genommen habe. Bin gespannt, wann wieder „leichtere“ Themen kommen.

    • Habe jetzt zwanzig Artischocken hier, die leichten Themen liegen quasi vor der Balkontüre und werden bald abgearbeitet. Versprochen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert