Diesen wunderbaren Satz hat unser Neuengländer Poldi einst anlässlich der WM-Niederlage – vermutlich in Unterhosen in der Kabine – gesagt. Und damit das Offensichtliche so schlicht auf den Punkt gebracht, dass Literaten und Meister des Weglassens wie Hemingway sich vor ihm verneigen würden, würden sie denn noch leben. Was den Satz so besonders macht, ist nicht sein umumstrittener Wahrheitsgehalt, sondern die Schlichtheit, die ihn von der Plattitüde abgrenzt. Er dringt genau mit dieser Wahrheit in die Herzen und macht selbst eine Niederlage erträglicher, wahrer. Aktuelles Beispiel: AS Rom gegen Real Madrid.
Dass es sich nicht mit jeder offensichtlichen Wahrheit so verhält, erkennen wir an unseren eigenen Reaktionen auf so manches geschriebene oder gesprochene Wort. Wer hat nicht schon mal in netter Runde oder gar im Job fassungslos gelauscht, wenn Menschen mit Mainstreamgeplapper Meriten einfahren. Das Flüchtlingsthema eignet sich hierzu prima, denn natürlich ist Bildung und Integration das Wichtigste. Aber keine Sorge: Selbst Prinzessin Kate ist nicht davor gefeit, angefeindet zu werden, wenn sie Wahres und Wichtiges sagt. So zum Beispiel als sie Eltern riet, ein offenes Ohr für die Sorgen ihrer Kinder zu haben. Was ist daran falsch? Warum sollte sie es nicht sagen, wenn es doch wahr ist? In meinem derzeitigen Lieblingsbuch, das übrigens von einer Schnecke handelt, wird ein Philosoph zitiert (finde den Satz nicht, wird nachgereicht) mit den Worten: Drei Dinge kommen immer ans Licht: Die Sonne, der Mond und die Wahrheit. Warum also die Empörung?
Weil das Wahre so wahr ist, dass es nicht mehr gesagt werden muss? Ist es nicht eher so, dass es vor lauter Selbstverständlichkeit manches Mal vergessen wird? Bei einer anderen Erkenntnis, die auch noch unter Mithilfe, erzwungener Mithilfe, und strenger Fastenkur der geduldigen Probanden zustande gekommen ist, stellt sich mir persönlich die Frage, ob etwas so Logisches denn auch wirklich eines Beweises bedarf: „Dicke Vögel stolpern schneller“ fasst SPON stolz wie Bolle eine Versuchsreihe mit angefressenen und dann wieder zwangsgefasteten Königspinguinen zusammen. Wer hätte gedacht, dass Stabilität und Schwerpunkt zusammenhängen?! Da bleibt nur noch das beruhigende Sprichwort, das an Wahrheit kaum zu überbieten ist: Ausnahmen bestätigen die Regel. Auch bei wahren Äußerungen.
Ja mit der Wahrheit ist das so eine Sache, manchmal will man sie hören und manchmal nicht. Wer kann nun wissen, was alle gerade hören wollen. Ich bin glaube, ich manchmal zu ehrlich und das Wort sitzt mir locker auf den Zunge und wenns dann raus ist und eine Reaktion hervorruft, die man nicht erwartet hat, ja dann hat man sein Dreck im Schächtele. Leute, die in der Öffentlichkeit stehen, müssen da noch viel mehr aufpassen. Über den einen macht man sich lustig zwecks seiner Einfältigkeit und über die Andere wundert man sich, weil sie einen Prinzen geheiratet hat, da fällt mit ein, hier im Rheinland ist Polen auch ein Prinz!
Poldi natürlich der auch Pole ist passt also schon wieder !
In meinem langen Leben haben mich drei Männer begleitet. Wie zu erwarten, waren sie alle klug, wissend, gütig und zum Teil auch schlau! Darunter mein Ehemann Nummer zwei, der den in meinen Augen unwiderlegbar klugen Satz sagte: man gewinnt nicht, weil man besser ist, sondern der Andere Fehler macht. Und ich muss sagen, ich gebe ihm nicht gerne recht, er hat recht! Er ist eben schlau. Denn, egal wohin man schaut, wenn man genau aufpasst, ist es genau so. Und das mit Roma und Madrid ist einfach eine Ungerechtigkeit sondergleichen. Aber darüber müssen wir ja nicht reden, das Problem haben wir Frauen ja längst erkannt. Und dann gibt es noch eine köstliche Erkenntnis: wir können alles erreichen, müssen aber nicht. Eigentlich genügt das doch für einen gemütlichen Abend mit einem dicken Pinguin, wenn er nur nicht stolpert wenn er uns den Wein an die Couch bringt.